| Titel: The Forest - Wald der tausend Augen Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Émelie Lèger cbt Verlag (17.08.2009); 396 Seiten; 16,95 €; ISBN: 978-3-570-16049-7 (gebunden mit Schutzumschlag) Mary ist eine junge Frau, die kurz vor dem heiratsfähigen Alter steht. Sie lebt in einer kleinen Dorfgemeinschaft, mitten im Wald. Ein Zaun trennt die Gemeinschaft von den Ungeweihten, die ab und zu Durchbrüche schaffen und Menschen aus der Gemeinschaft infizieren und so zu Ungeweihten machen. Marys Vater verschwand schon vor Jahren im Wald und ihre Mutter hoffte immer darauf, er werde zurückkommen. Sie ist immer in der Nähe des Zauns, obwohl sie es nicht soll. Mary und ihr Bruder Jed sollten ein Auge auf sie werfen. Da die beiden Geschwister jedoch auch andere Aufgaben haben, ist das nicht immer möglich, und so geschieht das Unvermeidliche: Die Mutter wird ebenfalls infiziert. Es gibt nur noch zwei Alternativen: sterben oder in den Wald geschickt zu werden.
Die Schwesternschaft, die das kleine Dorf regiert, entscheidet und hat das letzte Wort. Solange jedoch ein Mensch noch einen freien Willen hat, kann er selbst entscheiden, was mit ihm geschehen soll. So hat jeder Infizierte das Recht zu sagen, ob er in Gottes Gnade sterben will oder sich von Gott, der Gemeinschaft und der Familie abwendet und in den Wald geht.
Aber Mary fühlt sich von den strengen Regeln der Schwesternschaft betrogen. Und sie findet Dinge heraus, die sie nie hätte wissen sollen. Nicht etwa in der Schrift, sondern in einem anderen Buch in einem kleinen geheimen Zimmer. Dieses Buch führt zu einer Erkenntnis, die ihr gar nicht behagt. Eine Entscheidung wird ihr nicht abgenommen, wie sie sich nun verhalten soll, aber sie muss sie treffen. Genau in dem Moment, als die kleine Gemeinschaft von den Ungeweihten überrannt wird.
Es folgt eine Flucht, die Mary und wenige andere in den Wald und darüber hinaus treibt. Und es ist ein Neubeginn.
Der Roman ist ein Buch über die Ich-Erzählerin Mary. Es ist ein Buch, das die Zerrissenheit des Mädchens zeigt. Hin und her gerissen zwischen zwei Männern. Travis, den sie liebt, der aber mit einer anderen die Ehe eingeht, und Harry, der sie liebt und mit dem sie eine Ehe eingeht. Es ist der Weg vom Mädchen zur Frau. Ein Buch voller Irrungen und Wirrungen, die erst langsam eine Auflösung erfahren. Carrie Ryan nutzt die kleine Dorfgemeinschaft, festgefahren in den eigenen auferlegten Regeln, um die Geschichte eines Mädchens und im Hintergrund die Geschichte einer Gemeinschaft zu erzählen. Spannend führt sie die Handlung um Mary weiter, ohne abzuweichen oder andere Handlungsbögen aufzubauen.