Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Kolja Steinrötter wählte 2004 für seine Magisterarbeit im Fach Soziologie der Universität Münster das Thema "Wissenschaft und Religion in der Serie Deep Space Nine". Als Unbedarfter frägt man sich, ob hier wieder eines der vielen Werke vorliegt, das die Star Trek Serien voreingenommen völlig überbewertet und ohne Grenzen lobt. Dem ist nicht so.
In der Einführung des Buches beschreibt Steinrötter das derzeitige Verhältnis der heutigen Generation zu Religion und zur Vermittlung von Wissen - und vergleicht dies mit früheren Zeiten. Dabei sieht er das Fernsehen als fast ebenbürtigen Ersatz zur früheren Erzählung von Märchen und die dabei entstehende Vermittlung von Fantasie, von Moral und von Werten. Leider ist dieser Teil etwas lang geraten, bis sich Steinrötter dem eigentlichen Thema widmet, gehen über 70 Seiten vorüber.
Im zweiten Teil stellt Steinrötter die Serie Deep Space Nine vor und beschreibt nicht nur den Vordergrund der Handlung, sondern geht auch auf Entstehung des Star Trek Universums sowie des Merchandising-Apparates ein. Überleitend hiervon versucht Steinrötter die amerikanische Sichtweise des Universums darzustellen und ist der festen Überzeugung, dass das Weltbild in Star Trek - immer optimistisch, tolerant und das Herz auf dem rechten Fleck - das wahre Amerika darstellt.
Das mögen vielleicht die ersten Pilger aus Irland so gedacht haben, jedoch glaube ich nicht, das Kolja Steinrötter hier recht hat. Vielleicht ist auch er hier etwas zu optimistisch, was die Menschen an sich und insbesondere in den Vereinigten Staaten betrifft. Was jetzt nicht heisst, das der Rezensent einen Antiamerikanismus heraufbeschwören möchte....
Die Macher der Serie werden ebenso vorgestellt, wie die typischen Zuschauer, die Trekkies, die Steinrötter ebenso als sehr tolerant vorstellt. Die reale Erfahrung, das muss ich noch mal einfügen, zeigt aber, dass die Trekkies als Ganzes den ganz normalen Gesellschaftsdurchschnitt wiederspiegeln, auch was Intoleranz und Dummheit betrifft.
Interessant gestaltet, die Vorstellung der wichtigsten Charaktere auf Deep Space Nine, mit soziologischen, gesellschaftlichen und religiösen Hintergrund, wobei Steinrötter zu erwähnen vergisst, das die Figuren nicht von Anfang an so geplant waren, sondern sich im Laufe der einzelnen Folgen und Seasons so entwickelt haben. Dieser Fehler hat natürlich Auswirkungen auf die nachfolgene Betrachtung der Haupthandlungsfiguren, da die von Steinrötter in sie hinein-interpretierten Charaktereigenschaften davon ausgehen, das die jeweilige Figur schon immer so gehandelt hat und handeln werde.
Im eigentlichen Hauptteil des Buches geht der Autor auf diverse wichtige Folgen der Serie ein und setzt die vorgestellten Charaktere sowie die wissenschaftlich/religiöse/psychologische Handlung bzw. die Dialoge der Serienfiguren in einen gemeinsamen Kontext. Den Schwierigkeitsgrad hat Rolja Steinrötter ohne Not damit erhöht, in dem er zwischen englischen Zitaten und deutschen Texten hin und her wechselt. Natürlich ist die deutsche Übersetzung der Star Trek Serien mit dem Original nicht zu vergleichen, jedoch fehlt hier für das im englischen nicht so mächtige Publikum eine 1:1-Übersetzung der jeweiligen Textpassagen.
Das Buch Science and a Sense of Hope ist nicht Fisch und nicht Fleisch. Für die Abhandlung für Psychologen oder Theologen ist sicherlich der Serienbezug des Star Trek-Fans Steinrötter zu stark - wer die Serie nicht kennt, wird auch mit dem Buch nichts anzufangen wissen.
Für den Star Trek Fan, ist das Werk sicherlich eine interessante Ergänzung zur Serie, die sich von den sonst üblichen Episodenguides abhebt und ein anderes Licht auf Deep Space Nine wird. Jedoch, so denke ich, ist manchmal die Faszination Steinrötters für die theologische Ausrichtung DS9s so gross, das er buchstäblich um den heissen Brei herumschreibt und nicht zum wesentlichen Thema kommt.
Grundsätzlich ist Deep Space Nine eine amerikanische Unterhaltungsserie wie viele tausende andere auch, ob der religiöse Touch der Serie gewollt ist, die Figuren aus Star Trek den wahren amerikanischen Traum wiederspiegeln, darüber ist wahrlich zu diskutieren - und Steinrötters Buch liefert hier eine Basis.
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