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Rezension von Oliver Faulhaber
Wenn sich bei einem Buch die Literaturhinweise auf rein akademische Werke beziehen, das Glossar selbst den mathematisch Geschulten stellenweise schlucken lässt und der Autor auf seiner Homepage sogar versucht, die von ihm entwickelten Ideen zu visualisieren - dann kann man wohl guten Gewissens von Hard-SF in Reinkultur sprechen: Sowohl die Charaktere als auch die eigentliche Handlung treten bei Egan in den Hintergrund, machen Platz für seine Visionen und Gedankenspiele. Dabei lässt er nicht nur alles Körperliche, sondern auch das uns bekannte Universum hinter sich und nimmt den Leser mit auf eine faszinierende Reise ... Zugegeben, stellenweise übertreibt der Autor etwas, und sein Stil driftet ins Dozieren ab, doch im Großen und Ganzen überwiegt ein Gefühl der Faszination über die Art und Weise, wie Egan spekulative wissenschaftliche Theorien in die Wirklichkeit überträgt und mit ihnen experimentiert ... Ich kann mir vorstellen, dass Diaspora nicht für jedermann geeignet ist, aber wer sich von der Rezension angesprochen fühlt, sollte unbedingt mal einen Blick hineinwerfen (und sich nicht wundern, wenn er nicht alles versteht). Bewertung: 7 von 10 Punkten
Rezension von Andreas Nordiek
Greg Egan baut auf den neuesten wissenschaftlichen Grundlagen sein Handlungsgerüst auf, wobei seine darauf aufbauenden Theorien und Gedankenspielereien mehr als wissenschaftlich sind. Ich kann jedenfalls nicht beurteilen, ob seine Gedankengänge in sich logisch bzw. wissenschaftlich überhaupt denkbar sind. Ein Großteil seiner Leser dürfte er hier überfordern. Davon sollte man sich aber keineswegs abschrecken lassen und zur Not einfach die jeweiligen Seiten überlesen. Egan schafft es nämlich, einen Spannungsbogen aufzubauen, der sich über den gesamten Roman hinzieht und den Leser bei der Stange hält. Die Charakterisierungen seiner Haupthandlungsträger sind tiefgehend und sein Schreibstil ausgereift. Er schreibt keinesfalls so trocken, wie man bei der gedanklichen Tiefe der Thematik eigentlich erwarten würde. Er schafft es durchaus, seine Leser zu unterhalten, wobei man durchaus bei der Lektüre konzentriert zu Werke gehen muss. Mit Diaspora hat Egan einen Roman geschrieben, der durchaus nicht für die breite Masse der SF-Leser gedacht ist. Für den Weg zur Arbeit oder als leichte Entspannungslektüre ist er jedenfalls ungeeignet. Freuen können sich diejenigen Leser, die anspruchsvolle und wissenschaftlich fundierte SF lesen möchten.
Rezension von Andreas Muegge
Diaspora ist einer der besten Hard-SF-Romane der 90er Jahre. Wie kein zweiter versteht es Greg Egan, Theorien zu entwickeln und Ideen weiterzuspinnen. Thematisch schließt sich das Buch an Cybercity an. Die Technik ist so hoch entwickelt, dass ein Bewusstsein komplett in einem Computer simuliert wird und dort mit anderen Bewusstseinen lebt. Allein diese Idee ist es schon wert, das Buch zu lesen. Egan verfolgt sie sehr konsequent und leuchtet viele Möglichkeiten aus ... Ein sehr "harter" SF-Roman mit einzigartigen und originellen Ideen; allerdings braucht man Kenntnisse in den Bereichen der Physik und Mathematik, um das Buch besser zu verstehen und genießen zu können. Wertung 6 von 7 Einer der besten Hard-SF-Romane der 90er Jahre.