| Serie / Zyklus: Hainish, Band 4 Folgende Rezensionen liegen hierzu bei Fictionfantasy.de vor: |
Rezension von Rupert Schwarz
Ursula K. LeGuin ist eine der wichtigsten Autorinen der SF. Außerdem war sie der bestimmende Autor der SF in den frühen 70er Jahren. Das sie Literatur studiert hat und ihr Handwerk versteht, wird beim Lesen des Romans schnell klar. Geschickt führt sie den Leser mittels Legenden und Tagebuchaufzeichnungen in die Welt Winter ein, so dass die Welt dem Leser sehr schnell vertraut wird.
Auch der Stil ist über jeden Zweifel erhaben. Das Buch selbst lässt allerdings nach einem sehr guten Start ein wenig nach und weist Längen auf. Das Schluss kommt nach einer sehr langen, ruhigen Phase im Mittelteil ein wenig abrupt. Dennoch ist Winterwelt ein Roman, den man gelesen haben sollte, da er Aspekte der SF beleuchtet, die man sonst kaum findet.
7 von 10 Punkten.
Rezension von Markus Wolf
Auch schön beschrieben sind die unterschiedlichen Auffassungen und politischen Einflüsse in den verschiedenen Gegenden der Welt "Winter", sei es unter der schwerfälligen Weiterentwicklung der Zivilisation unter dem Einfluß der Monarchie in Kahide oder die bürokratische Regierung in Orygoreyn, die andersdenkende und unliebsame Bewohner dann in Umerziehungslager stecken. Ursula K. LeGuins Roman sollte jeder einmal gelesen haben und man muß dabei auch immer im Hinterkopf behalten in welchem Jahr (1969) der Roman damals erschienen ist und welchen Einfluß es damals auf die phantastische Literatur hatte.
Dabei ist zu bedenken, das Genly Ai ein dunkelhäutiger Vertreter der Ökomene war, was zu der Zeit auch nicht gerade üblich war, wenn die Hauptfigur ein "Schwarzer" war. Seitdem wurde das hier zu Grunde gelegte Thema schon öfters aufgenommen, aber meiner Meinung nach nicht so gut erzählt wie in Die linke Hand der Dunkelheit.
8 von 10 Punkten
Rezension von Oliver Faulhaber
Die Autorin versteht es vorzüglich, eine Gesellschaft zu schildern, die zwar grundsätzlich der unseren gleicht, aber durch wenige signifikante Unterschiede doch so fremdartig wirkt. Während dem langen und beschwerlichen Treck durch die Eiswüste bekommt man tiefe Einblicke in das Innenleben der Protagonisten und damit auch deren Gesellschaft. Neben dieser persönlichen Ebene versteht LeGuin es, zusätzlich auch die politische Ebene nicht zu kurz kommen zu lassen, auf der vor allem das Konzept der "shifgrethor", ähnlich unserer "Ehre", eine große Rolle spielt.
Alles in allem ein wirklich empfehlenswertes Buch, dessen etwas eigentümlicher Stil mir zwar anfangs Schwierigkeiten bereitete, schließlich aber sogar mit zur positiven Wertung beitrug. LeGuins Weltbild ist in sich konsistent und die von ihr verwendeten technischen Errungenschaften durchaus plausibel ... was wünscht man sich mehr?
Bewertung: 8 von 10 Punkten
Rezension von Andreas Muegge
Beim zweiten Lesen sind mir auch einige negative Dinge aufgefallen. Zum einen gibt es keine richtige Geschichte, stattdessen wird viel auf die unterschiedlichen Kulturen eingegangen und die Probleme, die Genli Ai damit hat. Ich hätte es besser gefunden, wenn der ganze Hintergrund besser in eine spannende Geschichte eingebunden gewesen wäre ohne dass man ständig mit der Nase drauf gestoßen wird. Das Geschlechtsleben der Einwohner ist zwar faszinierend aber nicht verstanden habe ich die vielen Probleme, die Genli Ai damit hat. Er versucht jedes Mal, einen Einwohner als Mann oder Frau zu sehen und kann es sich selbst nach zwei Jahren nicht abgewöhnen. Ich denke wenn man so lange auf einem fremden Planeten leben muss, wird man sich irgendwie anpassen können.
Winterplanet ist ein sehr gut geschriebener Roman, der inhaltlich einige Schwächen hat. Bei seinem Erscheinen hat er mit Sicherheit mehr Begeisterung hervorgerufen (er wurde mit dem Hugo und dem Nebula ausgezeichnet) und selbst heutzutage ragt er immer noch aus dem Durchschnitt heraus. Wer noch nichts von Ursula K. LeGuin kennt sollte diesen Klassiker der SF lesen - es lohnt sich.
Rezension von RealS
Der Roman liest sich sehr gut, vor allem die Reise über das Eis ist sehr eingehend geschildert. Allerdings ist es wohl schwerlich „der bis heute beeindruckendste Roman über die Rolle der Geschlechter und ihrer weitreichenden Auswirkungen auf die Gesellschaft“, wie uns der Klappentext der deutschen Ausgabe weismachen will. Wenn ja, wäre dies ein Armutszeugnis für andere Romane. Lieber schließe ich mich da Frank Herbert an: „Was es in diesem Buch auch immer an Psychologie, an Mythologie und anderen faszinierenden Dingen zu entdecken gibt - vor allem ist Le Guin einfach eine großartige Erzählerin.“