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Titel: Rune der Knechtschaft
Eine Besprechung / Rezension von Melanie |
Das Cover des Buches ist ein echter Blickfang: Vor dem roten, mit Runen durchzogenen Hintergrund kann man eine durch einen Mantel verdeckte Gestalt mit erhobenem Schwert erblicken, hinter der ein kreisrundes Portal den Betracher einen Blick auf ein Segelschiff in Küstennähe werfen lässt. Mir gefällt sowohl die Komposition als auch der Bezug zum Buch – ich bin mir ziemlich sicher, dass auf eben jenem Schiff die Geschichte ihren Anfang nimmt.
Nur der Gnade und dem Mut eines Mädchens verdankt der zum Galeerensklaven verurteilte Arekh sein Leben. Dennoch hat er nicht das Gefühl, in Marikanis Schuld zu stehen und hält ihr mehr als einmal die Unvernunft ihrer Tat vor Augen. Trotzdem folgt er ihr in die Berge und schützt sie mal mehr, mal weniger widerwillig vor den kommenden Gefahren. Ob der zu Recht Verurteilte durch sie sein Ziel in der Welt gefunden hat?
Schon mit den ersten Seiten wird der Leser mitten ins Geschehen geworfen. Die Galeere, auf der sich die Hauptperson der Geschichte, Arekh, befindet, geht unter. Er selbst sieht den sicheren Tod vor Augen. Bis ein Mädchen – Marikani – seine Fesseln durchschneidet und ihm so das Leben rettet. Eine Tat, die er ihr schnell vergilt, als ein weiterer der von ihr geretteten Sklaven sie töten will.
Arekh erkennt in Marikani die Prinzessin des Reiches, schiffbrüchig im Land ihres Feindes. Er hat nicht vor, lange an ihrer Seite zu verweilen – und doch ist es ein weiter Weg, den sie zusammen hinter sich bringen. Ein Weg, auf dem Arekh mehrmals gegen seine ursprünglichen Absichten handelt und dem Leser dabei immer sympathischer wird, sodass man, als sich seine Vergangenheit letztendlich enthüllt, noch immer Sympathie für ihn empfindet.
Die wirkliche Hauptperson ist aber wohl Marikani. Obwohl sie selbst nicht zu Wort kommt, ist sie in Arekhs Gedanken ebenso präsent wie in denen der Leser. Sie ist der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte. Durch ihre Entschlossenheit, ihrem Mut und ihren Prinzipien treibt sie die Geschichte voran, während ganz langsam auch ihre Geheimnisse enthüllt werden. Für mich wäre Marikani allein schon Grund genug, das Buch zu lesen und ihre Geschichte zu verfolgen. Sie ist tatsächlich eine faszinierende Persönlichkeit, die fast allein in der Wildnis ebenso gut zurecht kommt wie in den Palästen und Intrigen des Reiches.
Das Buch hat allerdings noch einiges mehr zu bieten als faszinierende Persönlichkeiten: Magie, spannende Verfolgungsjagden, Schwertgefechte, interessante Alliierte und diplomatisches Geschick vor dem Hintergrund eines seit Jahrtausenden unterdrückten Volkes. “Die Legende von Ayesha” erzählt den Beginn vom Ende dieser Unterdrückung (zumindest will ich das hoffen). Es ist die Geschichte um den Funken, der die Rebellion entzünden wird. Ein Funke, der schon weit länger glüht als man als Leser die Geschichte begleitet, auch wenn der Funkenschlag mit eben jenem Schiff beginnt, der auf dem Cover des Buches dargestellt wird.
Mir hat an diesem Buch tatsächlich alles gefallen, die Figuren, das Setting, der Hintergrund samt den darin enthaltenen Rätseln und der gesamte Plot. Ange Guéro ist es tatsächlich gelungen, mich immer wieder zu überraschen (selbst auf den letzten Seiten noch). Er hat mich mit den Figuren mitzufühlen und ganz und gar in ihrer Welt versinken lassen. Bei ist mir ist der Funke damit definitiv übergesprungen.