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Reihe / Serie: Sektion 3, Band 2 Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
So hatte sich Louann Marino ihren ersten Tag im Morddezernat von Hansepolis (einer gewaltigen Stadt der Zukunft im deutschen Norden, die aus dem Zusammenwachsen von Hamburg und Lübeck entstand), Sektion 3 genannt, nicht vorgestellt: In den verseuchten Sümpfen der Stadt wird eine verstümmelte Leiche gefunden. Was zunächst für Louann und ihren undurchsichtigen wie auch ruppigen Partner Elias Kosloff wie ein Routinefall aussieht, entpuppt sich als Spitze eines Eisbergs. Als der Reporter Cedric Dunn seinerseits auf die Spur der Drahtzieher dieser Angelegenheit stößt, beschließen diese, mit voller Gewalt zuzuschlagen, und es kommt zum offenen Schlagabtausch zwischen der Exekutive und einem Verbrechersyndikat, in das höchste Regierungsbeamte Europas verstrickt sind und das mit der Wahl seiner Mittel alles andere als zimperlich ist.
Schlangenfutter ist ein gleichermaßen schneller wie harter Roman, der definitiv nichts für Zartbesaitete ist. Miriam Pharo beschreibt eine negative Zukunft mit viel Gewalt und erinnert in der Kompromisslosigkeit an die Romane von Richard Morgan. Besonders hervorzuheben ist, dass sich die Autorin auf ein deutsches Szenario festgelegt hat und ihre Version der Zukunft wirklich durchdacht darbietet - meistens mit den eher unschönen Seiten. Etwas weniger gelungen fand ich die Protagonisten, denn zu wenig entfernte sich die Autorin von den gängigen Klischees. Es hätte den Figuren gut getan, hier und da mal ein paar Zeilen mehr über sie zu schreiben und ihnen so mehr Profil zu geben. Dies gilt insbesondere für Elias Kosloff, bei dem es zwar Ansätze gibt, aber eben nicht genug. Klar, dieser Roman ist der erste von zweien, die am Ende eine Einheit bilden werden, und es ist verständlich, dass die Autorin ihr ganzes Pulver nicht zu Beginn verschießen möchte, aber über weite Strecken hinweg entspricht dieser Figur schon sehr einem Standardklischee eines Thrillers. Er ist der Einzelgänger mit der schrecklichen Vergangenheit, dem ein „grüner“ Partner zugeteilt wird. So ein Klischee funktioniert in beide Richtungen: Zum einen ist der Leser sofort tief in der Geschichte und benötigt eigentlich gar keine Hintergrundinfos zu dieser Figur, aber andererseits hat der Autor es schwer, den Leser mit so einer Figur wirklich zu überraschen.
Ein Wort noch zu der angesprochenen Zweiteilung: Dieser Roman bildet mit dem, der noch folgen wird, eine recht starke Einheit, und so verwundert es nicht, dass die Geschichte mit einem sehr offenen Ende aufhört und so eine endgültige Wertung der Geschichte erst nach dem Lesen von Band 2 möglich ist.
Abschließend kann man jedoch sagen, dass der Roman wirklich sehr unterhaltsam war und einige Stunden guter Leseunterhaltung bescherte, die Lust auf mehr machte. 7 von 10 Punkten.