| Titel: Das Orakel vom Berge |
Folgende Rezensionen liegen hierzu bei Fictionfantasy.de vor:
Rezension von Ulrich Faulhaber
Selten fiel mir die Bewertung eines Buches so schwer wie im vorliegenden Fall, denn obwohl der literarische Anspruch über jeden Zweifel erhaben ist, mangelt es Dick an der Fähigkeit, den Leser zu fesseln - jedenfalls in meinem Fall. Das immer wiederkehrende Motiv der in Frage gestellten Wirklichkeit sowie die teils seitenlangen philosophischen Passagen erschweren das Lesen, und auch die zeitweise recht "künstlich" (künstlerisch?) wirkenden Dialoge tragen nicht gerade zu einem Lesefluß bei. (...) Auf der anderen Seite jedoch kann man dem Buch eine gewisse Faszination nicht streitig machen, zu plastisch und glaubwürdig schildert Dick die Zustände im unter japanischen Einfluß stehenden San Francisco, und zu geschickt verknüpft er die einzelnen Handlungsstränge. Sein Kunstgriff mit dem Buch im Buch, aber auch die Einbindung des I Ching verleihen dem Orakel vom Berge einen ganz besonderen Flair. Allerdings sollte man zumindest in den Grundzügen mit den politischen Gegebenheiten Nazi-Deutschlands vertraut sein, um die inneren Zusammenhänge vollständig zu durchschauen.Liebhaber der seichten Unterhaltung werden somit wohl nicht auf ihre Kosten kommen - allen anderen sei es aber ans Herz gelegt, um sich selbst ein Bild zu verschaffen. Bewertung: 7 von 10 Punkten
Rezension von Rainer Skupsch
Philip Dick [spielt] - wie so oft - ein Spiel mit unklaren Identitäten und Realitäten. (...) In mancher Hinsicht unterscheidet sich "Das Orakel vom Berge" von `typischen’ Dick-Romanen: Die Sprache ist - in der deutschen Übersetzung - wie immer unauffällig. Allerdings scheint die Handlung des Buches sorgfältig geplant, und humorvolle Stellen sind diesmal dünn gesät. (...) Wenn man Leute nach ihrer Meinung zum Orakel fragt, äußern sich die einen begeistert und die anderen waren gelangweilt. Ich schätze, ich liege irgendwo in der Mitte ...
Rezension von Erik Schreiber
Der Wilhelm Heyne Verlag führt seine Reihe der Philip K. Dick Edition weiter, und [Das Orakel vom Berge] ist das einzige Buch des Autors, das ich noch nicht kannte und inzwischen für das beste von ihm halte. (...) Die sogenannten Dystopien haben immer etwas Erschreckendes an sich. Sie halten uns einen Spiegel vor, um mit überspitzter Kritik uns als Leser aufzurütteln. Meist gelingt das für die Dauer, die es braucht, das Buch zu lesen und den Tag danach. Dann sind wir Leser ganz schnell dabei und vergessen das Thema. Wenn sich Philip K. Dick mit einem Thema beschäftigt und es zwischen zwei Buchdeckel pressen lässt, ist es immer etwas Besonderes. Der 1982 verstorbene Autor ist selbst in Deutschland einer der meistgelesenen Science-Fiction-Autoren. Seine damals zeitkritischen und sozialkritischen Romane sind selbst heute, vierzig, fünzig Jahre nach Erscheinen, aktuell und modern.
Rezension von Rupert Schwarz
Der Roman ist sicherlich eines von Philip K. Dicks wichtigsten Werken, vor allem, weil ihm damit der große Durchbruch gelang, als er mit dem Werk den Hugo Award gewinnen konnte. Für mich war es der erste Dick-Roman, den ich gelesen hatte, und ich kann sagen, dass er mir beim ersten Mal nicht recht gefallen hatte. Ich brauchte eine gewisse Zeit, um mit dem Autoren warm zu werden und mich mit Dicks Ansichten und Beschreibungen anzufreunden. Beim zweiten Durchgang gefiel mir der Roman nun deutlich besser. Die Personen sind typisch für den Autor und sehr lebendig. Die Geschichte an sich ist interessant, aber im Vergleich zu anderen Romanen wie "Ein andere Welt", "Zeit aus den Fugen" oder "Ubik" kann sie nicht ganz mithalten. Die Idee, dass ein Autor in einer Parallelwelt eine Geschichte schreibt, die unsere eigene in weiten Teilen widerspiegelt, ist originell, aber wäre wohl eher für eine Kurzgeschichte geeignet gewesen. Interessant an diesem Roman ist aber die Verflechtung der Protagonisten, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben, aber es zieht sich ein roter Faden durch das Leben von allen. Außerdem gibt es Parallelen: Alle Figuren stehen vor einer existenziellen Krise und gegen Ende des Romans gipfeln alle Stränge in einem Höhepunkt. Hier zeigt sich Dicks Meisterschaft im Erschaffen plausibler Charaktere und jede seiner Figuren ist wunderbar beschrieben. (...) 7 von 10 Punkten.