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Titel: Lexipolis
Eine Besprechung / Rezension von Frank Drehmel |
Lexipolis ist der Hauptplanet im Sektor des Ordens der Galaktischen Union und Sitz des Führungsrates –eines Gremiums sieben Unsterblicher - des menschlichen Weltenbundes, der nach einem bestimmten sozialen Konzept organisiert ist, dem Konzept der Segmentation: die Galaxis ist in sieben strikt gegeneinander abgegrenzte Sektoren aufgeteilt, in denen jeweils genau eine einzige Funktion, eine einzige menschliche Neigung zum alles bestimmenden Prinzip erhoben und durch eine bestimmte Farbe repräsentiert ist: Ordnung, Krieg, Vergnügen, Handel, Spiritualität, Kreativität und Arbeit. Doch die Union und die Menschheit selbst sind zum Untergang verdammt, sollte es nicht gelingen, die Seuche der Unfruchtbarkeit in den Griff zu bekommen.
Während der Führungsrat noch über die Bekämpfung und Konsequenzen der Seuche lamentiert und debattiert, wird auf dem Planet Karatschai im Sektor der Spiritualität der siebenjährige Loth Lungren jenem Wesenstest unterzogen, der über die Zuweisung zu einem der Sektoren und damit sein zukünftiges Leben entscheidet. In Loths Fall jedoch sind die Resultate so beängstigend widersprüchlich, dass sich die Prüfer entschließen das Ergebnis zu fälschen und den Jungen den Kriegern auf Neo-Sparta zuzuweisen. Die nächsten vierzehn Jahre jedoch darf er weiter auf seiner Heimatwelt verbringen, um dort vorbereitet zu werden und mit Vollendung des einundzwanzigsten Lebensjahres seiner vermeintlichen Berufung zu folgen.
Doch es kommt alles ganz anders: als Loth die Raumfähre nach Neo-Sparta verpasst, findet er sich plötzlich in den Fängen einer gnadenlosen Justiz wieder, die ein Exempel statuieren und ihn um 50 Jahre genetisch altern will, damit er keine Bedrohung für die Gesellschaft mehr darstelle. Kurz bevor das Urteil vollstreckt werden kann, gelingt dem Delinquenten mit Hilfe der undurchsichtigen Jezreel die Flucht aus den Gefängniskomplex, eine Flucht die sie ins Herz der Union nach Lexipolis führt, wo sie sich der Widerstandsgruppe der sogenannten Farblosen anschließen wollen. Doch das System setzt alle Hebel in Bewegung, um die beiden dingfest zu machen.
Auch wenn Richard Malka storytechnisch das Rad nicht neu erfindet, sondern eher ein Sammelsurium aus SF-Versatzstücken liefert, und auch wenn die Grundidee der Segmentation bestenfalls putzig erscheint und auf Grund ihrer offenkundigen Absurdität einer näheren Betrachtung sicher nicht bedarf, bietet dieser erste Band dennoch den Auftakt einer munteren, unterhaltsamen Space Opera mit viel Exotik, Technik, Romantik, Intrigen und Rätseln. Lässt man sich darauf ein und nimmt das bizarre Gedankengebäude einfach als gegeben hin, ohne es zu hinterfragen, ist Malkas Geschichte sicher nicht schlechter als eine durchschnittliche Gimènez-Story und bietet insofern für den Fan keine negative Überraschung.
Zum Artwork kann man kaum mehr sagen als, „Ist halt ein typischer Gimènez!“: bunt, exotisch und mit Figuren, deren unverwechselbare Physiognomien –und hier insbesondere die seltsam glotzenden, starren Augen –ohne jedes Zögern und auf den ersten Blick dem argentinischen Künstler zugeschrieben werden können.
Fazit: Gefällig geschriebene, routiniert visualisierte Mainstream-SF, die ab dem Moment unterhaltsam wird, in dem man als Leser beschließt, das abstruse Organisations-Prinzip der Segmentation zu ignorieren.