| Serie/Zyklus: Cold as Ice Zyklus (Band 3) Eine Besprechung / Rezension von Ulrich Blode |
Schwarz wie der Tag ist eine gelungene Fortsetzung des Romans Kalt wie Eis (Bastei Lübbe, 2004). Der zweite Teil der Trilogie The Ganymede Club wurde jedoch bislang nicht übersetzt.
Der Große Krieg ist vorbei, und die Erde wird langsam wieder bewohnbar. Auf dem Mars lebt eine kleine Anzahl Siedler, während Handel und Forschung vor allem auf den Asteroiden und Monden von Jupiter und Saturn florieren (Klappentext). Aber noch sind nicht alle der alten Waffen entdeckt und entschärft.
Der Roman wartet mit einer Vielzahl an Einzelpersonen auf, deren Schicksale miteinander verknüpft sind. Es macht Spaß Charles Sheffield zu folgen und die Rätsel zu entschlüsseln.
Der seltsamste und faszinierendste Charakter ist Rustum Battachariya, der bereits in Kalt wie Eis vorgestellt worden ist. Rustum ist ein großer Analytiker und sammelt als Hobby alte Waffen. Sein Spitzname lautet Bat, alias Megachirops, weil er sich gerne zurückzieht, auf einem der Jupitermonde wohnt und nur ungern gestört werden will. Schließlich hört er von einer Waffe namens "Schwarz wie der Tag" / "Dark as Day". Am Anfang des Romans macht ihm aber mehr Sorgen, dass das SAIN bald in Funktion geht. Das SAIN ist ein Computersystem, das sich über das gesamte Sonnensystem erstreckt und Daten sammelt. Aus diesem Grund befürchtet er abgehört zu werden, egal wie gut seine Schutzmaßnahmen sind. Ständiger Begleiter Rustums ist das High-Level Fax Mord, eine Art Künstliche Intelligenz, des verstorbenen Mordecai Perlman.
Axel Ligon hingegen wartet auf das SAIN. Mit den Daten und Kapazitäten will er seine Prognosemodelle umsetzen. Er ist Mitglied der Familie Ligon, eine der reichsten im gesamten Sonnensystem. Anstatt im Familienunternehmen zu arbeiten, entwickelt er lieber seine Prognosen für die Regierung Ganymeds. Bereits einmal sah sich die Menschheit vor der unmittelbaren Auslöschung und das könnte wieder passieren. Die Entdeckung eines außerirdischen Signals könnte das aber verhindern, wie Ligon berechnet. Das Signal einer fremden Zivilisation hat die SETI-Expertin Milly Wu gefunden. Wu gehört, wie Rustum Battachariya, dem PUZZLE-Netzwerk an, einem elitären Kreis an Lösungsexperten komplexer Probleme.
Letztlich gibt es dann noch Sebastian Birch, der von Jupiters Wolkenformationen fasziniert ist und nichts von der Waffe ahnt, die ihm vor Jahrzehnten implantiert wurde. Die Wissenschaftlerin Nadeen Selassie wollte mit dieser ultimativen Waffe am Ende des Großen Krieges das Sonnensystem "schwarz wie der Tag" werden lassen. Und die Gefahr besteht immer noch.
Ohne Zweifel ist Schwarz wie der Tag ein angenehm zu lesender Roman. Schade ist aber, dass Sheffield einige Ideen aus Kalt wie Eis nicht weiterführt, z. B. die Entdeckung fremden Lebens im Ozean des Jupitermonds Europa, die genetisch veränderten Menschen und die Entdeckung eines Stapledon-Dyson-Konstrukts, das eine ganze Galaxis umschlissen soll. Wie bereits im ersten Band wirkt die Handlung an wenigen Stellen seltsam bemüht, vereinzelt die Personen unfertig. Der "glückliche" Ausgang ist hingegen Geschmacksache. Dem eigentlichen Roman vorangestellt ist ein Personenregister mit zweiunddreißig Charakteren, das die Orientierung beim Lesen erleichtert.
Von der technischen Seite her präsentiert sich Sheffield gut vorbereitet und bildet mit seinen Erklärungen ein glaubhaftes (wenn auch phantastisches) Gerüst für seine Geschichte, z. B. das auf Quantenübergängen basierende Computersystem SAIN. Wichtiger ist das Zusammenspiel seiner Personen, das ihm gelingt. Es sind zwar keine detaillierten Charakterstudien, doch durchaus unterhaltsam.
Eine Besonderheit bei Charles Sheffield ist, dass Kalt wie Eis und Schwarz wie der Tag abgeschlossene Romane sind, sich gegenseitig also bereichern und unabhängig voneinander gelesen werden können. Das von Charles Sheffield präsentierte positive Zukunftsbild in Schwarz wie der Tag ist komplex und bietet gute Unterhaltung. Ein würdiger Abschluss des Cold As Ice Zyklus.
Eine Übersicht der Serie gibt es auf der Autorenseite.
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