| Serie/Zyklus: ~ |
Rezension von Ulrich Blode
Es ist nicht William Gibsons brillantester Roman, wie seinerzeit Neuromancer, der so etwas wie eine Initialzündung für den Cyberpunk darstellt. Doch handelt es sich hier um einen überdurchschnittlich gut erzählten Roman. Mustererkennung ist keine Science Fiction, manches erscheint eher kurios. Hinzu kommt ein schöner Humor. Mustererkennung eignet sich deshalb auch für die Leser, die bisher mit William Gibsons Werken wenig anzufangen wussten. Und wer Gibson bereits kennt, sollte bei seiner neuesten Geschichte nicht enttäuscht werden.
Im Jahr 1984 schrieb William Gibson auf seiner Schreibmaschine, einer Hermes 2000, über die Zukunft. Heute schreibt er über die Gegenwart und erscheint immer noch modern.
Fazit: Kleinere Schwächen beeinflussen nicht das Gesamtbild. Der Verlag Klett-Cotta bringt einen empfehlenswerten Gibson heraus.
Rezension von Jürgen Olejok
Gibson versucht, die Sprache des Cyberpunk zu kultivieren und in der Gegenwart anzusiedeln. Er bemüht sich um einen sprachlichen Konsens zwischen der früheren Computergeneration, die vor 20 Jahren seine CP-Storys begeistert gelesen hat und seinem älter gewordenen Publikum, das sich seit Erscheinen von Neuromancer weiterentwickelt und mittlerweile seine Werte neu definiert hat. Dieser Versuch ist gelungen. Seine nervöse und hetzende Art, in kurzen Sätzen stakkatoartig ein Gefühl zu beschreiben oder einen Umstand zu erklären, funktioniert auch hier. Seine Stärke, fiktiven Romanpersonen durch manchmal absurde Leidenschaften und Eigenheiten Leben einzuhauchen, hat etwas Einzigartiges.
Leider ist der Wechsel zur Gegenwartsliteratur mangels einer gut durchdachten Story nur ein halber Erfolg geworden. Das Konstrukt von Teilgeschichten, die für sich alleine eine gewisse Faszination besitzen, zusammengebaut und auf Roman-Niveau gestreckt, hinterlässt den Eindruck des Unfertigen.
Die hochgesteckten Erwartungen, die man an dieses Buch hatte, werden nur ansatzweise erfüllt und es bleibt dem Leser zu entscheiden, ob Gibson's herausragender Stil die eklatanten Schwächen der Story zu einem kleineren Übel degradiert
Rezension von Andreas Nordiek
William Gibson hat mit Mustererkennung einen gut lesbaren Roman verfaßt, der weder dem Krimi-Genre eindeutig zuzurechnen ist und noch weniger der SF. So mag der eine oder andere SF-Leser nach der Lektüre enttäuscht den Roman aus der Hand legen, da er die für ihn wichtigen Versatzstücke des SF-Genres nicht vorgefunden hat. Krimi-Fans dürften den Roman wohl nur durch Zufall in die Hände bekommen, da er nicht als solcher beworben wird und der Autor dem SF-Genre zugerechnet wird. Dennoch lohnt sich die Lektüre des Romans, denn William Gibson hat ein in sich stimmiges, vom schriftstellerischen her sehr reifes Werk verfaßt.
Rezension von Jürgen Veith
Dieser gute erste Eindruck kippte jedoch immer mehr, je weiter ich im Buch fortschritt. Zunächst fällt eine schier unheimlich Häufung von Zufällen auf: Irgendwie scheinen alle alten und neuen Bekanntschaften Cayces in den Fall verstrickt zu sein. Da entpuppt sich eine Zufallsbekanntschaft als der Schlüssel zur Lösung. Wie diese Zufallsbekanntschaft an eben diesen Schlüssel geraten ist, wird offen gelassen. Die ganze Handlung wirkt sehr konstruiert und unglaubwürdig. Neben dem Haupterzählstrang werden ausführlich weitere Themen aufgegriffen (z.B. die Beziehung Cayces zu ihrem Vater, Ausgrabungen in Russland etc.), die irgendwie nicht richtig zusammengeführt werden. Nein, Herr Gibson, da haben Sie es sich ein wenig zu einfach gemacht. Eine hanebüchene Story, willkürlich zusammengeschusterte „Under-Construction-Handlungen“, entscheidende Wendungen durch Zufallsprinzip und eine wirklich dünne Auflösung. Das kann ich nicht empfehlen. Auch ein etablierter Künstler sollte ein paar Grundsätze beachten.
Nun gut, sicherlich kann Gibson schreiben. Nur so ist es zu erklären, dass ich das Buch bis zum Ende gelesen habe. Es ist trotzdem einfach schade, dass zuwenig aus einer guten Idee und der interessanten Schreibtechnik gemacht wurde. Die Kür wurde bestanden, die Pflicht vergeigt!
Bewertung: 6 von 10 Punkte
Rezension von Erik Schreiber
Das Buch lebt davon, in vielen Andeutungen zu schwelgen. Nur langsam findet man in die, meines Erachtens etwas schwerfällige, Übersetzung hinein und folgt der Handlung. Dahingegen ist Cayce Pollard eine Person, die er sehr genau, fast zu intim, schildert. Manchmal gewinnt der Leser den Eindruck, sich selbst in der Marketing-Beraterin wiederzufinden. Dieser Zustand hält nicht lange vor, wirkt etwas verwirrend und macht süchtig nach mehr, bis man endlich am Schluss des Buches angekommen ist. Selbst dann überlegt der Leser, ob er alles genau gelesen hat und nicht doch wieder von vorn beginnt. Zumindest ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, etwas verpasst zu haben. Aber nicht im negativen Sinn. Eines der besten Bücher, die in diesem Jahr ins deutsche übertragen wurden.