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Titel: Legend - Schwelender Sturm Eine Besprechung / Rezension von Melanie |
Mit “Legend – Schwelender Sturm” setzt Marie Lu die Geschichte um June und Day, die in “Legend – Fallender Himmel” begann fort. Eine Tatsache, die man schon an der Gestaltung des Buches erkennen kann. Nicht nur, dass beide Cover das goldene “LEGEND” ziert, beide Bücher sind bis auf ein einzelnes Symbol komplett einfarbig gehalten. Bei Band eins ziert das Zeichen der Republik das Cover, Band zwei wird von dem Symbol der Kolonie dominiert.
Nachdem Day nur knapp seiner Hinrichtigung durch die Republik entgehen konnte, sind Day und June auf der Flucht. Sie hoffen auf Unterstützung durch die Patrioten, eine Hoffnung, die sich bestätigt, als sie Las Vegas und den dortigen Stützpunkt der Patrioten erreichen. Eine Unterstützung, die ihren Preis fordert: Day und June sollen ihnen helfen, den gerade neu eingesetzten Elektor zu ermorden.
Schon die ersten Seiten des Buches versetzen den Leser zurück ins Geschehen und rufen das Gefühl hervor, gerade eben noch an June und Days Seite der Hinrichtung seines Bruders beigewohnt zu haben. Auch die Spannung ist bereits mit der ersten Seite wieder zu spüren: Die beiden sind auf der Flucht, Day schwer verwundet und die Chancen auf Rettung oder Hilfe verschwindend gering. Mit Ideenreichtum (und vermutlich auch Glück) schaffen es die zwei, sich zu den Patrioten durchzuschlagen. Die Gegenleistungen, die diese für ihre Hilfe fordern, haben dann zumindest mich als Leser ziemlich schockiert. Day und June gehen (zu Beginn) relativ locker mit dieser Forderung um. Eine Tatsache, die angesichts des Mangels an Optionen jedoch nicht weiter verwunderlich ist. Wenn es ums Überleben geht, bleibt für moralische Bedenken eben doch nicht allzuviel Zeit.
Aber das Buch hat einige Seiten, Seiten in denen sich nicht nur moralische Bedenken in die Gedanken der Hauptpersonen einschleichen. Bis zur letzten Seite werden Junes und Days Gefühle auf die Probe gestellt. Durch ihre Mission getrennt machen beide Erfahrungen, die sie noch weiter auseinandertreiben. Und einige Nebenfiguren tun ihr übriges, die Kluft zwischen den zweien zu vergrößern.
Auch als Leser ist man hin- und hergerissen. Abgesehen von June und Day weiß man nicht, wem man trauen kann. Teilweise weiß man nicht einmal, ob man ihren Instinkten trauen kann, ob die zwei nicht selbst hinter das Licht geführt werden. Ebenso wie Day und June bekommt der Leser aber auch tiefere Einblicke in die Welt, in der die zwei leben. Einblicke in die Geschichte der Republik, die Organisation der Patrioten und sogar einen Blick auf die Welt hinter den Mauern: Die Kolonien. Einblicke, die einen das bereits gefasste Bild überdenken lassen, aber eben auch fast alles in Frage stellen. Und damit schafft Marie Lu es, die Spannung mit jeder Seite noch weiter zu steigern.
Mit dem Ende kommt es zur Auflösung, zu einem spannenden Showdown und zu einer Entscheidung, die die Republik bis in den letzten Winkel erschüttert. Die Geschichte nimmt damit eine Wendung, die man zu Anfang sicher nicht vermutet hätte, zu einem Ende ist sie damit jedoch noch lange nicht gekommen. Einige Fäden sind entwirrt, viele haben eine überraschende Wendung genommen – nicht alle davon sind gut. Mit der letzten Seite gibt es Hoffnung, für einige ist diese Hoffnung jedoch nicht mehr als nur ein leichter Schimmer. Und damit ist man als Leser mit der letzten Seite ebenso wenig wie Day und June am Ende angelangt – auch wenn man ganz offensichlich erstmal eine Pause einlegen muss. Denn wann Band drei erscheint, steht aktuell noch in den Sternen.