Reihe: Star Wars Eine Rezension von Christel Scheja |
Das „Star-Wars“-Universum hat gerade in den letzten fünfzehn Jahren eine immense Erweiterung erfahren, Nunmehr werden nicht nur die Abenteuer von Luke, Han und Leia fortgeschrieben, die Autoren bewegen sich auch zurück in die Vergangenheit oder füllen die Lücken zwischen den Filmen aus. „Schleier der Täuschung“ von James Luceno nimmt dabei eine Sonderstellung ein, spielt die Geschichte doch einige Jahre „Star Wars: Eine dunkle Bedrohung“ und erzählt, wie und warum gewisse Personen überhaupt erst einen verhängnisvollen Pakt eingingen und wie die bekannten Folgen eingeleitet wurden. Seit vielen Jahrhunderten scheint die Republik stabil zu sein. Kanzler um Kanzler führt den Bund der Welten durch eine Zeit des Friedens, und wann immer es Ärger gibt, schreiten die Jedi-Ritter als Vermittler ein. Mit Krieg muss man sich nicht herumschlagen, gerade einmal mit Verbrecherbanden. Doch unter der Oberfläche gärt es. Jenseits des inneren Kerns, auf den Randwelten bilden sich neue Machtblöcke heraus. Vor allem die Handelsförderation fordert immer mehr Rechte und zieht weitere Welten auf ihre Seiten. Kanzler Valorum sieht die Probleme kommen, aber er weiß nicht, wie er darauf reagieren soll. So sucht er sich Rat bei einem der erfahreneren Senatoren, auch wenn er mit Senator Palpatine von Naboo selten einer Meinung ist. Als ein Attentat auf den Kanzler nur knapp verhindert werden kann, wird auch der Rat der Jedi aufmerksam. Sie senden Meister Qui-Gon Jinn und seinen Padawan Obi-Wan Kenobi auf der Suche nach einem Gauner und Raumpiloten in den Äußeren Rand, um mehr herauszufinden. Doch auch sie ahnen nicht, das sich langsam aber sicher eine andere Macht daran macht, ihre Intrigen zu spinnen - der Sith-Lord Darth Sidious, der wie eine Spinne längst im Herzen der Macht sitzt und nun die Zeit gekommen sieht, einen lange vorbereiteten Plan in Gang zu setzen.
Das Problem der Romane, die direkt vor einen Film spielen, ist wohl immer, dass die Leser wissen, wie das Buch enden muss und welche Weichen in ihm gestellt werden müssen, um an Ende den gewollten Status Quo zu erreichen. Auch in „Schleier der Täuschung“ gibt es daher nur wenige Überraschungen, vor allem wenn man die Filme bereits kennt. Dennoch werden ihren Fans wohl ihren Spaß haben, liefert James Luceno doch die Erklärung dafür, warum die Handelsförderation plötzlich übermütig wird, und warum sie eigentlich in Kontakt mit den Sith steht. Auch nimmt er sich die Zeit, einige Nebenfiguren, die in den Filmen kaum oder gar nicht zu Wort gekommen sind, etwas auszuarbeiten. Vor allem Kanzler Valorum bekommt ein wenig mehr Farbe und einige Facetten, die ihn zu einer der interessanten Figuren des Romans machen – einerseits ist er ein eher durchschnittlicher Politiker, auf der anderen Seite sieht er aber genug, um seine eigenen Schlüsse zu ziehen und die richtigen Erkenntnisse daraus zu ziehen. Dennoch kratzt James Luceno nicht mehr als nötig an der Oberfläche der handelnden Figuren. Die beiden Jedi-Ritter erleben ein eher standardisiertes Abenteuer, bei dem sie um der Action willen so einige Gefahren überwinden und Kämpfe bestehen müssen, aber gerade Fans werden ein Deja-Vu nach dem anderen erleben und erfahren nicht mehr über die Beziehung der beiden zueinander, als bereits in anderen Büchern angedeutet wurde. Alles in allem ist das Buch zwar sehr angenehm zu lesen, unterhaltsam durch das routinierte Zusammenspiel aus Information und Action, aber letztendlich kein Werk, das dem „Star Wars“-Universum neue Facetten hinzufügt. Auch bleibt die Spannung eher moderat, weil zu viele Ereignisse und Wendungen vorhersehbar sind. Letztendlich ist „Star Wars: Schleier der Täuschung“ vielleicht eine nette Ergänzung zu den Filmen, wenn man sich gerade erst in das erweiterte Universum einliest, aber kein wirklich wichtiger Baustein für die Welten auf denen sich die Jedi und andere Helden wie Schurken bewegen. Gerade für Fans und erfahrene Leser gibt es keinerlei Überraschungen, die das Buch aus der Masse herausheben würden.