Titel: Scary Movie Eine Besprechung / Rezension von Rainer Innreiter |
Ende der 70er/Anfang der 80er Jahre stand die Buchstabenfolge ZAZ für amerikanische Nonsense-Comedy der Extraklasse. Gebildet wurde dieses Akronym aus den Nachnamen der Zucker-Brüder David und Jerry sowie Jim Abrahams. Auf ihrem genialen Mist wuchsen Filme wie Kentucky Fried Movie, Die verrückte Reise in einem Flugzeug, Top Secret!, Hot Shots sowie die Nackte Kanone -Trilogie.
Danach wurde es ziemlich still um das Trio und irgendwie scheint dies die Komödien-Schreiber in Hollywood in eine Depression gestürzt zu haben, denn vergleichbares war meiner Ansicht nach seitdem nicht mehr in den Kinos gelaufen. Statt dessen setzt man uns den unerträglich grimassierenden Jim Carey vor und ernennt diesen zum König der modernen Comedy. Ja, ja, schon gut! Ich will nichts über Jims durchaus beeindruckende Jerry Lewis-Körperakrobatik kommen lassen, aber wirklich lustig finde ich keinen seiner Filme. Weil ich gerade beim Lästern bin: Was ist eigentlich aus Steve Martin geworden?
Jene von ZAZ perfekt beherrschte Komödienart entstand in den 30er Jahren und nannte sich Screwball-Comedy - völlig absurde Handlungen wurden mit einem Feuerwerk an Gags versehen, die von den Schauspielern meist knochentrocken feilgeboten wurden. Die Qualität einer solchen Komödie lässt sich somit daran ermessen, wie viele Gags ins Schwarze treffen. Bei ZAZ waren das - sieht man von Kentucky Fried Movie ab, das streckenweise völlig unlustig ist - zumeist fast alle Gags.
Somit liegt die Latte für potenzielle Nachfolger extrem hoch, ja, fast unüberwindlich hoch, möchte ich einwerfen! Dennoch versuchen es tapfere Gesellen immer wieder - und scheitern entweder in Würde oder stinken schlicht und einfach ab. Irgendwo in der Mitte könnte man die Wayans-Brüder Shawn und Marlon einordnen, die bei uns einem breiten Kinopublikum (le Public, c'est moi!) wohl nur durch die Kursivan Scary Movie -Filme bekannt sind. Fangen wir also mit Teil 1 an:
Dieser spielte alleine in den USA das achtfache seiner Kosten ein und darf somit zu einem der beeindruckendsten Kassenerfolge der letzten Jahre gezählt werden. Gerne würde ich an dieser Stelle mit einer kurzen Inhaltsangabe aufwarten, aber das wäre genau so sinnlos, als wollte man den Inhalt von Hot Shots vernünftig zusammenfassen wollen. Filme wie Kursivan Scary Movie benötigen eine Story nur als Aufhänger für ihre Gags.
Im vorliegenden Falle treibt an einem amerikanischen College ein geheimnisvoller Killer hinter einer dem Gemälde Der Schrei von Edvard Munch nachgebildeten Maske sein Unwesen und exmatrikuliert die jungen Studenten auf sehr radikale Weise. Nebenher überfahren ein paar Studenten unabsichtlich einen Mann, kippen seine Leiche ins Meer und wollen den Unfall vertuschen - aber leider hat sie jemand dabei gesehen und rächt sich ...
Und dann wäre noch die sensationlüsterne Reporterin, die aus den Morden am College Profit schlagen möchte. Na, klingelt's?
Hauptsächlich werden bei Kursivan Scary Movie Horrorfilmchen für Teenies veralbert, als da wären die Scream -Reihe und Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast . Nur: Wie persifliert man Filme, die eigentlich ohnedies Parodien sind? An diesem grundlegenden Problem scheitert der Film beinahe, sind doch viele Witzchen und Anspielungen nur mäßig lustig, wenn sie schon in den persiflierten Filmen ähnlich zitiert wurden. Und zitiert werden hier ganze Dialoge!
Unvermeidlich sind natürlich Parodien auf Sixth Sense, Blair Witch Project und Matrix - und das ist leider nicht im entferntesten lustig.
Was den Film dennoch annehmbar erscheinen lässt sind die "eigenfabrizierten" Gags, die sich zwar meist auf den Konsum von Drogen, latenter Homosexualität und Körperausscheidungen aller Art konzentrieren, aber dennoch oftmals ganz amüsant sind, weil hemmungslos übertrieben und von den Schauspielern mit sichtlicher Freude am Ulk vorgetragen.
Die beste Nicht-Genre-Parodie gelingt dabei Regisseur Keenen Wayans, der wie weiland Leo DiCaprio am Bug eines Schiffes steht, seine Arme weit ausbreitet und in die offene See hinaus juchzt: "Ich bin der König der Weeeeeelt!!!". Doch schon knallt eine Peitsche hinter seinem Rücken - es handelt sich schließlich nicht um die Titanic, sondern um das Sklavenschiff Amistad...
Schade, dass es hier nicht mehr solcher Perlen der Unterhaltungskunst zu bewundern gibt; dem Film hätte es gut getan. Positiv fällt vor allem Anna Faris in ihrer Rolle als Cindy Campbell auf, welche sie sehr "ernst" nimmt, was einige nicht wirklich witzige Szenen doch etwas auflockert. Die Auftritte von Carmen Electra sowie Shannon Elizabeth ( American Pie ) kann man getrost als Marketing-Gag der billigeren Art einordnen.
Alles in allem ein durchschnittlich vergnüglicher Film, der nicht an zu wenig, sondern an zu wenig zündenden Pointen krankt. Ich habe mich schon besser amüsiert, aber für ein paar Schmunzler zwischendurch reicht es allemal.
PS: Hatte Steve Martin nicht einen unlustigen Auftritt in Fantasia 2000 ?