Serie/Zyklus: Das Schiff der Kinder, Band 1 bis 3 Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Teil1: Das Schiff der Kinder
Um den Orbit der Erde kreisen mehrere riesige Schiffe mit erdähnlichen Habitaten auf verschiedenen Ebenen. Eines dieser Schiffe wird dazu genutzt, verhaltensgestörte Kinder zu therapieren und ihnen gruppenspezifisches Verhalten beizubringen. In einer grossflächigen Landschaft leben die Kinder in kleinen Gruppen, umsorgt von den "Grünen", kleinen Robotern, die sie mit Vorräten versorgen, sie unterrichten und beschützen.
Eines Tages jedoch fallen die Grünen aus und bleiben ohne erkennbare Funktion liegen. Die Kinder kümmern sich erst nicht darum, ist doch ihr Alltag jetzt ohne Zwänge - sie können tun und lassen was sie wollen. Die Nachteile werden ihnen jedoch bald klar, da die Essensvorräte immer weniger werden.
Eine Expedition bricht zur Basis der Grünen auf, um zu ergründen, warum die kleinen Roboter nicht mehr funktionieren. Sie entdecken weitere ausgefallene Roboter und einen riesigen Schacht, der nach oben und unten scheinbar ins Leere zu führen scheint. Lediglich Lonzo ist den Kindern geblieben, ein Roboter, der sich vom Zentralrechner gelöst und eine Art eigenen Willen entwickelt hat. Er verkündet den Kindern, dass sich das Schiff aus der Erdumlaufbahn durch einen Unfall gelöst hat und von den Erwachsenen verlassen wurde.
Die Gruppe berät, was nun geschehen soll. Trotz der Unkenntnis der sie umgebenden Technik und der Unbegreiflichkeit mancher Einrichtungen entdecken sie die Funktionsweise des Schachtes - es ist ein Antigravitationsschacht und reisen durch das Schiff - auf der Suche nach Erwachsenen und anderen Kindern. Dabei lernen sie Big Tom und seine Gruppe kennen, einem schon älteren Jungen der sehr aggressiv zu sein scheint, ebenso wie Fräulein Unbekannt, einer jungen Frau, die ihr Gedächtnis verloren zu haben scheint.
Während die Kindergruppe sich in der Hauptzentrale des Schiffe breit macht, betreten zwei Fremde das im All treibende Raumschiff. Sie stellen sich als zwei ausserirdische Mediziner vor, die zufällig das treibende Erdschiff entdeckt haben und nach dem Rechten sehen wollten. Sie helfen den Kindern vor ihrer Weiterreise bei der Reparatur des Elektronengehirnes des von den Kindern so getauften Raumschiffs EUKAPLYTUS und sorgen so dafür, das dieses die Kinder nun im Laufe der Monate bei der Ausbildung zur Führung des Raumschiffes helfen kann.
Teil 2: Planet der Raufbolde
Nach einigen Monaten entdeckt man ein Planetensystem, auf das die Eukalyptus zuhält. Voller Tatendrang schwenkt man auf eine Umlaufbahn ein und bemerkt erst hinterher, das man diese nicht mehr verlassen kann. Die Kinder starten zwei Expeditionen zum Planeten, der fast überall mit Schnee und Eis bedeckt ist - entdecken dort die Rasse der Raufbolde, wilde, immerzu herumfluchende aber sehr nette Kreaturen, die in riesigen Schildkröten unter dem Eis leben. Sie freunden sich vor allem mit Flunki an, einem kleinen Raufbold, der ihnen die Gesellschaft der Raufbolde und den Planeten auf dem sie leben näher bringt. Sie erfahren von ihnen auch, dass am Äquator ein Mitglied der Medizinerrasse wohnt, mit denen sie ja schon konfrontiert worden sind.
