| Serie/Zyklus: Sam Linnifer, Band 2 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Auf den Schultern von Sam Linnifer, gemeinhin als Satan oder Luzifer bekannt, lastet das Schicksal der Welt, wie wir sie kennen. Als vor Äonen Vater Zeit den Gott Uranos einsperrte, versteckte er den Schlüssel in der Stadt der Hölle. Sam Linnifer kommt nun einer Verschwörung auf die Schliche, in die Jehova, Odin und Seth verwickelt sind. In all den Verstrickungen wird er von Walküren und Feuertänzern angegriffen, von Hunter, mit dem Kosenamen Tinkerbell bedacht, bewacht. Er erkennt den (teuflischen) Plan, der bereits vor Jahrtausenden geschmiedet wurde und den durchzuführen er, Sam, extra erschaffen wurde: Er soll Uranos aus seinem Gefängnis befreien. Damit würde das Ende der Welt anbrechen, das Jüngste Gericht der Christen, das Ragnarök der Asen und der Untergang der Sonne der ägyptischen Götterwelt. Luzifer allein ist als Träger des Lichts aber auch in der Lage, dagegen einzuschreiten. Erinnert man sich an verschiedene Prophezeiungen, so ist bekannt, dass Luzifer mit der Verhinderung dieser schändlichen Tat auch seine Existenz aufgeben würde. Daher hat er bereits einen ganz anderen Plan, um sich dem Ende der Welt, aber auch seinem bewussten Ende entgegenzustellen.
Gerade an dieser Stelle will ich nicht weiter auf den Inhalt eingehen, denn dann würde der Lesespaß für all die anderen potenziellen Leser untergehen. Catherine Webb erschuf eine Welt, in der das Gute und das Böse gerade einmal die Seiten wechseln. Gleichzeitig erschuf sie eine Götterwelt, deren Gestalten auf der Erde nichts mehr miteinander gemein haben, aber untereinander sich sehr wohl kennen, hassen, lieben und all das Spektrum menschlicher Gefühle in sich tragen. Sam Linnifer hingegen ist eigentlich das tragische Opfer, die Marionette, an deren Fäden so ziemlich jeder zieht, der aber, um beim Bild zu bleiben, sich der Fäden entledigt und mit seiner angeborenen Schläue das Beste für sich herausholt. Die Rettung der Welt ist dabei nur Nebensache. Er gerät zwischen alle Stühle und triumphiert am Ende doch.
Nachteilig ist das Fehlen einer Zusammenfassung des ersten Bandes. Ohne das Wissen, was dort geschah, kann man Satan - Retter der Welt nicht so leicht folgen. Trotzdem ein Roman, der sich flott liest und einmal mehr etwas anderes anbietet als die normale literarische Kost. Manch einem mag der zweite Band nicht mehr so humorvoll vorkommen, mag es nicht gefallen, dass einer der Oberschurken wieder einmal mehr ein Deutscher ist... Trotzdem lesens- und empfehlenswert.