| Autor: Stanislaw Lem |
1. "Robotermärchen" (Org.: "Bajki robotów")
2. "Die Jagd" (Org.: "Polowanie")
3. "Der futurologische Kongreß" (Org.: "Kongres Futurologiczny")
4. "Die Astronauten" (Org.: "Astronauci") © 1951
5. "Sterntagebücher" (Org.: "Dzienniki Gwiazdowe")
6. "Der Unbesiegbare" (Org.: "Niezwyciezony i inne opowiadania")
Robotermärchen ist eine Sammlung von 14 Märchen, die von Robotern für Roboter geschrieben wurden. Der Sprachstil ist durchweg kindlich gehalten (Namen wie "Elektritter" oder "Messinger" zeugen davon), die Sätze sind kurz und einfach strukturiert. Positiv anzumerken sind die teilweise überraschenden Enden, deren Moral oftmals von den Lehren der "richtigen" Märchen erheblich abweicht.
Die Jagd ist eine von sechs "Neuen Geschichten des Piloten Pirx" (so der Untertitel des Buches), die jeweils Episoden aus dem Leben des Weltraumpiloten herausgreifen. Sie beschäftigen sich im weiteren Sinne alle mit der Beziehung zwischen Mensch und Roboter, aufgezeigt am Beispiel des Pirx.
In Der futorologische Kongreß berichtet Lem von den Erlebnissen Ijon Tichys während einer Tagung im südamerikanischen "Costricana", in dem just zu der Zeit ein Bürgerkrieg ausbricht. Die Regierung versucht mit Hilfe von neuentwickelten Halluzinogenen, die in dem Betroffenen nur absolut positive Gefühle auslösen, die Unruhen unter Kontrolle zu halten, zum einen durch Beimischung ins Trinkwasser, zum anderen in Form eines "Bemben"-Hagels.
Tichy kann sich mit einigen anderen in die Kanalisation retten, wird aber auch dort nach einiger Zeit von den Chemikalien affektiert. Nach zwei halluzinierten Rettungsversuchen leugnet er die Realität und widersetzt sich so dem, seiner Meinung nach ebenfalls nur eingebildeten, echten Rettungsversuch. Schließlich doch entdeckt, wird er in die Psychatrie eingewiesen, da er von nun an alles nur als Einbildung ansieht und nichts mehr als wirklich akzeptiert. Die Ärzte frieren seinen Körper ein, in der Hoffnung, ihm eines Tages helfen zu können ...
Über 100 Jahre später erwacht er in einer für ihn schwer verständlichen Welt. Es fehlt zwar an keinerlei Annehmlichkeiten, doch lassen der exzessive Gebrauch von auf die Psyche wirkenden Chemikalien sowie andere Feinheiten Tichy befürchten, daß nicht alles so perfekt ist, wie es scheint.
Lem versucht mit diesem Werk zu demonstrieren, was für uns "Wirklichkeit" und "Illusion" bedeuten. Ist eine Illusion, die wir nicht bemerken, Wirklichkeit? Sehen wir endlich die Wirklichkeit, wenn wir die Illusion zerstört haben?
In Die Astronauten wird Anfang des 21. Jahrhunderts bei Bauarbeiten in der sibirischen Tundra ein eindeutig nicht von Menschenhand gefertigter Metallkörper gefunden. Sofort flammen die Gerüchte wieder auf, daß der vor knapp 100 Jahren abgestürzte Meteor vielleicht doch ein außerirdisches Raumschiff gewesen sei ...
ein wissenschaftlicher Ausschuß wird gegründet, der den Fund näher untersuchen soll, und schnell wird klar, daß es sich dabei tatsächlich um eine Art Aufzeichnungsgerät handelt, das von dem Absturz als einziges übrigblieb. Die Wissenschaftler machen sich ans Werk, die Sprache zu entziffern, um so nähere Informationen über die Aliens (diesmal übrigens auf der Venus angesiedelt) zu finden. Als dann jedoch nach ziemlich wertungsfreien Passagen ein Teil decodiert wird, der die bevorstehende Invasion der Venusbewohner vermuten läßt, wird beschlossen ein Raumschiff zu entsenden um Kontakt aufzunehmen und Schlimmeres zu verhindern.
Bis hierhin liest sich das Ganze recht spannend und die Schilderung der Reise zur Venus läßt auf Großes hoffen: doch dann landen der Pilot und die Wissenschaftler bzw. Ingenieure auf einem scheinbar ausgestorbenen Planeten, von den Bewohnern ist weit und breit nichts zu sehen. So beschränken sich die Abenteuer der Pioniere auf mißverstandene Naturphänomene und andere "weltliche" Mißgeschicke - nichts was auf der Erde nicht hätte passieren können. Wie bei Lem anscheinend üblich, verkörpert der Pilot den eher praktisch geprägten, leicht naiven Typen, der zu den "gebildeten" Wissenschaftlern heraufschaut und gleichsam ihren Befehlen gehorcht.
Ab der Stelle, an der die Astronauten die Venus erreichen, kehrt auf große Strecken Langeweile ein: Lem verbringt die meiste Zeit mit der Schilderung der geographischen Landschaften, den Farbenspielen der Oberfläche sowie den Wetterphänomenen. An dem von mir herbeigesehnten Schluß klären die Herren Wissenschaftler zwar endlich den arg mitgenommenen Piloten - und somit den Leser - über die Hintergründe der venusianischen Zivilisation auf, doch schützt auch dies nicht vor aufkommender Enttäuschung.
Positiv herausheben läßt sich höchstens noch die geschickte Kombination aus Wirklichkeit und Fiktion, denn der angesprochene Meteor ist meines Wissens tatsächlich 1908 in Tunguska eingeschlagen.
Die Besatzung des Raumkreuzers Der Unbesiegbare versucht im gleichnamigen Roman das Schicksal eines verschollenen Schwesterschiffs zu klären, das bei der Erkundung eines neu entdeckten Wüstenplaneten spurlos verschwand.
Nach langer Suche wird man zwar fündig, doch stehen Kapitän Horpach und seine Crew vor noch größeren Rätseln als zuvor. Denn obwohl fast alle 80 Mann an Bord tot aufgefunden werden, sind weder Spuren eines Kampfes noch eines anderen Zwischenfalls zu finden, vielmehr erinnert das Ganze an einen plötzlich auftretenden Fall von Massenwahnsinn.
Doch schnell wird klar (als man es am eigenen Leibe erfahren muß), daß etwas durchaus Faßbares der Grund für die Katastrophe war: Anfangs als "Fliegen" bezeichnete, nur millimetergroße Maschinen, die als Einzelnes völlig harmlos sind, als Schwarm jedoch ein riesiges Potential besitzen ...
Im typischen Lem-Stil (mit großen Ähnlichkeiten zu beispielsweise den Astronauten) wird dem Leser ein Eindruck der bizarren Landschaften und Fremdartigkeit vermittelt. Und auch seine Beschreibung der "Lebensform" ist äußerst faszinierend, er verwendete schon damals in Ansätzen Ideen, die heute hochaktuell sind: neuronale Netze und modularer Aufbau beispielsweise. Auch seine "tote Evolution" regt zum Nachdenken an, aber alldem zum Trotz liegt es einfach an Lems sehr eigensinnigen Stil, daß das Lesen seiner Werke (bei mir zumindest) nie zum Genuß wird ... zu monoton und zu unelegant klingen seine Sätze, und spätestens nach Lektüre einiger seiner Romane in Folge wird man seines Stils überdrüssig.
Bewertung: 5 von 10 Punkten
Robotermärchen - Rezensionsübersicht