Titel: Der Satan mit den langen Wimpern Darsteller: David Night, Moira Redmond, George A. Cooper Eine Besprechung / Rezension von Max Pechmann |
Neben den klassischen Gruselfilmen, in denen es um Geister, Hexen, Vampire und andere unheimliche Geschöpfe geht, produzierten die Hammer-Studios auch eine Reihe Psychothriller, welche an Hitchcocks Kassenschlager „Psycho“ anknüpfen sollten. Dadurch kam es zu Filmen wie „Ein Toter spielt Klavier“ (Scream of Fear) oder „Das Haus des Grauens“ (Paranoiac). Ein weiteres Beispiel dieser anderen Seite von Hammer ist „Der Satan mit den langen Wimpern“. Wie auch in den beiden anderen erwähnten Filmen, schrieb Hammers Drehbuchstar Jimmy Sangster das Script.
In gewisser Weise kann man behaupten, dass es sich bei „Scream of Fear“, „Paranoiac“ und „Nightmare“ um eine lose Trilogie handelt. Denn im Grunde genommen wird in allen drei Filmen dieselbe Geschichte erzählt, allerdings in unterschiedlichen Variationen.
„Der Satan mit den langen Wimpern“ erzählt die Geschichte der jungen Janet, die seit ihrer Kindheit unter Wahnvorstellungen und Angstträumen leidet. Ständig glaubt sie, von ihrer wahnsinnigen Mutter verfolgt zu werden. Janet wird daher aus der Schule entlassen, um sich in ihrem Familienwohnsitz zu erholen. Hier jedoch werden ihre Alpträume und Halluzinationen noch schlimmer. Oder sind es vielleicht gar keine Vorstellungen? Niemand schenkt Janets Angst, dass ihre Mutter aus der Irrenanstalt geflohen sein könnte, Glauben. Dadurch sinkt sie immer tiefer in den Wahnsinn.
Der Film verknüpft gekonnt Psychothriller mit den Aspekten des Haunted-House-Genres. Bereits die gewaltige Fassade von Janets Elternhaus weist daraufhin, dass es innen unübersichtlich ist und man sich in dem Gebäude durchaus verlaufen kann. Dieser Eindruck wird in der Innenausstattung fortgesetzt. Tiefe, undurchdringliche Schatten machen Janets Zuhause zu einem unheimlichen und ungemütlichen Ort. Obwohl das Haus durch seine enorme Größe hervorsticht, kreieren die Schatten eine Art von Klaustrophobie, die Janets Ängste auf den Zuschauer überträgt. Janet stößt in ihrem Heim keineswegs auf Geborgenheit. Vielmehr herrschen in den vier Wänden Gefühlskälte, die Erinnerungen an einen grausamen Mord und Scheinheiligkeit. Es kommt zu einem nicht enden wollenden Familienstreit. Dieser wird teilweise so heftig ausgetragen, dass einzelne Szenen auch heute noch recht drastisch wirken. Auch die Schockeffekte erzielen ihre Wirkung. Jimmy Sangster und Regisseur Freddie Francis gelingt es, der Story völlig überraschende Wendungen zu geben. Auch wenn man bei Vorkenntnis der anderen beiden Filme weiß, auf was alles letzten Endes hinausläuft, führen Handlungsdichte und Spannungsmomente keineswegs zu Langeweile. Hammer drehte seine Psychothriller konsequent in Schwarzweiß. Dies erweist sich sehr zum Vorteil der Optik. Die Schatten erscheinen wie mit einem dicken Pinsel aufgetragen. Angst und Wahnsinn bekommen durch das Spiel aus Licht und Schatten eine intensivere Note. Jimmy Sangster behauptete einmal, dass er viel lieber Thriller schreibe, als Drehbücher zu gewohnten Horrorfilmen. Seine Vorliebe stellt er in diesem Film gekonnt unter Beweis.