|
Titel: Mittwinternacht Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Pastorin Merrily Watkins aus Hereford in der Grafschaft Gloucester wird vom Bischof Michael Hunter (wie sinnig, wieder einmal den Namen Jäger zu führen) zu seiner Beraterin für spirituelle Grenzfragen ernannt. Allerdings versteckt sich hinter diesem Titel nicht anderes als das Amt einer Exorzistin. Sie führt den Posten des in die Jahre gekommenen und leicht verwirrten Kanonikus Dobbs weiter. Dobbs teilt ihr jedoch mit, dass er sie als Nachfolgerin nicht für geeignet hält. Der Bischof ist ein charismatischer Mann, dem man nichts abschlagen kann. Doch ist das Amt, das Merrily ausüben muss, nicht das angenehmste.
Pastorin Watkins ist eine allein erziehende Frau mit einer 16-jährigen Tochter. Jane ist wie jedes Mädchen in diesem Alter rebellisch und eigensinnig, was der Mutter nicht gelegen kommt. Jane nennt völlig andere Ansichten als Ihre Mutter ihr Eigen. Ähnlich wie ihre Mutter ist sie spirituell veranlagt, jedoch nimmt sie von der Kirche und deren Meinung Abstand. Auch mit deren politischen Machenschaften ist sie nicht einverstanden.
Pastorin Merrily, eine ganz normale Frau mit Fehlern und Schwächen, führt ihr neues Amt ohne Probleme aus. Bis sie zu einem Fall gerufen wird, der ihr fast den Verstand raubt. Eines Nachts wird Merrily zum Sterbebett eines Mannes, der im Krankenhaus liegt, gerufen. Der Dämon des sterbenden Menschen ergreift von ihr Besitz. Weil der Dämon fast ihr Leben zerstört, legt sie das Amt nieder. Der Bischof akzeptiert dies jedoch nicht. Sie scheint der Verantwortung nicht gewachsen. Gleichzeitig erfährt sie, dass Jane auf die schiefe Bahn geriet und ihre Hilfe benötigt. Die Tochter trifft sich mit Leuten, etwa der mysteriösen Rowenna, des New Age und die sind nicht der richtige Umgang für sie.
Plötzlich scheint alles auf einmal zu geschehen. Der ehrwürdige Kanonikus Dobbs, dessen Amt sie übernehmen sollte, erleidet in der Kathedrale einen Schlaganfall, eine Leiche treibt im Fluss Wye, ein geistig gestörtes Mädchen begeht mit einem alten rostigen Schwert Selbstmord und andere Ereignisse mehr.
Das Thema Kirche und Exorzismus ist nicht neu, aber immer wieder interessant und unterscheidet sich vom Inhalt der üblichen Kriminalromane. Die Pastorin ist eine sehr sympathische Frau. Der Roman liest sich flüssig, und es ist spannend zu sehen, wer alles seine Finger im Spiel hat, um Merrily psychisch zu schaden. Sie ahnt zu diesem Zeitpunkt nicht, was oder wer hinter den Vorfällen steckt. Man ist geneigt, den charismatischen und, ja, schleimigen Bischof hinter allem zu vermuten. Dazu das düstere Thema Exorzismus, das bildlich gut dargestellt wird und die Atmosphäre der Handlung aufwertet. Die Hauptpersonen werden von Phil Rickman plastisch und lebensnah und damit sehr gut beschrieben. Ihm gelingt es mühelos, Merrilys Ängste und Unsicherheit hervorzuheben. Gerade die Meinungsverschiedenheit mit ihrer Tochter ist jederzeit nachvollziehbar.