Titel: Renegade - Tiefenrausch Eine Besprechung / Rezension von Melanie |
Das Cover des Buches ist wirklich gut gelungen: Es zeigt eine junge Frau inmitten des Meeres, gehalten durch nichts als den Wassertropfen, in dem sie sich befindet. Abgesehen davon, dass es ein echter Blickfang ist, passt es hervorragend zu dem Inhalt des Buches.
Ihren eigenen Worten zufolge ist Evies Leben perfekt. Sie lebt in Elysium, eine Stadt unter dem Meer – weit entfernt von den Kriegen und Gefahren an der Oberfläche. Rundum glücklich und zufrieden sind es nur Gedankenfetzen an längst verlorene Erinnerungen, die sie manchmal zweifeln lassen. Die Gespräche mit dem gefangenen Oberflächenbewohner Gavin nähren ihre Zweifel: Ist Elysium wirklich das Paradies, das es zu sein scheint?
Auch wenn die zu Beginn jedes Kapitels aufgeführten Zitate aus den Verhaltenskodexen, Ansprachen, Broschüren und Statuten ziemlich radikal klingen, scheint Evies Leben zumindest zu Beginn des ersten Kapitels tatsächlich noch ziemlich perfekt zu sein. Ihren eigenen Worten nach ist es das in jedem Fall: “Mein Leben ist absolut perfekt”. Wie ein Mantra wiederholt Evie diesen Satz, scheint ihn wirklich zu glauben. Dass dies alles nur ein trügerischer Schein ist wird jedoch spätestens nach dem brutalen Tod eines ihrer Freunde klar – die Reaktion auf einen, meiner Meinung nach harmlosen, Gesetzesverstoß.
Dass Evie ihr Leben jedoch auch zu Beginn des zweiten Kapitels als perfekt beschreibt, lässt den Leser schnell weitere Schlüsse ziehen. In Elysium scheinen mehr als nur einige Dinge im Argen zu liegen.
Die Fragen des Oberflächenbewohners Gavin, den sie im Auftrag ihrer Mutter, der “Mutter”, die gleichzeitig die Herrscherin über ganz Elysium ist, verhört, offenbaren dem Leser Stück für Stück, was in den Schatten von Elysium vor sich geht. Und diese Schattenseiten von Elysium sind definitiv nichts für zartbesaitete Leser. Die Auswirkungen des totalen Regimes, das “Mutter” auf die Bewohner von Elysium ausübt, wird ohne die geringste Beschönigung beschrieben – und scheint keinerlei Beschränkungen auferlegt zu sein. Gehirnwäsche und der Tod als Strafe für jegliche Form der Gesetzesübertretung sind nur der Anfang. Denn als Gavin Evie davon überzeugt, ihm bei seiner Flucht zu helfen, zieht “Mutter” alle Register, um die beiden aufzuhalten. Ohne Rücksicht auf Kollateralschaden, auch menschlichen, jagt sie die beiden durch die unterirdische Stadt.
Auf ihrer Flucht können sich Gavin und Evie auf niemanden verlassen – und Evie kann nicht einmal sich selbst vertrauen. Getrieben von ihren Instinkten und ihren aufkeimenden Gefühlen für Gavin ist Schnelligkeit ihre einzige Chance zu entkommen.
Ein totalitäres Regime, eine spektakuläre, spannende und actionreiche Flucht, dazu eine aufkeimende Romanze, damit hat “Renegade” alle Faktoren für einen guten Action-Film. Und genau der spielt sich beim Lesen im Kopf des Lesers ab. Mit den ersten Verdächtigungen steigt die Spannung stetig an und gipfelt in Evies und Gavins spektakulärer Flucht, die in Elysium eine Spur der Verwüstung nach sich zieht.
Liebhaber von Actionfilmen und Thrillern werden auch “Renegade” lieben. Dystopieleser sollten sich darüber im Klaren sein, dass J. A. Souders in ihrem Roman kein Blatt vor dem Mund nimmt, durch die ungeschönte Darstellung aber auch ein selten klares Bild ihrer Vision gezeichnet hat. Die leicht anklingende Romanze und spätestens das glückliche Ende sollten auch die emotionaleren Leser besänftigen.
Einen Blick ins Buch sollte sich keiner entgehen lassen, die Leseentscheidung lässt sich schon mit den ersten Seiten treffen – und ich habe meine definitiv nicht bereut.