Serie: ~ Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Dies ist die Geschichte von Neni, dem jungen Gassenkind, das sich zum berühmten Künstler der Stadt Veridi-Almar entwickelt. Doch ich greife vor.
Denn zuerst wird von dem jungen Mädchen Shubi erzählt. Shubi lebt auf dem Lande und ist in der Lage, mittels Geisteskraft und den Geistern um sie herum ihre Gedanken in feste Formen zu bringen. In ihrem Dorf war sie die Einzige, die diese Kraft besaß. Im Geheimen ließ sie die Figuren entstehen, und jedesmal wenn sie von ihren Eltern erwischt wurde, musste sie versprechen, es nie mehr zu tun. Als sie alt genug war, wollte sie ihr Vater verheiraten, doch Shubi läuft weg. Mit vorbeiziehenden Zigeunern flieht sie aus ihrem Dorf und kommt nie wieder. Ziel ist die große Stadt Veridi-Almar. Als sie dort ankommt, ist sie viel älter geworden. Durch die lange Reisezeit mit den Zigeunern und die Gewalt auf der Straße wird ihre Ankunft ganz anders, als sie sich das vorgestellt hat. Von fremden Männern überfallen, ausgeraubt und übel zugerichtet, ihre Freundin umgebracht, erreicht sie halbtot die Stadt und wird in einem Tempel abgeliefert. Sie bleibt erst mal dort, verlässt aber dann den Tempel, um sich selbst durchs Leben zu bringen.
Das ist die Zeit, wo sie den kleinen Jungen Neni trifft. Sie kauft ihn von den Eltern ab, da sie sein Talent erkennt, mit den Geistern die sogenannten Schimären zu erschaffen, die Shubi schon so lange erschaffen konnte. Bei ihm erkennt sie jedoch ein noch größeres Talent als ihr eigenes. Sie schickt ihn zu einem Privatlehrer, um ihm Wissen beizubringen. Während er in der Schule ist, prostituiert sie sich, damit sie beide überleben können. Abends hingegen übt sie mit ihm und bildet ihn aus. Seine Schimären leben länger, sind farbenfroher und viel natürlicher.
Neni verlässt seine Lehrerin irgendwann mit einer jungen Frau, um zu ihrem Vater zu ziehen, der ihn als Mäzen unterstützen wird. So bleibt Shubi allein und verbittert zurück. Neni hingegen nennt sich fortan Vendavo. Während seiner ersten Ausstellungseröffnung würdigt er zwar Shubi, die er nicht einlud. Sie war jedoch da, erlebt jedoch den Schock des Tages, als Neni, jetzt Vendavo, behauptet, sie als seine Lehrerin wäre tot und in seinen Armen gestorben. Von nun geht es erst einmal bergauf. Vendano wird berühmt und von verschiedenen Seiten gefördert. Er heiratet, als seine letzten Kunstförderer festgenommen werden und kann so einer Verfolgung entgehen. Kurze Zeit später wird er zu Heshezz gerufen. Der Herzog hat den Wunsch geäußert, mit Vendavo zu sprechen. Nachher verrät er Vendavo, warum er ihn den weiten Weg von der Hauptstadt bis zu seinem Landgut kommen ließ. Seine Tochter Rhiad ist sterbenskrank, und Vendavo soll eine Schimäre von ihr erschaffen. Eine, die ihr so ähnlich ist wie sonst keine, und sie soll sich bewegen können. Dieser Herausforderung kann der junge Künstler nicht widerstehen. Mit seiner hochschwangeren Frau bleibt er dort und macht sich an die Aufgabe. Damit ist auch sein Schicksal besiegelt. Der Ruhm, eine selbstbewegende Schimäre erschaffen zu haben, eilt ihm voraus. Mal ist er nun berühmt und begehrt, dann wieder verurteilt und verteufelt. Viele Künster machen ihn nach, erreichen aber nicht sein Können. Später stirbt Vendavo und die Erzählung schwenkt um auf Shubi. In diesem Fall ist sie aber seine Tochter, die sich um den jungen Pelo kümmert. Es ist das Leben im Schatten des berühmten Vaters.
Christopher Evans erzählt uns hier das Leben von drei Personen, die miteinander verwoben sind. Den Hauptpart nimmt Vendavo ein. Was er aber erzählen will, kann man nicht ergründen. Es ist eine der fiktiven Geschichten, die sich mit einer bestimmten Art von Gesellschaft auseinandersetzen, aber diese nie richtig ausarbeiten. Lediglich in Nebensätzen erfährt man etwas über einen aristokratisch geführten Staat, Intrigen und Revolten. Diese Art der Social Fiction hat weder Hand noch Fuß. Etwas zum Lesen in der Badewanne oder im Zug.