Titel / Originaltitel: Limit Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Der Milliardär Julian Orley ist Visionär. Er lädt die führenden Köpfe der Wirtschaft zu einer außergewöhnlichen Reise ein, die über einen Orbitallift zum Mond führt. Der Trabant ist die Zukunft der Erde, denn dort wird Helium-3 abgebaut und mit diesem Stoff soll die Energiekrise der Erde überwunden werden. Doch es gibt Menschen, die einem internationalen Kartell mit Sorge entgegenblicken und nicht vor terroristischen Aktivitäten zurückschrecken. Nicht lange und die Butterfahrt wird zum Höllentrip.
Unterdessen erhält der Cybercop Owen Jericho den Auftrag, eine chinesische Dissidentin zu finden. Dabei wird dem beziehungsunfähigen Einzelgänger eine bildhübsche, aber ziemlich anstrengende Agentin zur Seite gestellt. Er versinkt im Strudel internationaler Machtpolitik und die Häscher verschiedenster Organisationen versuchen die Chinesin zu erwischen, denn sie ist im Besitz wertvollster Geheimnisse.
Frank Schätzing hat mit seinem Roman „Der Schwarm“ den phantastischen Bestseller des Jahres 2004 geschrieben. Deswegen wurde "Limit" auch mit großer Erwartung entgegengefiebert. 350.000 Menschen bestellten das Buch im Voraus und kauften sozusagen die Katze im Sack, und viele werden sich im Nachhinein gedacht haben: „Warum habe ich nur den Sack nicht aufgemacht?“, denn herausgezogen haben sie ein Buch, das von außen zwar recht toll aussieht und wirklich zum Lesen animiert, aber bei dem dem Konsumenten schnell klar wird, dass dieses Buch dem Leser ein unglaubliches Durchhaltevermögen abverlangt. Zumindest in dieser Hinsicht wird das Buch den Erwartungen gerecht, denn es führt den armen Leser echt ans Limit. Verzweifelt fragt man: Warum hat kein Lektor zu Schätzing gesagt: „Fass dich kurz, verdammt noch mal! Das kann doch keiner lesen!“ Über 100 Seiten werden die Protagonisten eingeführt - einer langweiliger als der andere. Im unerträglichen Small Talk beschwallt sich Schätzings Protagonistenarmee gegenseitig und der Leser denkt sich: Kann jetzt nicht gleich ein Terrorist vorbeikommen und die ganze Band in die Luft jagen? Auch die andere Handlungsebene bringt nicht viel Positives. Sowohl Owen Jericho als auch seine Kollegin entsprechen den Klischees und man muss als Leser immer wieder mit den Augen rollen angesichts solche Plattitüden.
Wenn wenigstens der Science-Fiction-Aspekt ansprechend wäre, doch der Leser bekommt Ideen geboten, die bereits vor 30 Jahren angestaubt waren. Frank Schätzing wird immer wieder für seine Recherche gelobt, doch in diesem Fall heißt das auch, dass er seinen Roman mit den Ideen aus einem Dutzend SF-Klassiker zusammenbaut. Wer also nach neuen Ideen in der SF sucht, wird hier sicherlich nicht fündig werden. Manche Stimmen haben das Buch wegen der Zitate gelobt. Frank Schätzing nimmt großen Bezug auf die Gegenwart und projiziert in die Zukunft. So erlebt man einen Auftritt einer alternden Band namens Tokio Hotel oder - für SF-Fans besonders interessant - die alle Rekorde brechende Verfilmung der Perry-Rhodan-Serie. Hier überlasse ich jedem für sich selbst zu entscheiden, ob er so etwas gut findet.
Zusammenfassend kann man sagen, dass es dem Buch gut getan hätte, gekürzt zu werden, und damit meine ich nicht hier und da einen Absatz, sondern Kürzungen, die sich im Rahmen von 60 bis 70 % des Umfangs bewegen. Mit 400 Seiten wäre der Roman vielleicht annehmbar gewesen, so aber wird der Leser mit langen Passagen voller Nichtigkeiten gefoltert. Wieder einmal zeigt sich, dass Bestsellerautoren Narrenfreiheit genießen und die Verlage sich sich prostituierend anbiedern und wegen des schnöden Mammons jeglichen Qualitätsgedanken über Bord werfen. Meinen Geschmack konnte Schätzing in keinster Weise treffen, aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass Leser, die bislang wenig Kontakt zu SF hatten, dem Buch einiges abgewinnen können. Sicherlich sind die entsprechenden Klassiker des Genres lesenswerter als Schätzings Ziegelstein, aber was soll’s: Von mir aus können sie mit dem Ziegelstein glücklich werden. Ich für meinen Teil habe Schätzing auf meine persönliche schwarze Liste gesetzt.
2 von 10 Punkten.
Limit - die Rezension von Alfred Kruse