Titel: Der Herr der Ringe und die Philosophie Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Das vorliegende Sachbuch enthält nur einen Teil des amerikanischen Originals. 13 Autoren und Autorinnen beschäftigen sich mit der Philosophie des „Herrn der Ringe“. Dabei geht es aber weniger um die Philosophie Saurons, des eigentlichen Herrn der Ringe, sondern eher um die des britischen Autors John Ronald Reuel Tolkien.
Da der Ansatz immer gleich ist, bleibt es nicht aus, dass immer die gleichen Zitate angewendet werden. Allerdings wird immer wieder auf die Moral eingegangen. Ist es verwerflich, einen Ring der Macht zu benutzen, auch wenn er zum Guten angewendet wird? Philosophie ist das Fragen nach den Ursprüngen, Zusammenhängen und der Zukunft der Welt und des Seins. Moral ist hingegen die Gesamtheit der sittlichen Normen, Werte und Verhaltensmaßregeln, die innerhalb einer Gesellschaft als verbindlich gelten. Warum also werden in einigen Beiträgen Moral und Philosophie gleichgesetzt? Eric Katz greift gleich in seinem Beitrag bis zurück auf Platon zurück. Während er mit Platon versucht Fragen zu stellen, lässt er Tolkien antworten. Aber beide kannten sich nicht und Frage und Antwort werden vom Autor des Beitrages zusammengestellt. Die Frage für mich als Leser lautet: Kann man Fragen und Antwort aus ihrem Zusammenhang reißen und gänzlich andere Aussagen erzeugen?
Theodore Schick beschäftigt sich mit den Ringen und neuer Technologie. Dieser Zusammenhang scheint gewagt, andererseits durchaus möglich. Dabei greift er auf ein Zitat Isaac Asimovs zurück, dessen Frau auf der Autobahn in New Jersey zu einem Industriegebiet sagte: Dort liegt Mordor. (Seite 43 im Buch). Alison Milbank geht das Thema Philosophie damit an, dass sie „Tolkiens Ring als Fetisch“ betrachtet. Einen anderen Ansatz und Vergleich findet Douglas K. Blount, indem er Nietzsche zu Hilfe nimmt. Leider ist dieser Artikel eindeutig Nietzsche-lastig. Tolkiens Ring wird vernachlässigt.
Es wäre müßig, hier weiter auf die Beiträge einzugehen. Eines steht jedoch außer Frage: Dies ist ein Buch, über das sich vortrefflich streiten lässt. Es geht um Ethik, Moral und Mächte, es geht um Technologie und Umweltverschmutzung, es geht um vieles mehr, aber nicht um alles. Das Buch bietet Denkansätze die ich nicht immer unterstütze. Auch die Zitate, herausgerissen aus ihrem Zusammenhang und eingefügt in einen anderen, können nur die Meinung des Autors darstellen, aber keine Meinung, die der Leser unbesehen und ungeprüft übernehmen sollte. Im Gegenteil: Eine kritische Auseinandersetzung ist angebracht.