Eine Besprechung / Rezension von Andreas Schweitzer |
Er ist einer der ältesten Freunde Perry Rhodans und ist eine der Figuren in der Serie, die oft zu kurz kamen. In der Anfangszeit stellte Reginald Bull den komischen Pendant zu PR dar. Er hatte alle die unnötigen Eigenschaften, die PR nicht hatte. Zwar war er ihm immer ein treuer Freund, wurde aber dennoch oft etwas doof dargestellt. Dies wandelte sich im Verlauf der Serie zwar, aber so richtig trat er nie richtig aus dem Schatten seines Kumpels heraus, bis er im Aphilie-Zyklus die Rolle des Bösewichts übernahm. Ein weiterer denkwürdiger Auftritt fand in PR 673 RAUMSCHIFF ERDE statt. Dort erzählte Kurt Mahr alles aus der Sicht von Bull. Auch in einigen Taschenbüchern durfte der Stellvertreter Rhodans auftreten. Doch es musste noch lange Zeit vergehen, bis er endlich die richtige Würdigung fand.
Die Grundidee der Kosmos-Chroniken ist es, die Ereignisse aus dem PR-Universum aus der Sicht einer anderen Figur zu sehen. Reginald Bull bildet den Auftakt der Reihe. Autor Hubert Haensel schildert die Geschehnisse bis zum Jahr 3580 aus der Perspektive von Rhodans Freund. Man erfährt einiges über die Ereignisse vor dem Start der STARDUST 1971, über die Gründung der EXPLORER-Flotte, deren Chef Bull war, und über seine große Liebe, die er unter dramatischen Umständen verlor. Dabei geht Haensel sehr gut auf den Charakter des rothaarigen Mannes ein, und es gelingt ihm, der Figur ein echtes Gesicht zu verleihen. Bully ist jemand, mit dem sich jeder identifizieren kann, weil er immer auf dem Boden der Tatsachen bleibt. Oft wirkt er draufgängerisch, handelt aber doch durchdacht und sorgsam. Die Rolle als Rhodans Stellvertreter im Solaren Imperium erfüllt ihn nicht ganz, aber er weiß sich Abwechslung zu schaffen. Dem Autor gelingt es sehr gut, die Ereignisse bis zum Zerfall des Solaren Imperiums auf knapp 500 Seiten zu komprimieren. Er bietet dabei einen Blick auf die Ereignisse, der sehr vertiefend auf die Haupthandlung der diversen Zyklen wirkt. Dabei verliert er sich nicht in der Datenflut, sondern behält immer seinen Hauptcharakter im Auge. So versteht es der erste Band der KOSMOS-CHRONIKEN den Leser von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln. Er zeigt aber auch, dass Haensel ein wesentlich höheres Potential hat als ein normaler Heftromanautor.