Serie / Zyklus: ~
Titel / Originaltitel: SF aus China
Herausgeber: Yonglie, Ye / Dunsing, Charlotte
Autoren: Wei Yahua, Ye Yonglie, Tong Enzheng, Liu Zhaogui, Wang Xiaoda, Xiao Jianheng, Liu Ji'an & Gu Junzheng
Übersetzer: ~
Verlag / Buchdaten: Goldmann
Besprechung / Rezension von Oliver Faulhaber Dieser Band enthält insgesamt 8 Kurzgeschichten:
01. Wei Yahua: "Der Traum vom sanften Land"
02. Ye Yonglie: "Zersetzung"
03. Tong Enzheng: "Liebe im Unendlichen"
04. Liu Zhaogui: "Das Rätsel Beta"
05. Wang Xiaoda: "Die geheimnisvollen Wellen"
06. Xiao Jianheng: "Professor Salomos Irrtum"
07. Liu Ji'an: "Der merkwürdige Fall vom Seeufer"
08. Gu Junzheng: "Traum vom Frieden"
Asiatische SF-Literatur verirrt sich eher selten in unsere Gefilde, so dass ich bei diesem in der "Edition '84" erschienenen Erzählband kurz entschlossen zugriff. Um es gleich vorweg zu nehmen: man verpasst nicht allzu viel, wenn man die Kurzgeschichten nicht liest. Zu naiv und geradlinig kommt die Mehrzahl daher - "harmlos" trifft es vielleicht am ehesten.
Bereits die erste Geschichte bietet dafür ein Paradebeispiel: Da heiratet ein junger Mann einen weiblichen Automaten, ist anfangs entzückt von ihrer Folgsamkeit und Demut, merkt aber mit der Zeit mehr und mehr, wie sehr ihn dieser absolute Gehorsam langweilt und abstößt. Was bereits hier auffällt, ist die Offenkundigkeit der in der Geschichte verpackten "Message". Die Handlung verläuft streng linear, Subtilitäten und Überraschungen bleiben dabei auf der Strecke.
Auch die übrigen Geschichten zeigen diese Auffälligkeiten: während in "Zersetzung" der überehrgeizige Wissenschaftler Gewissensbisse bekommt und sich am Ende doch für die gute Sache opfert, muss der Professor in "Professor Salomos Irrtum" schließlich erkennen, dass Roboter keinen guten Elternersatz abgeben. Wie man bereits an dieser Auswahl sieht, spielen viele der Erzählungen im akademischen Milieu. Das bietet den Autoren zum einen die Möglichkeit, das Handlungselement der Spionage einzuführen (meistens durch Ausländer, seltener durch "umgepolte" Chinesen), zum anderen bietet dies den richtigen Rahmen, um sich ausgiebig mit Erklärungen der technischen Hintergründe zu befassen. So spürt der Held im abschließenden "Traum vom Frieden" mit Hilfe einer Peilantenne den versteckten Piratensender der japanischen Spione auf, was der Autor prompt für seitenlange Anmerkungen zur Funktionsweise einer solchen Antenne nutzt - zu allem Überfluss auch noch mit Skizzen.
Beinahe am Interessantesten fand ich den Epilog der Herausgeber zur Entwicklung der chinesischen Science Fiction: Man erfährt Näheres zu den historischen und sozialen Hintergründen und findet so Erklärungen für die oben genannten Gemeinsamkeiten der meisten Geschichten. Am ehesten lassen sich diese wohl mit der amerikanischen Science Fiction aus den 30er und 40er Jahren vergleichen, die sich oft durch eine ähnliche Naivität "auszeichneten". Bleibt zu hoffen, dass die Autoren aus dem Reich der Mitte seit Erscheinen dieses Bandes (die meisten Geschichten sind immerhin um die 20 Jahre alt) einen ähnlichen Schritt nach vorne gemacht haben wie ihre westlichen Kollegen - die ja bereits in den 60er Jahren Erstklassiges produzierten.
Bewertung: 4 von 10 Punkten