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Titel: Das Schiff Eine Rezension von Doris Michel-Himstedt |
Zum Inhalt:
Er wird geboren und ist bereits erwachsen. Ein Mädchen hilft ihm aus einem Gebärsack heraus und schon muss er um sein Leben rennen. Eben noch war in einer Traumzeit, hatte Freunde, eine Gefährtin und war glücklich, weil sie alle einen neuen Planeten, eine neue Heimat gefunden hatten. Jetzt muss er schnell lernen, seine Feinde zu erkennen und mit der lebensfeindlichen Umgebung umzugehen. Das Mädchen treibt ihn immer weiter. Ihm wird wenig erklärt, er muss selbst herausfinden, wo er ist und warum er aufgeweckt wurde. Er weiß nur, dass er ein Lehrer ist. Er schafft es manchmal nur um Haaresbreite, am Leben zu bleiben. Dann wird das Mädchen von einem Monster getötet und er ist allein. Es dauert eine Weile, bis er gelernt hat, dass er auf einem Raumschiff ist und dass vor langer Zeit etwas furchtbar schief gelaufen sein muss. Er findet andere Menschen, die ihm zeigen, dass er nur einer von vielen „Lehrern“ ist und dass die anderen wohl alle tot sind. Ein Notizbuch, das die Aufzeichnungen mehrerer Lehrer enthält, die vor ihm darin schrieben, hilft ihm, seine Situation zu verstehen. Immer weiter geht er, bis er eine Gruppe von Wesen findet, die, so verschieden sie auch äußerlich sind, offenbar irgendwie zusammengehören. Sie ergänzen sich in ihren Fähigkeiten und ihrem Wissen und haben eine gemeinsame Aufgabe, die sie nach und nach erfahren. Erst im Zusammenspiel dieser Gruppe erhalten alle Mitglieder einen Namen, sie werden zu Individuen. Erst jetzt haben sie genug gelernt, um eine Entscheidung zu treffen – die Entscheidung, wie es mit dem Schiff und den Lebewesen in ihm weitergehen soll.
Denn das Schiff traf vor vielen Generationen auf einen erdähnlichen Planeten, den die Menschen besiedeln wollten. Der Planet hatte aber bereits Bewohner. Die Erbauer des Schiffes hatten für diesen Fall die Vernichtung der einheimischen Bevölkerung vorgesehen. Für diesen Zweck waren die Monster geschaffen worden, denen der Lehrer so oft begegnete. Der Konflikt darüber, ob diese Maßnahme wirklich ergriffen werden sollte, führte zu bewaffneten Auseinandersetzungen und der teilweise Zerstörung des Schiffs. Nun hängt es von der Gruppe ab, die Monster zu bekämpfen und zu versuchen, das Schiff wieder auf die vorbestimmte Reise zu schicken.
Meine Meinung:
Das Buch rief in mir zwiespältige Reaktionen hervor. Das Thema ist sicher nicht neu, wird aber auf originelle Art aufgenommen. Die Gestalt des Erzählers, des Lehrers, der erst im Verlauf der Geschichte individuelle Züge annimmt, verfolgt man als Leser gespannt. Allerdings zieht sich die Geschichte bis zur Klärung einiger wesentlicher Dinge über viele hundert Seiten. Hier wären sicher einige deutliche Kürzungen gut gewesen. Durch die vielen Längen verschwindet der rote Faden gelegentlich und kann später nur mühsam wieder aufgenommen werden. Einige Teile der Historie des Schiffes bleiben unklar und die Handlung selbst wirkt auch manchmal etwas zusammengestückelt.
Greg Bear bemüht sich in seinen Büchern, auch technische und wissenschaftliche Aspekte einzubringen. Ich lese gern solche Bücher, habe aber den Anspruch, dass ich nach der Lektüre auch verstehe, was beschrieben wurde. Im vorliegenden Buch hat Bear es deutlich übertrieben mit der seitenlangen Schilderung unterschiedlicher Schwerkraftverhältnisse in einem defekten Raumschiff. Ausflüge in weitere Wissenschaftsdisziplinen wie der Astronomie und der Biologie konnten auch keine Spannung mehr in das Buch bringen.
Fazit:
Dies ist einer der weniger guten Romane von Greg Bear. Er wirkt auf mich unfertig. Deutliche Kürzungen im mittleren Bereich und dafür das „zu Ende erzählen“ einiger abgebrochen erscheinender Nebenhandlungen hätten dem Buch sicher gut getan. So wie er jetzt ist, ist die Lektüre kein „Muss“ für mich.
Max. 5 von 10 Punkten