Titel: Return Man Eine Besprechung / Rezension von Sebastian Hallmann |
Inhaltszusammenfassung:
Henry Marco ist einer der wenigen Überlebenden im durch einen Zombiebefall entvölkerten Westen der USA. Zwar gibt es im Osten die Sicheren Staaten von Amerika, Marco jedoch hat aus seiner gewählten Einsamkeit eine Profession gemacht: er ist ein Return Man. Er handelt im Auftrag von Überlebenden und bringt ihren infizierten Verwandten die letzte Ruhe. Sein neuer Auftrag jedoch scheint um einiges komplizierter zu sein. Die Regierung ist involviert, zudem geht es um einen alten Bekannten Marcos, in dessen Nachlass sich zudem der Schlüssel zu einem Impfstoff finden soll. Doch sind die Dinge wirklich so, wie sie scheinen?
Kritik:
Zunächst einmal liest sich der Inhalt von Zitos Roman wie ein Großteil der bekannten Zombieromane, als Leser geht man also mit einer gewissen Erwartungshaltung an “Return Man” heran. Natürlich ist vieles Bekannt, das Genre bietet schließlich nur wenig Raum für Innovationen, aber dennoch ist es dem Autoren gelungen, einige interessante und vor allem noch nicht so ausgelutschte Ansätze einzubringen.
Die Story selbst ist dabei natürlich alles andere als neu. Die Suche nach Marcos Bekanntem, die Jagd nach einem Impfstoff, all das hat man schon mehr als einmal gesehen oder gelesen. Interessant ist hierbei aber vor allem Zitos Interpretation der Untoten (in “Return Man” übrigens grundsätzlich verwirrenderweise als “Leiche” bezeichnet). Natürlich sind sie letztlich triebgesteuerte Monster, allerdings wird ihnen hier ein sogenanntes emotionales Gedächtnis angedichtet, sie erinnern sich also an Plätze, mit denen sie zu Lebzeiten prägende Erlebnisse verbinden – und es zieht sie auch im Tode immer wieder dort hin. Ein Ansatz, der zwar bei Romero schon leicht durchschimmerte, hier aber verstärkt ins Licht gerückt wird und den Zombies in manchen Passagen irgendwie etwas von ihrem Schrecken nimmt – oder sie als vermenschlichte Monster vielleicht sogar noch erschreckender macht, je nach Sichtweise. Davon abgesehen bietet “Return Man” eine Mischung aus vielen bekannten Genre-Eigenschaften, die gut miteinander kombiniert sind und funktionieren. Ein konstant hoher Spannungsbogen und eine äußerst gelungene Survivalatmosphäre erschaffen eine Atmosphäre, wie man sie aus den guten (!) filmischen Vertretern des Genres kennt und schätzt. Enttäuscht hat mit jedoch das Ende, welches man schon recht früh vorausahnen konnte.
Ein weiterer recht ungewohnter Zug ist die Charaktergestaltung des Buches. Besonders Hauptprotagonist Marco bekommt einen Hintergrund spendiert, der sehr umfangreich ausgefallen ist und im Genre wohl in diesen Ausmaßen nur selten anzutreffen ist. Dabei ist der gute Mann auch noch ein echter Sympathiebolzen, dessen Beweggründe schon zusätzlich zur Identifikation beitragen. Auch die zweite Hauptfigur Wu kommt gut ausstaffiert daher, von Oberflächlichkeit zu sprechen ist also im Falle “Return Man” nicht unbedingt angebracht. Allerdings muss man auch anmerken, dass sich die mitunter recht ausführlichen Ausflüge in die Vergangenheit der Figuren teils ermüdend lesen und auch schon einmal dazu angetan sind, den Leser ein bisschen ins Stocken geraten zu lassen. Dieser kleine Kritikpunkt wird aber durch die gut miteinander verwobenen Charaktere wieder ein bisschen revidiert.
Stilistisch kann man über V.M. Zito vieles sagen, nicht jedoch, dass er langweilig wäre. Sein Roman ist äußerst tempo- wie actionreich geschrieben, Humor sucht man hier jedoch oftmals vergeben. Viel mehr gibt es dafür jedoch “Schauwerte” zu finden, “Return Man” ist mitunter sehr anschaulich ausgefallen und grenzt manchmal schon an Splatter – ohne dabei jedoch ins Niveaulose abzudriften. Eine gute Mischung also, die besonders Zombiefreunden eine Menge Spaß bereiten dürfte. Wer klassischen Thrill sucht, ist hier jedoch nicht unbedingt an der richtigen Stelle.
Fazit:
“Return Man” ist ein sehr unterhaltsamer und schneller Roman, der trotz aller Splatterlastigkeit doch eine gewisse Tiefe aufweist. Gut gezeichnete Charaktere auf einem brutalen Survivaltrip durch den Westen der USA, der Freunden von “Dawn Of The Dead” & Co. ruhigen Gewissens ans Herz gelegt werden kann.
8/10 Punkten