Titel / Originaltitel: Robinas Stunde null Eine Besprechung / Rezension von Andreas Nordiek |
Nachdem der Zusammenbruch der ostdeutschen Verlagslandschaft auch die Veröffentlichungsmöglichkeiten bekannter Phantastikautoren wie Alexander Kröger sehr stark beschnitt und über Jahre hinweg seine Werke nicht mehr erschienen, gründete Dr. Helmut Routchek den KRÖGER-Vertrieb. Mittlerweile liegen in der Grünen Reihe 15 Bücher mit überarbeiteten Editionen zur DDR-Zeit erschienener Werke und neuen Romanen vor.
"Robinas Stunde null" führt die aus "Robina Crux" bekannten Geschehnisse fort. Auch dieser Roman ist in einer Neuedition im Juli diesen Jahres erschienen. Um den vorliegenden Roman verstehen zu können, muß man "Robina Crux" aber nicht gelesen haben.
Robina Crux befindet sich nun schon seit über 23 Jahren auf den Planetoiden, den sie und ihre drei Kameraden untersuchen wollten. Bei der Landung kam es bekanntlich zu einem Unfall, der zum Tod ihrer Kameraden führte und sie auf einer kleinen Welt mit fremdartigen Hinterlassenschaften alleine zurückließ. Lediglich ein Roboter, den sie in ihrem Sinne umprogrammieren konnte und den Namen Birne gab, leistete ihr Gesellschaft.
Nun endlich, nach all den Jahren, scheint ein von ihr initiierter Hilferuf die Aufmerksamkeit der Erbauer der technischen Hinterlassenschaften gehört worden zu sein. Die fremden Wesen bieten ihr eine Rückkehrmöglichkeit zur Erde an, die sie nicht ausschlägt. An Bord des fremden Raumers entdeckt sie dann zwei Menschen, die in Tiefschlaf liegen. Robina gelingt es die beiden aufzuwecken und erfährt dabei, dass die Fremden eine Invasion der Erde durchgeführt haben, die von den Menschen nur mit vereinten Kräften zurückgeschlagen werden konnte. Der agressive Bevölkerungsteil der Fremden wurde vernichtet und der verbleibende betrachtete die Erde nicht mehr als neue Heimatwelt, deren Urbevölkerung man ausrotten muß.
Diese Informationen berühren Robina tief, sind aber noch nichts gegen das, was sie bei ihrer Rückkehr auf der Erde tatsächlich erwartet. Den Menschheit ist es gelungen sich fast vollständig auszurotten. Dies geschah nicht durch einen globalen Krieg, sondern durch eine neue technische Erfindung, die Radiowellen in die Ionosphäre strahlte. Durch die gigantische Rückstrahlung löschte sich die Menschheit fast komplett selber aus. Es überlebten nur diejenigen, die sich weit unterhalb der Oberfläche oder im Weltraum befanden.
Nun versuchen die Überlebenden eine neue menschliche Gesellschaft aufzubauen und Robina muß sich entscheiden, ob sie diesen Aufbau unterstützt.
Auf knapp 300 Seiten konzentriert Alexander Kröger eine Handlung, die auch für den doppelten Umfange her gereicht hätte und somit gleich zwei Romane hätte füllen können. Die Rettung Robinas und ihre Rückkehr auf eine gerade von Aliens überfallenen Erde hätte alleine einen durchschnittlichen SF-Abenteuerroman abgegeben. Nun findet Robina aber eine total veränderte Erde vor, die fast bar jeden menschlichen Lebens ist und auf der sich die Menschheit ganz neu organisiert. Eine Eliteregierung ist im Gespräch. Da die wenigen Menschen über mehr als genug Lebensmittel, technische Hinterlassenschaften usw. verfügen, leiden sie keinen Mangel. Der Besitz von wertvollen Dingen ist in den Hintergrund getreten und eine utopische Gesellschaftsform hat sich aus der Not heraus gebildet. Eine sozialistische Gesellschaftsform, in der jeder erst einmal gleich ist und seinen Interessen nachgehen kann. Eine Gesellschaftsform, wie sie die ehemalige DDR darstellen wollte. In Krögers Roman scheint diese Gesellschaft unter den dortigen Rahmenbedingungen zu funktionieren. Der Autor beendet sein Werk, ohne sich konkret mit den Strukturen dieser Gesellschaft beschäftigt zu haben. Er bleibt bei allgemeinen Aussagen, die im Detail nicht weiter ausgearbeitet werden.
Nach der Lektüre dieses Romans hat sich für mich die Frage gestellt, was Alexander Kröger zum Schreiben dieses Werkes motiviert hat. Wollte er nur einen losen Handlungsfaden zu Ende führen oder lag sein Schwerpunkt an der Ausformulierung einer utopischen Gesellschaftsform? Wahrscheinlich trifft beides zu.
Seine Stärken zeigt der Autor in der Darstellung seiner Hauptfigur. Weite Teile des Romans sind aus der Sicht Robinas geschildert, die sich wirklich Gedanken über ihre Umwelt macht. Alle anderen Figuren fallen dagegen zurück und sind nur über einen gewissen Zeitraum präsent.
Der Schreibstil ist unterhaltend, ohne dabei wirklich mitreißend zu sein. Es fehlt ihm die nötige Dichte und Ausführlichkeit, um den Leser von Beginn an bei der Stange zu halten.
Insgesamt gesehen stellt "Robinas Stunde null" kein Glanzstück deutschsprachiger SF dar, sondern ist vom Niveau her vergleichbar mit Romanen bekannter SF-Heftserien.