Titel: Resident Evil – Die Geburt des Bösen Eine Rezension von Gloria Manderfeld |
Bei 'Die Geburt des Bösen' handelt es sich um einen Sammelband, bestehend aus drei einzelnen Geschichten, von denen 'Stunde Null' als alleinstehende Story gelesen werden kann und 'Die Umbrella-Verschwörung' und 'Caliban Cove' aufeinander aufbauen:
Stunde Null:
Nach einer Serie brutaler Morde am Stadtrand von Raccoon City nimmt sich die Spezialeinheit S.T.A.R.S. (Special Tactics and Rescue Squad) im Auftrag der Raccooner Polizei der Angelegenheit an – mittendrin die achtzehnjährige Rebecca Chambers, die das Einsatzteam als Feldsanitäterin begleitet und für die dieser Einsatz ihr erster überhaupt ist. Doch der Helikopter des Teams stürzt im Raccoon Forest ab und Rebecca wird von ihrem Team getrennt. Beim Marsch durch den Wald trifft sie auf den stillstehenden Ecliptic Express – den Pendlerzug nach Raccoon City - und im Inneren des Zuges lauert unaussprechliches Grauen: Überall liegen von Klauenhieben zerfetzte Leichen, dann begegnen ihr die ersten vom mörderischen T-Virus verseuchten Unlebenden, die nach Rebeccas Leben gieren. Doch in der Gefahr begegnet ihr auch ein möglicher Verbündeter: Lieutenant Billy Coen, der sich an Bord des Zuges befand und eigentlich zu seiner Hinrichtung transportiert werden sollte. Ohne zu wissen, ob sie dem Strafgefangenen trauen kann, macht sich Rebecca mit Billy daran, dem Geheimnis um die lebenden Leichen auf die Spur zu kommen. Als sich der Zug in Bewegung setzt, fahren die beiden auf die größte Herausforderung ihres Lebens zu, stetig von außen beobachtet...
Die Umbrella-Verschwörung:
Killerkannibalen sollen in Raccoon City ihr Unwesen treiben – und da die lokale Polizei die Mordserie nicht aufklären kann, ruft sie die S.T.A.R.S zu Hilfe: Das Alpha-S.T.A.R.S-Team, bestehend aus der ehemaligen Meisterdiebin Jill Valentine, dem Scharfschützen Barry Burton, dem ehemaligen Soldaten Chris Redfield und dem undurchsichtigen Teamleader Albert Wesker, tritt in Aktion, als das eigentlich für den Einsatz bestimmte Bravo-Team auf dem Gelände der Spencer-Villa, einer Immobilie der Umbrella Corporation bei Raccoon City, abstürzt. Während die Alphas noch versuchen, ihren Kameraden beizustehen, werden sie mit den entsetzlichen Kreaturen konfrontiert, die auch für die Morde verantwortlich scheinen – und nur im Inneren der Spencer-Villa scheint sich die Lösung für die eigenartigen Vorgänge zu finden zu sein. Doch diese entpuppt sich schnell als Todesfalle – neben weiteren mörderischen Wesenheiten müssen sich die Alphas auch gegen ausgeklügelte Mechanismen und Rätsel bewähren – und den Verrat aus ihrer Mitte...
Caliban Cove – Die Todeszone:
Nach den erschreckenden Ereignissen in 'Die Umbrella-Verschwörung' stehen die ehemaligen Mitglieder des Alpha-S.T.A.R.S-Team vor dem Nichts: Als unglaubwürdig verschrien, ohne wirkliche Beweise für die Verbrechen der Umbrella-Corporation, müssen die Überlebenden der Katastrophe in der Spencer-Villa sich mit der unangenehmen Realität auseinander setzen, auf der Abschussliste eines Großkonzerns zu stehen. Jill Valentine, Chris Redfield, Barry Burton und Rebecca Chambers, eine junge Biochemikerin der S.T.A.R.S., die sie in der Spencer-Villa angetroffen und gerettet haben, werden von Captain David Trapp, einem militärischen Strategen der S.T.A.R.S für einen riskanten neuen Einsatz angeworben – sie sollen in Caliban Cove in Maine einen genialen Wissenschaftler daran hindern, das T-Virus noch weiter zu entwickeln. Doch bevor die Einsatzbesprechung ihr Ende findet, wird das Haus, in dem sie stattfindet, unter Beschuss genommen und die Spezialisten finden bald heraus, dass ihnen nun offensichtlich auch aus den eigenen Reihen Gefahr zu drohen scheint, war einer der Angreifer doch ein S.T.A.R.S.-Mitglied. Eilig bricht das ungleiche Team nach Caliban Cove auf, um ihren Verfolgern einen Schritt voraus zu sein und gerät abermals in ein wirres Geflecht aus Intrigen und mutierter Wesenheiten, die auf Blut aus sind...
