Titel: Schattenblüte. Die Verborgenen Eine Rezension von Sandy Härtling |
Die Autorin…
Nora Melling wurde 1964 in Hamburg geboren und hat nach ihrem Abitur eine kaufmännische Ausbildung abgeschlossen. Danach zog sie für ihr Studium nach Berlin. Bis heute lebt Nora dort mit ihrem Mann und ihren vier Kindern. Der Berliner Grunewald war für Nora Anstoß für die Geschichte um Protagonistin Luisa aus den zwei Büchern “Schattenblüte – Die Verborgenen” und “Schattenblüte – Die Wächter” (beide erschienen im Rowohlt Polaris Verlag).
Der Plot…
Es ist Silvester in Berlin. Ein Jahr voller Trauer und Schmerz liegen hinter Luisa und Thursen. Diese Emotionen führen sie noch einmal in den Wald. Es ist der Ort, an dem sie sich begegneten. Dort begann ihre Liebe. Und die Liebe zu Luisa rettete Thursen davor, sich für immer an die Wolfsgestalt zu verlieren. Im Wald wollen sie von ihrem alten Leben Abschied nehmen. Voller Hoffnung möchten sie in das neue Jahr, in ihre gemeinsame Zukunft blicken. Doch die Vergangenheit wird sie am Ende der Silvesternacht eingeholt haben. Es gibt eine neue Bedrohung und Thursen weiß, es hat etwas mit seinem alten Rudel zutun. Die alte Verantwortung als Rudelführer ist für ihn, trotz seines Daseins als Mensch, ungebrochen. Und während er immer wieder in den Wald geht, läßt er Luisa allein zurück. Das Mädchen lernt eines Nachts Elias kennen. Sie eilt dem mysteriösen Mann zur Hilfe. Eine Begegnung so schicksalhaft. Denn Elias trägt eine grauenvolle Verbindung zu Thursen.
Die Protagonisten…
Luisa hat viel durchmachen müssen. Der Umzug nach Berlin nachdem ihr kleiner Bruder gestorben ist, nahm ihr fast jeglichen Lebensmut. Ihr einziger Halt war immer Thursen. Die Liebe zu ihm und der Blick in eine hoffnungsvolle Zukunft lassen das Mädchen endlich aus ihrer schwachen Schale brechen und zu einer jungen Frau voller Lebenswillen werden. Sie wirkt geerdet und nimmt sogar den Schulalltag wieder ernster.
Thursen hat nach seinem Rückwandel noch Orientierungsprobleme. So ist er zurück bei seiner Familie, aber fühlt sich noch immer oft verloren. Die Probleme im Rudel scheinen ihm da fast recht zu kommen. Und je öfter er dort ist, umso weiter scheint er sich von Luisa zu entfernen.
Elias scheint ein junger, normaler, Mann zu sein. Doch er ist alles andere als normal und vorallem ist er nicht menschlich. Elias ist in Berlin um eine Mission zu erfüllen. Und in dieser spielt Thursen eine tragende Rolle.
Meiner Ansicht nach…
Eine Weile hatte ich mich gesperrt, den zweiten Teil aus der Schattenblüte-Trilogie zu lesen. Zu sehr hatte mich am ersten Buch die Protagonistin durch ihre melancholische, gar depressive Einstellung frustriert und überzeugen konnte mich nur das letzte Drittel der Geschichte. Doch irgendwie wollte ich doch wissen, wie es weitergeht mit Luisa und Thursen. Konnte mich Band zwei überzeugen oder wende ich mich nun komplett ab?
Was mir schon in den ersten Kapiteln positiv aufgefallen ist, war der Erzählstil. Nora Mellings Worte bilden romantische, gar poetisch und zauberhafte Sätze zu einem wirklich gelungenen, fließenden Ganzen. Die Welt um Luisa wirkt daher trotz der Kälte der Wintermonate wärmer. Es ist vor allem die starke Beziehung zwischen Luisa und ihrem Thursen, die das Fundament für einen wirklich guten zweiten Teil bieten. Doch während zu Beginn die Beziehung entgegen der aufkommenden Probleme noch unerschüttlich scheint, brökeln die Mauern vom Liebesschloss der beiden immer mehr. Das Fundament der Geschichte erleidet zum Glück keine Risse.
Der Erzählstil entspringt der Ich-Perspektive und wechselt aus Sicht von Luisa und Elias. Doch wer ist Elias? Warum wählte die Autorin nicht die Sichtweise Thursens? Dies waren meine erster Gedanken. Eine Schlussfolgerung könnte sein, dass es eventuell interessanter ist, aus Sicht einer bisher vollkommen unbekannten Figur die Geschehnisse zu schildern. Denn der überirdische Elias und Luisa nähern sich in kurzen Kapiteln immer mehr, bis sie einander in einer brenzligen Situation begegnen. Und nach kurzer Zeit erfährt der Leser, dass nicht nur diese Begegnung sie verbindet. Es ist ausgerechnet Thursen.
Zu Thursen habe ich erstaunlicherweise am wenigsten Bezug gehabt. Umso öfter er sich wieder in den Wald schlich, desto mehr entfernte er sich nicht nur von seiner Luisa sondern auch von mir. Das alte Rudel von Thursen hat unter der neuen Führung von Norrock gewaltige Probleme an der Wolfspfote, es scheinen sich noch ganz neue, seltsame Dinge unter den Wölfen abzuspielen. Der Spannungsfaktor wurde im zweiten Teil wirklich gut hochgeschraubt. Und mit Luisa bin ich endlich ‘warm geworden’. Damit habe ich garnicht mehr gerechnet.
Das Cover für sich bildet einen schönen Kontrast zum ersten Buch und ist wirklich gelungen. Auch das die Schattenblüte wieder in das Cover integriert wurde, finde ich schön. Doch leider gibt es hier einen Punktabzug für die gewählte Ausgabe. Der Verlag entschied sich nämlich leider für das Taschenbuch Format, was leider nicht so schön im Buchregal ist da das erste Buch noch als gebundene Ausgabe erschienen ist.
Tacheles…
Mit “Schattenblüte – Die Wächter” ist der Autorin Nora Melling eine überaus spannende Fortsetzung gelungen. Während mich der erste Teil nicht wirklich für sich gewinnen konnte, habe ich >Die Wächter< sehr gerne gelesen. Die traurige, fast depressive Stimmung weicht hier – trotz Spannung und Dramatik – einer helleren Stimmung. So hat mich der Schreibstil wirklich verblüfft und verzaubert. Protagonistin Luisa konnte mich endlich für sich gewinnen. Und das Ende ist ein wahrhaft spannender Cliffhanger. Dem finalen Band kann ich mich daher wirklich nicht mehr abwenden.