Serie / Zyklus: ~ (weitere Rezensionen von Rupert Schwarz auf fictionfantasy findet man hier) |
Immer mehr Männer ziehen es vor, mit einer illegal erworbenen Sexpuppe (Schaumschwester genannt) zusammenzuleben. Die Dunkelziffer nimmt inzwischen so astronomische Größen an, dass die europäische Kommission um den Fortbestand der Menschheit bangt. Der desillusionierte Agent Kolther wird mit seiner spröden Kollegin Lora nach Nizza geschickt, um dort die Hintergründe des jährlichen Treffens der Puppenliebhaber zu ergründen, die artig ihre immobilisierten Gefährtinnen durch die Stadt fahren. Eine Gesellschafterversammlung soll stattfinden und der Inhaber der ominösen Firma soll auch anwesend sein. Kolthers Auftrag ist klar: Er soll aus dem Computer des Firmenchefs belastende Daten ziehen, die helfen sollen, die Firma und das Schaumschwestern-Gewerbe zu Fall zu bringen.
Das Taschenbuch fällt zunächst durch das Format und die exzellente grafische Gestaltung auf. Illustrator Frank Nordmann hat dem Buch einen wirklich gelungenen Rahmen gegeben. Der Roman an sich ist eine Mischung aus Agenten- und SF-Roman, richtet sich aber eher an das genrefremde Publikum, denn es geht hier eher um Gesellschaftsreflexion und verborgene Kritik. Zwei Fragen dominieren: Hat der Mensch ausgedient? Und: Wäre es schlimm, wenn der Mensch verschwinden würde? Das sind bestimmt provokante Fragen, denen sich der Autor aber mit einer gewissen Leichtigkeit nähert, wobei er recht vergnüglich über dieses ernsthafte Thema schreibt. Schon einmal habe ich Thor Kunkel mit dem amerikanischen Autoren Robert Sheckley verglichen, der sich mit ähnlichen Themen auf ähnliche Weise befasste: Mit Humor und Zynismus werden Missstände extrapoliert und ins weit Absurde verzerrt, bis man die Ernsthaftigkeit des Gedankens fast nicht mehr sieht. Doch an Robert Sheckley und dessen exzellente Kurzgeschichten kommt Thor Kunkel nicht heran, und obwohl Sheckleys Kurzgeschichten teilweise über 50 Jahre alt sind, haben diese nichts von ihrer Aktualität eingebüßt. Der Science-Fiction-Leser in mir hätte sich ein originelleres Konzept gewünscht, denn so neu, wie sie scheint, ist diese Idee nicht - da muss man nur ein paar Geschichten des oben erwähten Autors lesen, um dies zu bestätigen. Science Fiction ist ein Genre, dass dazu verdammt ist, sich immer weiterzuentwickeln, wenn es überzeugen möchte. Überzeugen konnte mich Thor Kunkel nur teilweise - und wohl auch wegen einer wirklich überraschenden Wendung zum Ende hin. Als SF-Leser habe ich den Roman aus der Sicht eines Science-Fiction-Liebhabers betrachtet und als solcher ist man in diesem Genre natürlich belesener als der unbedarfte Leser. Ich gebe dem Roman 6 von 10 Punkten, aber ein genrefremder Leser mag zu einem ganz anderen Ergebnis gelangen.