Titel: Red Sky Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Klappentext
Der Überfall in der Bank von El Paso läuft völlig aus dem Ruder und so bleibt dem Ganoven Danny Black nur die Flucht in die Wüste von New Mexiko - auf dem Rücksitz eine weibliche Geisel, einen schwerverwundeten Psychopathen und dessen hysterische Freundin. Als sie in den verlassenen Fabrikhallen von Red Sky Manufacturing Schutz suchen, ahnen sie nichts von dem geheimen Leben im Wüstensand um sie herum. Bald umschwirren Armee-Helikopter das Gebäude und eröffnen erbarmungslos das Feuer. Die Soldaten tragen Gasmasken und sie haben es eilig, denn die Sonne sinkt ... und aus den Schatten kriecht das hungrige Grauen hervor ...
Rezension
Ein Banküberfall in El Paso läuft nicht so, wie es sich Danny Black und seine Mitstreiter vorstellten. Aus dem geplanten, unblutigen Raubüberfall wird unerwartet eine wilde Schießerei, an dessen Ende mehrere tote Polizisten und ein schwer verletzter Ganove stehen. Die Gruppe flieht in die Wüste hinaus, auf der Suche nach einem guten Versteck, um etwas Gras über die Sache wachsen zu lassen. Ein großes Erschwernis ist dabei Gina, deren Freund Dale angeschossen wurde und nun im Sterben liegt. Hysterie und Wahnsinn blitzen aus der Frau hervor; nur die Gutmütigkeit Dannys ist es zu verdanken, das man sich ihrer nicht einfach entledigt. Schlussendlich erreichen sie ein altes, verlassenes und ziemlich heruntergekommenes Fabrikgelände. In den maroden Lagerhallen hoffen sie Schutz vor der Verfolgung der Strafbehörden zu finden und ein Lager für die nächsten Tage. Eine Geisel aus der Bank soll ihren Schutz noch verstärken. Jedoch war die "Red Sky Manufacturing", das können die Protagonisten nicht wissen, keine gewöhnliche Fabrik. Schnell wird ihnen das klar, als sich ein Hubschrauber nähert, um einige schwer bewaffnete Soldaten abzusetzen - die ohne Vorwarnung das Feuer auf sie eröffnen. Aber nicht nur die erbarmungslosigkeit der Uniformierten macht der Gruppe zu schaffen, auch aus dem Inneren der Fabrik dringen seltsame Geräusche hervor, etwas scheint hier zu leben. Als plötzlich der verletzte Dale verschwindet, Gina einen Privatkrieg mit Danny beginnt, mittendrin die Soldaten auf alles feuern, was sich bewegt und aus der Schwärze immer mehr hungrige Mäuler auftauchen, ist das chaotische Grauen perfekt.
Wie heisst es so schön auf dem Backcover: "Red Sky startet als Thriller und endet in brutalem Horror". Dem kann ich nur zustimmen, wobei mir die Ergänzung erlaubt sei, das Adjektiv "brutal" auch an den "Thriller" anzupinnen. Denn Nate Southard hält sich nicht lange mit Ponyhof auf, sondern beginnt mit äusserster Härte und Rücksichtslosigkeit, den Leser klare, rohe Gewalt um die Ohren zu hauen. Die Fahrt zu Red Sky kann man dann als Übergangsphase, als Erholung und Entspannung ansehen, auch wenn durch die Ganovin Gina die psychiatrische Belastung schon sehr hoch ist. Southard beschränkt sich aber nicht auf den klassischen B-Horror "böses Monster schnappt brave Leute. Punkt.", sondern gibt den gefräßigen Wesen eine Identität, einen Hintergrund. Das, neben der harten und raschen Erzählung, ist eines der Dinge, die mir an diesem Roman besonders gefielen.
Die Monster haben eine Geschichte, bekommen Namen und erzählen teilweise die Geschichte aus ihrer Warte. Durchaus kann man so verschiedene Dinge dann verständlich nachvollziehen. Schlussendlich ist die Gesamterklärung des Plots ein wenig Druck auf die Tränendrüse, aber klassische Regierungsverschwörung im Sinne von Akte X. Das mag zwar vielleicht für manche etwas zuviel zurechtgebogen sein, vollendet in meinen Augen jedoch das, was Nate Southard mit seinem Roman abgeliefert hat: eine runde, blutige Sache, die es sich absolut lohnt zu lesen.
Red Sky ist ein brutaler, extrem schnell erzählter Horrorthriller der modernen Art - kompromisslos, blutig und kalt. Nate Southard versteht es, nicht nur die Protagonisten wunderbar zu charakterisieren, sondern auch die Umgebung, in der sie agieren, so zu beschreiben, als wäre man Teilnehmer dieser Hetzjagd. Gottseidank ist das nur ein Roman. Aber ein verdammt empfehlenswerter. Kaufen.