Reihe: ~ Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Nachdem im vorigen Jahr von Paul Melko der Roman Die Mauern des Universums im Wilhelm Heyne Verlag erschien, folgt nun Der Ring. Der Roman ist fesselnd geschrieben und hält von Anfang an einen hohen Spannungsbogen. Fünf Individuen, Menschen, werden in den Rocky Mountains abgesetzt. Kraft, Meda, ihre Schwester Moira, Manuel und Quant sollen fünf Tage in der Wildnis überleben. Warum, weshalb, wird nicht gesagt. Auch nicht, dass die Aufgabe nicht sehr einfach ist, denn zu Beginn der Geschichte werden sie fast von einer Lawine umgebracht. Kraft erzählt uns im ersten Kapitel seine Sicht der Dinge und es fällt zum ersten Mal der Name Apollo Papadopulos. Alle fünf zusammen sind Apollo Papadopulos. Es fällt zuerst schwer zu erkennen, wer - oder besser: was - die fünf Individuen sind, die sich mit ihren Pods zusammenschließen können und dann diese Person darstellen. Es stellt sich heraus, die fünf sind, wenn sie zusammengeschlossen sind, mehr als fünf. Ihre Fähigkeiten verstärken sich, ihre Gedanken vermischen sich und werden daher multipliziert und nicht zusammengezählt. Die Charaktereigenschaften unterscheiden sich ein wenig, je nachdem wie sie zusammengeschlossen sind oder einzeln auftreten. Allerdings sind sie nicht sehr ausgeprägt, und manchmal wirken daher Quant, Kraft, Moira, Meda und Manuel austauschbar. Der Hintergrund der Geschichte ist die Erde in der Zukunft. Durch den Zusammenschluss sind die fünf in der Lage, Erinnerungen, Gefühle und seelische Eindrücke miteinander zu teilen. Die kleinste Einheit stellen dabei zwei Personen dar, im Prinzip jedoch können sich fast alle Menschen vereinigen, die noch auf der Erde leben. Fast - denn es gibt auch Menschen, bei denen diese Verbindung nicht möglich ist und die dadurch in ihrer Außenseiterposition nichts zu sagen haben.
Fast alle Menschen haben sich im Laufe der Zeit zu einer Art Kollektiv-Intelligenz zusammengefunden. Diese wird als KI bezeichnet, was im Genre-Sprachgebrauch ja eigentlich für „Künstliche Intelligenz“ steht. In diesem Fall sind jedoch beide Begriffe austauschbar. Mit einer Steckverbindung ins Gehirn, ähnlich einem Computernetzwerk, konnten sich die Menschen miteinander verbinden. Sie bauten Fahrstühle in den Weltraum, was auf dem Titelbild sehr überzeugend und eindrucksvoll dargestellt wird. (leider ohne dass im Buch der Künstler genannt würde). Sie schufen auch einen riesigen Ring, der sich um die Erde gelegt hat.
Diese Menschen sind jedoch verschwunden, erklärt man den genetisch verbesserten Handlungsträgern. Moira, Meda und Quant werden darauf trainiert, einen Ausflug in den Weltraum zu unternehmen. Diese Unternehmung ist schwierig, weil der Ring seit dem Verschwinden der Menschheit verschlossen ist und ihn niemand betreten kann. Daher auch das Überlebenstraining in der irdischen Wildnis. Was sie hier lernen an Zusammenarbeit, Improvisation und Vertrauen auf die anderen Teilnehmer, werden sie dort draußen benötigen. Gerade das Vertrauen ist von besonderer Bedeutung. Auf die kleine Gemeinschaft werden Mordanschläge verübt. Irgendeine noch unbekannte Gruppe versucht, die Ausführung des Auftrags zu verhindern. Mit all diesen Zutaten ergibt sich insgesamt ein lesbarer und unterhaltsamer Science-Fiction-Roman. Viele gute Ideen reiften in Der Autor spielt mit vielen, ausgereiften Ideen, was ihn für mich direkt an die Seite von Charles Stross stellt. Paul Melko bietet eine gut geschriebene, Science-Fiction-Abenteuergeschichte. Es gibt zwar ein paar Ecken und Kanten, aber im Großen und Ganzen ist der Roman besser als vieles, was ich in den letzten Jahren lesen konnte. Ein Aspirant für den Kurd-Laßwitz-Preis.
Der Ring - die Rezension von Rupert Schwarz