Reihe: Recluce-Zyklus, Band 4 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Und wieder sind wir mindestens zwei Generationen weiter in der Geschichte der Welt. Die ordnungsliebende Insel Recluce und deren Magier häufen immer mehr Ordnung bei sich an und kümmern sich nicht weiter um den Rest der Welt. Die weißen Magier aus Fairhaven sorgen für immer mehr Chaos. Der alte Erzmagier tritt ab, ja flieht regelrecht vor dem Emporkömmling Beltar. Beltar erobert immer mehr Länder, unterwirft eines nach dem anderen und seine Expansionsgelüste sind riesengroß, scheinen keine Grenzen zu kennen.
Die schwarzen Magier der Ordnung auf Recluce halten sich aus allem raus, hoffen, nicht in einen Krieg verwickelt zu werden. Aber sie unterstützen auch die anderen Länder nicht. Nun ja, nicht jeder denkt so, und so machen sich Justen und Gunnar auf den Weg, nur wenige Freunde bei sich. Gunnar ist ein Luft-Magier und Justen, die Hauptperson der Geschichte, ist ein Ingenieur und Magier. Er hält sich nicht für besonders gut. Doch mit seinen Ideen und der Unterstützung schafft er es, ganze Heere der weißen Chaosmagier zu vernichten. Sein Engangement reicht aber vorläufig nicht aus, den kriegerischen Magiern eine wirkliche Schlappe zuzufügen. Ganz im Gegenteil, denn während der letzten Schlacht wird er von seinen Freunden getrennt und muss sich durch die fremden Länder schleppen. Auf der ständigen Flucht vor den feindlichen Magiern flieht er durch eine Steinwüste und wird nur durch die Hilfe von Dayala vor dem Tod gerettet. Dayala ist Druidin und nimmt ihn mit in den großen Wald. Hier leben die Druiden und Justen lernt nicht nur viel, er verliebt sich auch in Dayala. Doch erst muss er die große Prüfung bestehen und alleine durch den Wald gehen. Je nachdem, welche Kraft angewendet wird, Ordnung oder Chaos, schlägt der Wald mit der anderen Kraft zurück. Denn der Wald lebt in einem sehr empfindlichen Gleichgewicht und kann es nicht leiden, wenn in ihm eine Kraft allein angewendet wird, ohne dass das Gleichgewicht der Kräfte beachtet wird. Die hier lebenden Druiden haben dies erkannt und leben im Einklang mit dem Wald und damit außerhalb der Gesellschaftsformen der beiden anderen Magiergruppen.
Justen muss die Druiden verlassen, nach Recluce zurückkehren. Dort macht er sich daran, einen Plan zu entwickeln, die Ordnung und das Chaos unter Kontrolle zu bekommen und sie in der Welt kräftemäßig gleichzeitig zu schwächen. Er möchte verhindern, dass durch die beiden Pole Chaos und Ordnung die Welt zerstört wird. Sein Stand auf der Insel ist nicht sehr einfach, denn ein Ratsmitglied ist korrupt und wird durch die Chaosmagier bestochen, so dass der Rat von Recluce nicht nur weiter stillhält, sondern auch Justen behindert.
Justens großer Plan schreitet voran. Er entwickelt einen Dampfwagen, mit dem er nach Fairhaven fährt. Hinzu kommen ein Heißluftballon und eine Art Laserstrahl. Nur begleitet von Gunnar und Marten, einem Marineinfanteristen, kämpft er gegen das Chaos an und schafft es, Fairhaven in Schutt und Asche zu legen, ja, fast eine Glasschicht darüber zu ziehen.
Mit diesem Abenteuer von Justen schließt sich der erste Kreis der Erzählungen aus Recluce. Bereits im ersten Band konnte man von der Zerstörung von Fairhaven lesen. Von der glasierten Schicht, die über der Stadt liegt, die dem Erdboden gleich gemacht wurde. In diesem vierten Band nun erfährt man, wie es dazu kam und dass es neben den weißen und schwarzen Magiern und den Druiden plötzlich graue Magier gibt, nämlich Justen, der Ordnung ebenso wie Chaos beherrscht und sie miteinander in Einklang bringen kann.
Während der dritte Band ein wenig in der Spannung nachließ, ist der vorliegende Band wieder sehr gut geworden, hier gibt es fast nichts auszusetzen. Die Geschichte wird vorangetrieben, ohne dass der Leser bzw. die Leserin sich in langweiligen Episoden verlöre. Im Gegenteil: Die gewaltige und zerstörerische Kraft von Kriegen wechselt sich ab mit liebenswerten Begegnungen zwischen Justen und Dayala. Schnelle Passagen wechseln mit behäbigen Beschreibungen, wie Justen seine Ideen in die Wirklichkeit umsetzt.
Rein theoretisch könnte der Zyklus hier beendet werden, doch sind weitere Bände in Vorbereitung und ich warte schon darauf. Phantastische Fantasy, eine faszinierende Handlung, schöne Charaktere. Sehr empfehlenswert.