Titel: Rubinrot
|
"Alle Augen werden auf dich gerichtet sein. Du bist der Rubin!"
STORY:
Gwendolyn Shepherd ist ein ganz normaler sechzehnjähriger Teenager, doch ihre Familie birgt seit Generationen ein Geheimnis: Ein Zeitreise-Gen wird in der Sippe weitervererbt, wobei nicht jedes Familienmitglied damit gesegnet ist. Da die Angehörigen annehmen, dass Gwens Cousine Charlotte das Gen in sich trägt, dreht sich innerhalb der Familie alles nur um sie. Eines Tages findet sich jedoch Gwendolyn urplötzlich im London der letzten Jahrhundertwende wieder und ihr wird klar, dass sie es ist, der das Gen weitervererbt wurde und sie nun durch die Zeit reisen kann, nicht Charlotte. Auch wenn Gwendolyn davon nicht begeistert ist, macht sie sich mit Charlottes arrogantem Freund Gideon de Villiers auf, das Geheimnis ihrer Familiengeschichte und die Mysterien um den sagenumwobenen roten Rubin zu lüften...
MEINE MEINUNG:
Die Edelstein-Reihe der deutschen Autorin Kerstin Gier begeistert immer wieder die Teenager-Mädchen und ist mittlerweile auch in vielen anderen Ländern erschienen - eine Verfilmung war da also nicht mehr weit. Im Gegensatz zu Cornelia Funkes Trilogie wurde diese allerdings in Deutsch gefilmt, und das war wahrscheinlich die richtige Entscheidung. Die geringeren Kosten könnten dafür sorgen, dass so viel Gewinn dabei herausspringt, dass auch die beiden anderen Bände, "Saphirblau" und "Smaragdgrün", eine filmische Umsetzung erhalten.
Maria Ehrich ist auch nach dem Anschauen des Filmes noch nicht meine Traumbesetzung, sie macht ihre Sache aber gut und überzeugt mit der Mimik, der Mischung aus Angst und Dickköpfigkeit und ihrem Aussehen, mit dem sie tatsächlich wie eine 16jährige aussieht. Dies verhält sich bei Jannis Niewöhner als Gideon etwas anders. Seine Figur ist 18, er sieht allerdings mit seinen wirklichen 21 Jahren deutlich älter aus - vor allem älter als sein weiblicher Gegenpart. Sein Schauspiel selbst ist recht authentisch und glaubwürdig, schade ist nur, dass seine Figur hier noch arroganter dargestellt wird als in den Büchern.
Veronica Ferres kann ich nicht wirklich gut leiden aufgrund ihrer großen Leinwandpräsenz [man sieht sie einfach überall - genau wie Christine Neubauer], zugegebenermaßen macht sie ihre Sache aber zufriedenstellend. Große Sympathieträgerin ist wohl Jennifer Lotsi als schlagfertige und hilfsbereite beste Freundin Leslie; Laura Berlin ist als Charlotte das üble Biest, kann der Rolle allerdings keine besondere Tiefe verleihen. Am besten gefielen mir persönlich definitiv Josephine Preuß als Lucy, Axel Milberg in seiner Gastrolle als Großvater und natürlich Katharina Thalbach als herrlich schräge Tante Maddie - und ich hoffe sehr, dass wir von diesen Figuren noch sehr viel mehr zu sehen bekommen.
Die Story des Streifens hält sich in großen Teilen an die des Buches, wurde aber - wie eigentlich immer - auch in vielen Aspekten abgeändert, wobei sich mir der Sinn dahinter hier nicht erschließen mag. So ist Gwendolyns Klamottenstil plötzlich der einer seltsamen Gothic-Punk-Braut oder die wunderbare Szene im Beichtstuhl befindet sich auf einmal in der Mitte der Handlung, wodurch eine wichtige und von vielen geliebte Figur wegfallen könnte. Wieder andere Sequenzen wurden einfach hinzu gedichtet [der Sturz], Figuren weggelassen [Caroline], deren Lebensgeschichten [Robert] oder ihr Aussehen [Leslie] einfach geändert. Diese Details sind nicht großartig auffällig, aber sie stören insbesondere die Buchliebhaber schon extrem.
Ansonsten ist der Film recht spannend, auch wenn viele Erklärungen, besonders bezüglich des Chronografen, ausbleiben. Ein bisschen Action, gut, wenn auch manchmal etwas übertrieben gemacht; ein wenig Witz, wenn auch definitiv geringer als in der Vorlage; und etwas Romantik, die zwischendurch zum Kitsch ausschlägt. Die Effekte sind durchaus sehenswert und wirken, da nicht in Hülle und Fülle eingesetzt, auch nicht überspitzt. Das Ganze ist eben mehr Popcorn-Kino als tiefgehendes Medium, was spätestens beim doch recht schmalzigen und mir eher unverständlichen Ende klar wird. Meiner Meinung nach insgesamt vor allem etwas für Fans von Mädchen-Filmen und/oder den Büchern.
FAZIT:
Die Verfilmung des Bestsellers "Rubinrot" verdient sich von mir das Prädikat "gerade noch ganz gut" und ist damit besser als die meisten deutschen Filme, besonders im Fantasy-Bereich. Die Schauspieler sind zufriedenstellend, die Effekte überraschend gut, nur der Kitsch-Faktor schlägt manchmal etwas zu weit nach oben aus [aber das ist man von den Büchern schon gewohnt], und die vielen Veränderungen stören. Man darf sich einfach nicht zu viel erwarten, dann sorgt der Streifen für einen recht unterhaltsamen Kino-Nachmittag. Sehr knappe 3,5 Punkte.