Titel: Sherlock Holmes. Der Verwunschene Schädel
(Anthologie) Herausgeber: Alisha Bionda Erscheinungsdatum: Voodoo Press, April 2011, 254 Seiten broschiert, ISBN-13: 978-3902802040 Eine Rezension von Meara Finnegan |
Teilnehmende Autoren: Barbara Büchner, Tanya Carpenter, Christian Endres, Erik Hauser, Florian Hilleberg, Guido Krain, Karl-Georg Müller, Oliver Plaschka, Melanie Stone, Klaus-Peter Walter.
Sherlock Holmes und Phantastik – diese beiden Dinge schließen sich eigentlich aus. Arthur Conan Doyle selbst zeigte zwar in seinen späteren Jahren einen Hang zum Okkulten (Spiritismus, Feenglaube). Doch der hervorstechendste Charakterzug an seinem berühmten Detektiv ist die kühle Wissenschaftlichkeit, die jeden Aberglauben als (bewusste) Täuschung entlarvt und eine natürliche Erklärung findet („Der Hund von Baskerville“, „Der Vampir von Sussex“ u.a.).
Diese Anthologie schafft nahezu durchgängig die Gratwanderung zwischen herkömmlichen Holmes-Geschichten und Phantastik. Zumeist erzählt aus Sicht des treuen Begleiters Watson und teilweise verblüffend nahe an dem Doyle'schen Sprachstil, entführen die Geschichten in parallele Welten, in der übernatürliche Wesen oder Phänomene oder gar die Zwischenwelt des Todes eine Rolle spielen.
Diese Anthologie schafft nahezu durchgängig die Gratwanderung zwischen herkömmlichen Holmes-Geschichten und Phantastik. Zumeist erzählt aus Sicht des treuen Begleiters Watson und teilweise verblüffend nahe an dem Doyle'schen Sprachstil, entführen die Geschichten in parallele Welten, in der übernatürliche Wesen oder Phänomene oder gar die Zwischenwelt des Todes eine Rolle spielen.
Lediglich die Geschichte „Sherlock Holmes und die Eisprinzessin“ fällt aus dem Rahmen: die blumige Sprache der Eingangsszene weist auf eine gothic novel hin – konträr zu den polizeilichen und detektivischen Ermittlungen der nächsten Szene, die jedoch inhaltlich eher an eine moderne Krimiserie denn an Holmes erinnern. Hier ist in meinen Augen auch ein deutlicher Bruch zu dem Holmes-Bild festzustellen: der fortschrittliche Holmes würde niemals abwarten, ob die polizeilichen Ermittlungen der Indizien zu dem selben Ergebnis kommen oder gar noch weitere Dinge herausfinden (!). Mit seinem einzigartigen Bildungshintergrund ist er den herkömmlichen Polizeimethoden weit voraus, oft wird er als beratender Detektiv konsultiert, um seine Meinung zu einem Beweisstück abzugeben, ohne dass er den Fall tatsächlich betreut. Ein anderer Leser mag zu einem anderen Schluss kommen, für mich ist dies ein wichtiger Ausdruck des wesentlichsten Merkmals von Holmes' Charakter, so dass diese Geschichte mich weder überzeugen noch anzusprechen vermochte.
Abgesehen von diesem Ausrutscher kennen die Autoren der Anthologie jedoch ihren "Holmes", und bereichern sein Universum auf kurzweilige Weise um weitere Facetten, ohne dem Doyle'schen Charakter zu widersprechen.