| Serie / Zyklus: ~ |
Rezension von Cornelius Ibs-von-Seht
Wer diesen Band in die Hand nimmt, sollte sich auf einen Par-Force-Ritt gefaßt machen, durch Träume und Ekstasen der 60' und 70' in Amerika, ein Amerika der Rassenkonflikte, Drogenexperimente und der sexuellen Befreiung. Silverberg vagabundiert durch die Chronologie der Geschichte genau wie durch die Schreibstile. Am ehesten ist sein Erzählungsmodus noch mit dem Stil von Philippe Djian zu vergleichen - wer "Betty Blue" oder "Erogene Zone" kennt, weiß, was er zu erwarten hat. Alles in allem ein atemberaubender Roman, der weitab der üblichen Klischees und eingefahrenen Handlungskonstrukte operiert.
Sehr aufschlußreich ist auch das Vorwort von Andreas Eschbach im Band. Er weiß eine Menge Paralellen zwischen der Vita des Autoren und des Romanprotagonisten aufzuzeigen sowie eine gute Einstimmung auf den Roman zu vermitteln. Für mich persönlich ist auffällig, daß die SF-Romane, die mir am besten gefallen, entweder jenseits der verbreiteten SF-Themen angesiedelt sind, von Newcomern im Genre oder von Frauen geschrieben worden sind. Nicht zu unrecht mahnt Eschbach in seinem Geleit an, daß es an der Zeit ist, daß "die Science Fiction sich die erzählerischen Techniken und Ansprüche der normalen Literatur aneignen und ihre selbstzufriedene Isolation überwinden (muß)".
Rezension von Andreas Muegge
Viele andere Autoren haben dieses Thema für Superhelden-Geschichten benutzt - aber nicht Silverberg. David Selig hat in seinem Leben nichts erreicht und hält sich mit kleinen Jobs gerade so über Wasser. Wäre es anders gelaufen, wenn er nicht Gedanken lesen könnte? Oder liegt es in seiner Natur, seinem mangelnden Ehrgeiz, dass er an der Universität nichts erreicht hat? Die vielen kleinen Details seiner Kindheit und seiner Jugend ergeben ein beeindruckendes Gesamtbild, das nachhaltig in Erinnerung bleibt.
Sehr empfehlenswert!
Bewertung: 10 von 10 Punkten
Rezension von Rupert Schwarz
Ich mag nicht recht in die Jubelrufe zu diesem Roman einstimmen. Zwar ist der Blick in David Seligs Kopf sehr gut gelungen und man kann auf beste Weise nachvollziehen was in seinem Kopf vorgeht, aber ich komme ansonsten mit Robert Silverbergs Schreibweise zurecht. Zu oft lässt sich der Autor über ein bestimmtes Jahr aus und drückt dem Leser zwangsläufig seine Meinung zu den Ereignissen auf. Schön geschrieben - wohl wahr - aber von mir als Leser nicht gewünscht. Außerdem war Silverberg, bevor er mit diesem Roman seine Karriere als SF Schriftsteller neu startete, tätig als Autor für populärwissenschaftliche Bücher und wenn nur ein Teil der Geschichte autobiographischer Natur ist, dann dürfte diese Tätigkeit nicht sonderlich erfüllend gewesen sein. Das ist dann auch das Problem, das ich mit dem Roman hauptsächlich habe: Ich mag es einfach nicht, wenn ein Autor seinen Frust über die Welt über einem Roman auf den Leser wälzt. Deswegen von meiner Seite her nur 7 von 10 Punkten.