Titel: Segeln im Sonnenwind Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Als Maureen Johnson neben der Leiche eines Mannes aufwacht, den sie noch nie gesehen hat, weiß sie sofort, dass sie in großen Schwierigkeiten steckt. Tatsächlich dauert es nicht lange, bis sie im Gefängnis sitzt und auf ihren Prozess wartet. Genug Zeit also, über ihr Leben zu reflektieren. Und Maureen Johnsons Leben war lang, wurde sie doch im 19. Jahrhundert geboren. Als eines der frühen Mitglieder der Howard Foundation brachte sie viele Kinder zur Welt, die sich durch eine enorme Langlebigkeit auszeichneten. Ihr berühmtester Sohn war jedoch Woodrow Wilson Smith, besser bekannt als Lazarus Long. Es war auch ihr Sohn, der sie nach ihrem tödlichen Unfall rettete und in die Zukunft brachte. Dort wurde sie verjüngt und passte sich an.
Das Buch beschäftigt sich jedoch hauptsächlich mit Maureens Leben in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert. Die Begegnung mit ihrem Sohn aus der Zukunft, der ihr als Ted Bronson begegnete und sich in ihn verliebte, wird nur kurz aufgegriffen. Das ist gut so, denn die vollständige Geschichte findet sich in dem Buch Die Leben des Lazarus Long. Robert A. Heinlein letzter Roman enthielt auch sehr viele autobiographische Züge. Viele von Maureen Johnsons Erinnerungen sind seine eigenen. So war z. B. Heinlein, genau wie Maureens Ehemann, Besitzer eine Silbermine. An die Auswirkungen der Weltwirtschaftkrise konnte sich der Autor dann ebenso gut erinnern wie seine Protagonistin.
Es wäre wünschenswert gewesen, wenn die Ereignisse bis in die 1980er Jahre genauer beschrieben worden wären, allerdings hatte da der Autor ein Problem, denn dieses Buch gehört zum Future-History-Kanon und unglücklicherweise hatte Heinlein diese Zukunft sehr detailiert beschrieben. So gab es dann konsequenterweise die rollenden Straßen; die Rede kommt auf Delos D. Harriman (tatsächlich hatte Lazarus ihr empfohlen, in das Harriman-Imperium einzusteigen), und auch Professor Pineros tragisches Schicksal aus der Geschichte "Life-Line" wrd aufgegriffen. Bedauerlich ist, dass die Rahmengeschichte, die im 5. Jahrtausend spielt, kaum weiterverfolgt und mehr oder weniger halbherzig zu einem Ende gebracht wird. Hier hätten sich einige Möglichkeiten geboten, die Geschichte viel differenzierter zu erzählen. So muss man abschließend sagen, dass Heinleins letzter Roman sicherlich nicht zu seinen besten gehört. Das Buch hätte ein vernünftiges Lektorat vertragen, aber wer schreibt schon einem Alt-Bestseller-Autor vor, wie er zu schreiben hat. So kam am Ende ein eher durchschnittlicher Roman heraus, der aber einen deutlichen Zusammenhang zu den Future-History-Geschichten herstellt und den Gesamtzyklus abrundet. 6 von 10 Punkten