Grundsätzlich lassen sich alle drei Romane aus zwei Blickwinkeln betrachten – aus dem des eingefleischten Resident Evil-Fans, und aus dem eines Lesers, der gepflegten Horror mit hohem Actionanteil zu schätzen weiß. Für den Fan sind sicher 'Die Umbrella-Verschwörung' und 'Stunde Null' die interessantesten Bücher, erzählen sie doch die Storyline der dazugehörigen RE-Spiele inklusive der Rätsel genau nach. 'Caliban Cove' ist ohne direktes Spielvorbild entstanden und versucht, die beiden ersten Spiele sinnig zu verbinden – auch hier gibt es natürlich Rätsel und Zombies in rauen Mengen, einige kleinere Details zu Umbrella und der hinter allem steckenden Intrige inbegriffen.
Dem Horror-und-Action-Fan bietet sich leichte, flüssige Unterhaltung, die einem immer gleichen Schema folgt – einer oder mehrere Haupthandelnde werden in einem Gebiet platziert, in dem mutierte Wesen und blutgierige Zombies ihr Unwesen treiben und müssen in einer geschlossenen Umgebung, die durch Fallen und Rätsel gesichert ist, überleben, bis sie schlussendlich den Weg ins Freie gefunden haben. Wer über diese Grundkonstruktion hinwegsehen kann und keine allzu hohen Erwartungen hinsichtlich Kreativität und Abwechslung stellt, wird mit diesem Sammelband sicherlich für eine Weile unterhalten werden.
Wer allerdings mehr erwartet haben sollte, dürfte schon wegen der eher flachen Charakterisierung der Protagonisten enttäuscht sein – bis auf das biochemische Wunderkind Rebecca Chambers, das sich vom unsicheren Frischling zur toughen Kämpferin entwickelt und nebenbei von fast jedem männlichen Charakter mit ein wenig Selbstbewusstsein angehimmelt wird, verharren die anderen Charaktere in ihrem festgesteckten Horizont und durchlaufen keine nennenswerte Entwicklung, wenn man von etwas mehr innerlicher Abgestumpftheit in der Konfrontation mit Umbrellas Horror-Wesenheiten absieht.
Sicherlich versucht die Autorin, durch unterschiedlich anmutende Szenerien und den genaueren Blick auf die Gegenspieler und deren Motivationen Abwechslung zu schaffen, doch verliert sich dieser Effekt spätestens beim dritten Buch, das im Grunde dieselben Strukturen und Ideen wie das erste bietet, sie nur in anderen Farben und Formen verpackt. So fällt es schwer, nach dem Lesen des Sammelbandes den Vergleich zu Landserheftchen zu unterdrücken – sicherlich kommen die Gesichten aus dem Resident-Evil-Szenario etwas moderner daher, doch folgen sie einem vorgefertigten, recht einfallslosen Grundschema, das bei häufigerer Lektüre an Zugzwang und Geschwindigkeit verliert.
Fazit: Leichtgängige Lektüre mit viel Blut, Patronen und Zombies – für Resident Evil-Fans sicher sehr unterhaltsam, für alle anderen kein Buch, das man gelesen haben müsste. Vier von zehn möglichen Sternen für den gut bedienten Fanfaktor.