Titel: Serendip Autor: Tim Stretton Übersetzung: Andreas Irle Verlag: Andreas Irle Edition, 421 Seiten, ISBN: 978-3-936922-14-1 Eine Besprechung / Rezension von Alex Haas |
Mirko Askalon, aus seiner Heimat Garganet verbannt, hat sich in der Stadt Paladria eine neue Heimat gesucht. Das größte gesellschaftliche Ereignis der Stadt ist der Höhepunkt der jährlichen Galeeren-Renn-Saison: die Margariade.
Die große Bedeutung des Rennens möchte der Politiker Bartazan nutzen, da sein Schiff aber nicht in der notwendigen Verfassung ist, heuert er Askalon an, seine Galeere, die Serendip für das Rennen zu trainieren.
Mirko Askalon ahnt, dass seine Fähigkeiten für politische Zwecke benutzt werden sollen, allerdings kann er das Geld sehr gut gebrauchen. Außerdem hat längst eine der Gegenparteien Bartazans Kontakt mit Mirko aufgenommen und so spannt sich das Netz aus Intrigen, noch bevor die Serendip auch nur einmal den Hafen verlassen hat. Mirko Askalon selbst will eigentlich nur eins: raus aufs Wasser.
Die Stadt Paladria, in der der Roman ansiedelt, orientiert sich an den italienischen Stadtstaaten a la Venedig. Dementsprechend ist auch die Atmosphäre des Romans: bunt, lebensfroh, aber auch etwas gestelzt. Das setzt sich auch oder gerade in den Dialogen um, diese sind für meinen Geschmack etwas zu steif, man kann das aber durchaus als passend bezeichnen. Es muss ja nicht alles jedem gefallen.
Auch der Umgang der Charaktere untereinander passt sich da an: die “unteren” Schichten ruppiger und freier, die oberen Schichten elitärer aber halt steifer.
Tim Stretton versucht, seinen Charakteren durchaus ein wenig mehr Tiefe zu verleihen als allgemein üblich, und darauf dann das Intrigen-Spiel aufzubauen. Hier wird allerdings das große Manko des Romans deutlich: Er ist unwesentlich spannend, da die meisten Intrigen vielleicht für die Charaktere verborgen sind, aber nicht für den Leser. Kaum ein Handlungszweig birgt große Überraschungen oder unerwartete Handlungen; Geheimnisse werden direkt oder nach meinem Gefühl viel zu schnell aufgelöst.
Einzig die Rennen bieten hier Abwechslung. Allen voran das große Finale: die Margariade. Glaubt man an sich den Roman “im Griff zu haben”, packt der Autor hier wirklich die grobe Kelle aus und schreibt einen Rennen, dass man so noch nicht gelesen hat und welches unglaublich spannend ist!
Dafür geht zwar der gesamte Stil des Romans über Bord, inklusive steifer Dialoge, aber das ist es alle mal wert. Gleich im Anschluß gehts aber wieder wie gehabt weiter. Ich hätte mir da gewünscht, dass sich der Autor ein wenig mehr an Stil und Atmosphäre orientiert hätte.
Zum Schluß muss ich aber noch etwas über das Lektorat sagen. Ich persönlich entdecke in der Regel sehr wenige Fehler und wenn dann doch, dann sehe ich zumeist großzügig darüber hinweg. Warum aber man in aller Welt ständig die Anrede “Meine Lady” (vermutlich für Mylady?) benutzen muss ist mir leider wirklich ein Rätsel.
Fazit:
Ein ganz solider Roman, nicht besonders spannend, aber er bleibt einem doch in Erinnerung.