Titel: Schatten Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Da gibt es einen einsamen Berg, auf dem zwei Familiensippen leben. Die eine Familie lebt tagsüber, die andere nachts. Dies, damit sie sich auf dem nicht sehr großen Gipfel nicht in die Quere kommen. Alles ist bei diesen beiden Sippen reglementiert. Da ist es nicht erlaubt, zwischen den Sippen Kontakte aufzubauen. Dahingegen ist es durchaus üblich, dass die Mutter den eigenen Sohn heiratet, der Bruder die Schwester etc. Inzest ist eben ein fröhliches Familienspiel. Dabei kommt es durch diese Verbindungen natürlich zu verkrüppelten Kinder. Diese sind unerwünscht und werden über den Abgrund in die Tiefe geworfen. Lediglich eines dieser unerwünschten Kinder konnte überleben. Es wird "Schatten" genannt, und weil sein Bruder Lehm es wollte, durfte er in dessen Schatten leben. Er machte von sich aus den Diener Lehms, um immer da zu sein. So schaffte er es zu überleben und wird damit zum Handlungsträger der Erzählung.
Eines Tages trifft Lehm von der Familie des Tages auf ein Mädchen von der Familie der Nacht. Beide empfinden sehr starke Zuneigung zueinander. Sie verlieben sich ineinander, doch diese Liebe ist gegen alle Regeln. Zumal Lehm vor der Hochzeit mit seiner Mutter steht, und das Mädchen Tilana soll ihren Bruder heiraten. Lehms Mutter stirbt, und Tilanas Bruder wird bewusstlos geschlagen.
Dann geht die Hatz auf die beiden, inklusive Schatten los.
Die Erzählung wird aus der Sicht von Schatten erzählt, der irgendwann einmal im Laufe dieses Lebens lesen und schreiben erlernte. Er berichtet alles, was er erlebt, inklusive der Umkehrung, dass irgendwann einmal Lehm beginnt, für ihn den Diener zu machen.
Garry Kilworth präsentiert eine gefühlsreiche Erzählung, bricht mit den konventionellen Vorstellungen und mit der Moralvorstellung des Lesers und der Leserin. Seine Erzählkunst ist stimmungsvoll und unterhaltend. Ein Buch, das ich gerne zum Lesen weiter empfehle.