Nachdem sie auf der Eukalyptus einen eingefrorenen Mann entdeckt haben - und ja noch das Problem des Fräulein Unbekannt vorhanden ist, beschliesst man, diesen Mediziner aufzusuchen und um dessen Hilfe zu bitten, die beiden zu behandeln. Dabei erleben alle eine lustige Reise durch die Landschaften des Planeten. Daniel Locke, so der Name des Mannes, kann tatsächlich geheilt werden und hilft den Kindern nach anfänglicher Verwirrung über seine Umgebung und die ihm erzählten Ereignisse bei der vollständigen Reparatur der Eukalyptus, insbesondere des Antriebes.
Während einige Kinder sich dazu entschliessen, auf dem Planeten zu bleiben, brechen die anderen mit dem Schiff zu weiteren Abenteuern auf.
Teil 3: Wrack aus der Unendlichkeit
Die Eukalyptus stösst mitten im Raum auf ein uralt aussehendes, riesiges Raumschiff. Angesichts schwerer Beschädigungen und des Alters hat man keine grosse Angst und geht längsseits. Eine Gruppe der Kinder macht sich auf, das Innere des Wracks zu erkunden und stösst dabei auf einen grossen Urwald in den Gängen des Raumschiffes, einem Saal voller Drachen, seltsame Maschinen und Geräte sowie Roboter, die ihnen nicht besonders freundlich gesinnt zu sein scheinen.
Die Kinder entdecken, dass es auf diesem Schiff ein Zentralgehirn namens Multivac gibt, das sie zu vertreiben versucht. Ebenso erfahren sie die Geschichte dieses Schiffes, das neben vielen anderen Raumschiffen ein Rettungsboot vor einer immer weiter erkaltender Sonne darstellte. Die aus vielen tausend Wesen bestehende Besatzung insektenähnlicher Wesen meuterte jedoch, da einige wenige auf dem Schiff viele Vorräte besassen. Es gab viele Verletzte und Tote, bis Multivac eingriff und dem Asimovschen Robotergesetzen folgend, die Meuterei unterband und das Kommando übernahm. Der folgende Kampf zwischen Wesen und Maschine kostete vielen das Leben, nur wenige tausend überlebten, die schliesslich das Schiff verliessen.
Durch die Auseinandersetzungen verteilte sich Erde im Schiff, Tiere konnten ins Freie fliehen - so das sich im Laufe der Jahrzehnte der Urwald im Raumschiff bildete.
Multivac kann schliesslich durch ein verbales Duell mit dem Elektronenhirn der Eukalyptus besieht werden, die Tiere werden auf das Schiff der Kinder gerettet und man setzt die Reise in die Unendlichkeit fort.
Eine Gruppe von fünf bis vierzehnjährigen Kindern allein in einem Raumschiff, dazu eine grosse Menge an spannenden Abenteuern und Entdeckungen. Das ergibt einen Roman der wahrscheinlich keinesfalls für pubertierende SF-Freunde geeignet ist, die auf knallharte Action stehen und nach einer Raumschlacht nach der anderen verlangen. Hier steht eher im Vordergrund, ob die Pfannkuchen für den kleinen Ollie nun reichen oder ob man welche nachbacken soll oder welchen Spleen der kleine Roboter Lonzo als nächstes inne hat - Pirat oder Motorradrocker?
Mit sehr viel Feingefühl für die Gedanken Kinder und Jugendlicher, die so auch in die Sprache der Erzählung miteinfliessen schildern Alpers und Hahn diese Raumschiffkatastrophe, die in Freundschaft, Toleranz und Entdeckungsfreudigkeit mündet.
Das Buch ist gleichermassen für Kinder gedacht, denen man mal eine gute SF-Geschichte vorlesen möchte, aber auch für Erwachsene, die mit einem Schmunzeln wieder Kind sein wollen, ohne gelangweilt zu werden. Im wahrsten Sinne ein Buch für jung und alt - sehr empfehlenswert!
Meine Bewertung: 10 von 10 Punkten
Themenbereich "Phantastik für Kinder und Jugendliche"
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