Reihe: Die neuen Fälle des Meisterdetektivs Sherlock Holmes Hier gibt es das Printexemplar und hier das eBook auf Amrûn zu kaufen! Eine Rezension von Christel Scheja |
Sherlock Holmes starb mitsamt seinem Widersacher James Moriarty an den Reichenbach-Fällen. Beide stürzten im Kampf zu Tode. So hatte es Sir Arthur Conan Doyle für sich entschieden, revidierte aber zumindest das Ableben seines Helden ein paar Jahre später, als seine Leser protestieren. Nun erzählt J. J: Preyer aber eine ganze andere Geschichte in „Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge“, die einiges in einem ganz neuen Licht erscheinen lässt.
John Watson ist schwer erkrankt und hat jeden Lebenswillen verloren. Nach dem Tod seines besten Freundes Sherlock Holmes hat er nun auch noch seine geliebte Frau Mary verloren. Sie ist einfach verschwunden und er weiß nicht einmal, ob sie noch lebt, da es keine Spuren gibt, die die Polizei oder er nachgehen können.
Dann jedoch ändert sich alles, denn Holmes taucht unverhofft wieder auf, erklärt nur kurz, was eigentlich an den Reichenbach-Fällen in der Schweiz passiert ist und deutet an, dass nicht nur er, sondern auch Moriarty überlebt habe und nun die Strippen aus dem Hintergrund ziehen würde.
Leider gehört auch Mary zu dem dunklen Spiel und ist gar nicht so tot wie vermutet. Ganz offensichtlich ist sie näher mit dem „Napoleon des Verbrechens“ und seinen engsten Vertrauten verbunden als John je geahnt hat.
Dennoch macht er sich mit Sherlock auf, sie zu befreien. Durch die waghalsige Rettungsaktion wird auch dem Meisterdetektiv einiges klarer. Er folgt den Spuren, die zu einem eigenwilligen Schriftsteller namens Oscar Wilde führen und erkennt so, dass er seinen Erzfeind vielleicht nur auf eine Weise besiegen kann – wenn er mehr über dessen Vergangenheit heraus bekommt …
„Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge“ ist bereits der vierte Roman über Sherlock Holmes von J. J. Preyer. Man merkt, dass er sich sicher durch das Setting und mit den Figuren bewegt und sich genau auf das konzentriert, was den Meisterdetektiv eigentlich so unverkennbar macht.
Zudem erlaubt er sich den Mythos um Moriarty, der in den Original-Geschichten gar nicht so eine große Rolle spielte, weitere Facetten hinzuzufügen und dessen Wahnsinn zu begründen. Wie bei jedem großen Mann so steht auch hier eine Frau in den Schatten und zieht die Fäden – passenderweise die Mutter des Schurken, die gelegentlich sehr ansteckend auf ihren Sohn wirkt..
Nach und nach enthüllt der Autor so das verzwickte Intrigen- und Beziehungsgeflecht, zeigt auch, wie Oscar Wilde in das ganze Drama passt und welche Auswirkungen das auf die Helden und ihre Probleme hat.
Dennoch wirkt die Geschichte unvollkommen – das merkt man vor allen daran, dass der Autor irgendwann mehr auf die Action und vordergründige Horrorelemente setzt und dabei den Hintergrund wie auch die Atmosphäre etwas vernachlässigt. Der hektische Abschluss wirkt so, als habe Preyer eine Seitenbegrenzung zu beachten, was dem ansonsten sehr interessanten Buch sehr schadet. Auch die Figuren verlieren zum Ende hin zusehend an Substanz, vor allem die Gegenspieler.
Alles in allen wirkt „Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge“ durch die interessante Idee zunächst sehr spannend, leider fehlt der Umsetzung genügend Raum, um das komplizierte Geflecht wirklich auszuarbeiten und ihm damit mehr Tiefe zu verleihen. So wirkt das spannende Konzept nur halb so gut, wie es eigentlich hätte sein können.
Meine Bewertung:
3,25 von 5 Ermittlungsakten