Titel: Olympos |
Rezension von Frank W. Haubold
Leider ist dieses Fazit der weitgehenden Sinnfreiheit des Gesamtwerkes das einzige, was dem geneigten Rezensenten nach der Lektüre der fast 1000 Seiten geblieben ist. Normalerweise werden inhaltliche Defizite bei Dan Simmons Büchern durch ein hohes Maß an Spannung kompensiert (was bei ILIUM durchaus noch der Fall war), doch auch die fehlt bei OLYMPOS über weite Strecken. Die Protagonisten sind erstens zu zahlreich, um Interesse an den Geschicken des einzelnen aufkommen zu lassen, und der letztendliche Erfolg der Unternehmungen der "Guten" scheint von Beginn an wenig zweifelhaft. So stellt sich OLYMPUS am Ende als eine ärgerliche Kombination von Seitenschinderei, Spannungsarmut, Pseudowissenschaftlichkeit und ideologischer Determiniertheit dar, mit der der Autor der genialen Hyperion-Gesänge weder sich noch dem Publikum einen Gefallen getan hat.
Rezension von Alexander Pechmann
"Olympos" zeigt allerdings auch einige Schwächen, die in "Ilium" vermieden wurden. "Ilium" glänzte durch verblüffende Ideen, absurde Einfälle, epische Breite, Spannung und eine genaue Kenntnis der antiken Literatur, die derart frisch und respektlos vermittelt wurde, dass man große Lust auf Homers Originale bekam. In "Olympos" sind all diese Ideen kalter Kaffee und müssen nun aufgewärmt werden, um Antworten auf all die Fragen zu geben, die in "Ilium" offen geblieben waren. Was dann noch übrigbleibt, sind eine Handvoll witziger Einfälle, ein paar blutrünstige Schlachten und Zweikämpfe, eine Prise Quantenphysik, ein bisschen Shakespeare, ein wenig Homer, mit Vergil gemixt, jede Menge Monster und schöne Frauen mit großen Brüsten, die meist als "Schlampe" oder "breitärschige Edelnutte" bezeichnet werden. Einmal ist es witzig, beim zweiten Mal peinlich und beim tausendsten Mal langweilig. Trotzdem ist "Olympos" recht flüssig geschrieben (bzw. übersetzt) und streckenweise auch sehr unterhaltsam. Doch während "Ilium" intelligenter Schwachsinn war, der beim Lesen immer wieder durch geniale Einfälle überraschte, ist "Olympos" nur noch halbintelligenter Schwachsinn, dessen wenige geniale Einfälle die tausend Seiten nicht so prall füllen, wie man es von Simmons hätte erwarten können.
Rezension von Erik Schreiber
Die vielschichtige Handlung findet endlich einen Abschluss. Die Leser werden in Erfahrung bringen, wer die olympischen Götter auf dem Mars wirklich sind, woher die Voynixe mit ihren Fingerklingen stammen und auch alle anderen offenen Fragen finden eine erfolgversprechende Klärung. Dan Simmons greift in seinen beiden Büchern sehr viele Themen auf. Von der Politik bis hin zu religiösen Auseinandersetzungen zwischen Arabern und Juden, nichts bleibt unangetastet. Da zwischen ILIUM und OLYMPOS eine lange Zeit liegt, sollte, wer immer kann, erst noch einmal ILIUM lesen. Dan Simmons ist einer der besten Autoren der Phantastik.