Titel: Schatten im Nordosten Eine Besprechung / Rezension von Asaviel |
Klappentext:
Fin war sich sicher, seit seiner Geburt in der Wüste beim Nomadenstamm der Brujin gelebt zu haben, und trotzdem raubten ihm immer wieder dieselben Fragen den Schlaf. Vor Angst hatte er sie nie ausgesprochen und doch würde er schon sehr bald einen Teil der Antworten erhalten – viel zu wenig, um das große Rätsel zu lösen und doch zu viel, um mit seinem alten Leben fortzufahren. So verlässt er seinen Stamm und die Wüste Sajem und sucht in der geheimnisvollen Welt des Planeten Telibs nach Spuren seiner Herkunft. Doch seine Suche stellt sich schwieriger dar als gedacht und wird schon bald nur noch einen Teil seiner Reise durch die von Magie und Intrigen gespaltene Welt ausmachen: Neue Fragen keimen auf, schwerwiegende Ereignisse drängen sich in den Vordergrund und gefährden plötzlich sein Leben…
Meine Meinung:
Fantasy-Abenteuer haben ihren Reiz. Man begibt sich mit einem Helden, dem Protagonisten in den meisten Fällen auf eine Reise. Auf dieser Reise muss er meistens lernen, wer er wirklich ist und im Normalfall auch nebenbei noch die Welt retten. Das klingt jetzt vielleicht negativ. Soll es aber gar nicht. Man weiß schließlich worauf man sich einlässt, wenn man zu einem Fantasyabenteuer greift.
Tatsächlich greift auch „Schatten im Nordosten“ dieses Schema auf. Fin steht im Mittelpunkt der Geschichte und begibt sich auf die Reise. Dabei trifft er kurze Zeit später schon auf Jendor, der ihn im Folgenden begleitet, weitere Gefährten schließen sich an.
Leider kommt auf dieser Reise, auf den Abenteuer die Fin und seine Freunde erleben keine Spannung auf. Der Leser kämpft sich durch lange Passagen, in denen die Landschaft beschrieben wird. Diese ist für Fin tatsächlich neu und ungewohnt. Schließlich kommt er aus der Wüste, hat noch nie einen Laubwald oder gar einen Sumpf gesehen. Ich als Leser fühlte mich von den Beschreibungen schnell gelangweilt, denn ich habe schon einen Wald, das Meer, einen Sumpf gesehen und auch schon des Öfteren darüber gelesen.
Ein kleines Beispiel und es sei dazu gesagt, es ist nur der Auszug aus einer Waldbeschreibung:
„Immer tiefer drangen sie dabei in die urigen, dichten grünen Wälder des südlichen Stromlandes ein, in denen Fin nicht eine Spur von Äxten, Sägen, Wegen, Pfaden oder sonst irgendwelche Eingriffe durch einen Menschen finden konnte.
Es schien ihm sogar beinahe so, als ob sie die allerersten Menschen wären, die sich einen Weg durch diese gigantischen Hallen aus Eichen-, Buchen-, Kastanien-, Birken-, und vereinzelten Ulmenstämmen suchten. (…) Immer wieder zeigten sich auch vereinzelte Erlen, Linden, Kiefern, Platanen, Fichten und Tannen…“. (Seite 145 f.)
Gibt es dann spannende Szenen – Fin und Jendor werden beispielsweise schon recht früh von einem rachsüchtigen Geist verfolgt – werden diese innerhalb kürzester Zeit abgehandelt, sodass auch hier nur mäßig Interesse am Verlauf der Geschichte geweckt wird. Die Handlung scheint vielmehr von ausufernden Beschreibungen immer wieder unterbrochen zu werden. Einige Logikfehler fallen kaum noch ins Gewicht. So kann Jendor trotz einer Bissverletzung, die bis auf den Knochen ging und genäht wurde, am nächsten Tag eine Klippe hochklettern.
Hier weiter zu schreiben fällt schwer, denn es folgt noch mehr auf der Liste, was gegen eine Lektüre zu dem Buch spricht. Die Charaktere sind zwar keineswegs unsympathisch, aber leider konnte ich kaum eine Beziehung zu ihnen aufbauen, da dem Leser zu wenig ihrer Gefühlswelt preisgegeben wird.
Kommen wir am Ende zum größten Problem dieser Geschichte: Die Sprache, der Stil. Über die Beschreibungen habe ich schon berichtet. Es finden sich aber alle paar Seiten Formulierungen, die so in kein Buch gehören: „Fin schaute auf den Boden und war offensichtlich mit seinen Ängsten am Kämpfen.“ Seite 107
Die Verbindung von „am“ mit dem substantivierten Verb ist schon in der Umgangssprache schwer zu ertragen. Sie immer wieder in einem Buch zu finden und dann noch nicht einmal in der wörtlichen Rede, ist meiner Meinung nach völlig unnötig. Auch das Wörtchen „Okay“ (Seite 129) mutet in einem Roman, der in einer fremden Welt, auf einem fremden Planeten spielt und in Deutsch geschrieben wurde, merkwürdig an.
Aus der Geschichte selbst wurde ganz klar nicht das herausgeholt, was möglich gewesen wäre, aber die Sprache ist es am Ende, die das Lesen wirklich zu einem Kraftakt werden lässt.
Fazit:
Die Geschichte könnte durchaus was hermachen, wenn sie anders erzählt werden würde. So erzählt, dass Spannung entsteht und nicht gleich wieder verloren geht und mit einem Schreibstil, über den man nicht alle paar Zeilen wieder stolpert. Schade – eine Leseempfehlung kann ich hier nicht aussprechen.