Reihe: Das Rad der Zeit, Band 9 Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Der Sturm bricht los ist der neunte Roman im Zyklus Das Rad der Zeit und der dritte Teil von The Shadow Rising. Bislang war es so, dass ein Originalroman auf zwei deutsche Bücher gesplittet wurde. Beim vorliegenden Band musste das Buch wohl wegen der Seitenzahl gedrittelt werden. In jedem Fall hat das dem Ganzen keinen Abbruch getan. Im Gegenteil wirkt das epische Werk dadurch nur noch viel intensiver. Robert Jordan wurde bei uns sehr bekannt durch seine Conan-Romane, die ebenfalls bei Heyne erschienen. Seit längerer Zeit läuft nun sein sehr ungewöhnliches Epos. Länger und weitreichender als der Herr der Ringe, intensiver und tiefer gehender als seine Conan-Romane sind die Abenteuer der drei Freunde Mat, Perrin und Rand.
Angefangen hat es eigentlich damit, dass das Dorf der drei Jungen von Trollocs überfallen wurde. Dabei war sich jeder sicher gewesen, dass diese Tiermenschen nur in den Sagen und Märchen der Erwachsenen existierten. Aus den drei kleinen Bauernjungen wurden über Nacht gesuchte Burschen. Mit ihnen sollten sich Sagen und Legenden erfüllen. Und mit der Zeit erfüllen sich auch die eine oder andere Legende. Aus Rand al'Thor wird der wiedergeborene Drache - gleichzeitig Erlösung und Geißel der Menschheit. Die Aes Sedai sind auf der Suche nach ihm, weil er die Macht benutzen kann, aber nicht soll. Eifersüchtig wachen die Frauen darüber, dass nur Frauen die eine Hälfte der Macht beherrschen und alle Männer, die damit in Berührung kommen, einer Dämpfung unterzogen werden. Aus Mat wird der Träger des Horns von Valere. Dies ist in der Lage, das tote Heer des Arthur Falkenflügel aus dem Grab zu holen und gegen die Feinde der Menschen ins Feld zu führen. So geschehen bei den Seanchan, die die Welt, über das Meer kommend, überfallen. Und zum Schluss Perrin, der sich verwandelt. Er kann plötzlich mit den Wölfen heulen, versteht ihre Gedanken und kann sich in ihre Träume begeben. Auch sein Äußeres ändert sich, er bekommt goldene Wolfsaugen, eine hervorragende Sehschärfe und einen entsprechenden Geruchssinn.
Diese drei Jungs sind die Haupthandlungsträger. Doch wie auch Robert Jordan in seinem Buch beschreibt, webt das Rad der Zeit ständig neue Lebensstränge. Jeder der lebenden Menschen ist darin verwoben, mal stärker und mal schwächer. Wie in einem Teppich webt Jordan einen Handlungsstrang nach dem anderen, verbindet Schicksale, reißt sie auseinander und fügt sie ebenso oft in neuen Variationen zusammen. Er versteht es, lange zu schreiben, ohne langatmig zu wirken. Er schreibt tatsächlich sehr interessant. Seine phantastische Erzählkunst nimmt den Leser sofort gefangen, packt ihn (respektive sie) und führt so jeden direkt in das Leben der Hauptdarsteller ein. Die Handlung ist spannend, unheimlich, unübertroffen und stimmungsvoll.
Robert Jordan berichtet über brutale Schlachten, Gemetzel und wilde entschlossene Kämpfer genauso intensiv wie über Liebe, Heirat und Geburt. Kein Thema, das er anpackt, bleibt oberflächlich. Im neunten Teil seines Epos wird das Land der zwei Flüsse, aus denen die drei Freunde kommen, erneut von Trollocs angegriffen. Diesmal sind es tausende, die, von Myrddrahls geführt, gegen die Menschen anrennen. Perrin, inzwischen wieder in seinem Heimatdorf, organisiert die Verteidigung und macht sich bald einen Namen als Trollocjäger. Beim letzten entscheidenden Kampf gegen die Trollocs und ihresgleichen sehen die Bewohner seines Dorfes zu ihm auf und machen ihn, obwohl er es nicht will, zu ihrem Anführer. Reden ihn gar mit Lord Perrin an, was ihm sehr missfällt. Trotz alldem heiratet er noch vor der letzten Schlacht seine lange Weggefährtin. Er schickt sie weg, sie soll Hilfe holen bei der Königin, doch kommt sie mit den vereinigten Bauern zweier weiterer Dörfer wieder und kann so den Ausgang der Schlacht entscheidend mitbestimmen und diesen brutalen Kampf zum Guten wenden.