Titel: Schattenwelten Eine Besprechung / Rezension von Melanie |
Das Cover des Buches ist von Nebel durchzogen. Inmitten des Nebels steht ein bleicher dunkel gekleideter Mann, der eine junge Frau in seinen Armen trägt. Ein leicht mystisch angehauchtes Cover, das mir allerdings wegen der etwas unecht wirkenden Darstellung der Personen nicht ganz so gut gefällt.
Was mir allerdings gut gefallen hat sind die im Buch enthaltenen Geschichten: In “Die letzte Wahrheit” wird die Geschichte eines Vampir erzählt, der nach jahrelangen Umtrieben etwas Gutes tut, während in “Licht meines Lebens” die kurze Geschichte einer berechnenden Frau erzählt wird. “Delandra” hingegen ist eine Geschichte einer Liebe, die nicht sein soll.
Es sind düstere Geschichten über Vampire – und keine der Geschichten hat ein Happy End im eigentlichen Sinne. Die durchgängige Melancholie hat mich dennoch tief bewegt, vermutlich um einiges mehr, als wenn die Geschichten ein glückliches Ende gehabt hätten.
Am besten gefallen hat mir die erste der drei Geschichten. Ich konnte mich wirklich gut in den einsamen Vampir hineinversetzen und mit ihm fühlen. Das Ende der Geschichte hat mich damit mindestens genauso überrascht und gerührt wie ihn selbst – ein märchenhaftes Ende, auch wenn es durchaus traurig ist. Die zweite Geschichte war mir persönlich etwas zu düster, auch wenn ich zugeben muss, dass die Vampire dieser Geschichte dem klassischen Bild am ehesten entsprechen – das Ende lässt allerdings vermuten, dass sie nicht ganz so kalt sind wie erwartet. Die grausamen Geschehnisse in der Geschichte konnte ich allerdings nicht mal der unsympathischen Hauptfigur gönnen – auch wenn es neben dem Weiterlesen definitiv keine Option gab. Die Dritte der Geschichte hat die am wenigsten klassischen Vampire zu bieten, es sind keine bluttrinkenden Nachtschwärmer, sondern die Opfer eines Verrates – und dem Fluch des eigenen Königszepters. Es ist aber auch die Geschichte einer unbeantworteten Liebe und wieder einmal eine Geschichte mit einem tragischen Ende. Auf wirklich mitreißende Art erzählt Fran Henz hier, wie es zu dem Mythos der Vampire gekommen sein könnte.
Bei jeder Geschichte stehen die Gefühle der Hauptfiguren im Vordergrund, sie machen den Großteil der Geschichten aus und lassen den Leser fast zu einem Teil des Geschehens werden – zumindest in der ersten und der dritten Geschichte; bei der zweiten habe ich mich dagegen eher als unbeteiligter Beobachter gefühlt.
Eine melancholische und schöne Geschichtensammlung, die einzig und allein durch das abrupte Ende nach 62% auf der Kindle-Anzeige etwas geschmälert wird. Ich hätte anstelle der restlichen 38% in Form von Leseproben viel lieber eine weitere Geschichte genossen.