Titel: Randár - Die Schattenwelt Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Überraschung. Zumindest für mich, der bereits viel gelesen hat und immer wieder etwas Neues im Bereich der phantastischen Literatur sucht. Da bekomme ich ein kleines Büchlein in die Hand, dessen 293 Seiten sich schnell runterlesen lassen und eine Handlung bieten, die äußerts abwechslungsreich ist. Der Schriftsatz ist etwas zu klein, der Zeilenabstand etwas zu eng, aber man ist ja phlegmatisch und gewöhnt sich auch daran. Spätestens wenn es darum geht, der Handlung zu folgen, wird der Satz des Buches zur Nebensache.
Man schreibt das Jahr 999 der sechsten Finsternis. Eine Gruppe von Menschen ist auf der Flucht über die Hirangotu-Steppe, in einer Welt, die eigentlich nicht für Menschen geschaffen und erst recht nicht geeignet ist. Unter ihnen befindet sich das Mädchen Ylrana, das schnell zur Hauptperson der Erzählung aufsteigt. Die Flucht innerhalb Rangárs, der Schattenwelt, ist notwendig, weil die Menschen immer wieder Ziel und Opfer von Angriffen von Hirang-Tigern - umherwandelnden lebendigen Skeletten - und nicht zuletzt auch von Vampiren werden.
Ylranas Mutter starb bei ihrer Geburt, das Kind wurde von seinem Vater aufgezogen. Das Besondere an dem Mädchen sind ihre hellen Haare. Damit ist sie etwas Besonderes innerhalb der kleinen Gruppe. Hier findet sie auch eine kleine Liebschaft mit einem jungen Mann, die jedoch ein schnelles und vor allem brutales Ende findet. Wie zu erwarten, stirbt nicht Ylrana, sondern der Jüngling. In dieser Situation emotional aufgebracht, erschüttert sie das rationale Denken ihres Vaters. Für ihn ist tot nun mal tot und man kann sich nicht lange mit Gefühlsduselei abgeben. Das Leben ist schwer genug.
Die Leichtigkeit des Seins hat sich hier noch nicht gezeigt. Als wenig später die Gruppe bei einem Angriff niedergemacht wird und nur Ylrana überlebt, ändert sich auch ihre Einstellung. Das mag aber auch daran liegen, dass sie zu einem Vampir wird. Der Grund, warum sie gewandelt wird, scheint mit der hellen Haarfarbe zusammenzuhängen, doch wo der tiefere Sinn liegt, erschließt sich zuerst einmal niemandem. Als die Neu-Vampirin von anderen gefangen wird, ist sie sich nicht zu schade, das Blut einer gefangenen Menschenfrau zu saugen. Plötzlich ist das eben noch heulende Gefühlskind eine harte Frau.
Im Laufe der Erzählung tauchen weitere untote Lebewesen auf. Werwölfe, Geister, Dämonen und andere mehr bereichern eine zerstörerische Welt, in der nur eines zählt: Überleben um jeden Preis. Ylranas Härte zahlt sich aus, sie wird schnell zur Anführerin einer kleinen Gruppe und macht sich auf den Weg, eine Quest zu erfüllen. Mit dabei sind der Geist Ga hesch, der Werwolf Chaz, der Vampir Jorn und die Spinnendämonin Baztuul. Ebenfalls dazu gehört der Toten-Fürst Muldor, der scheinbar ihr Feind war, sich aber dennoch als brauchbarer Verbündeter erweist.
Ab diesem Zeitpunkt war für mich der Flair der Erzählung leider wieder gebrochen. Mit dieser Ansammlung sind wir wieder bei einer ganz normalen Abenteuerreise, die sich nur dadurch vom Üblichen unterscheidet, dass böse Wesen gegen die Lichtkreaturen kämpfen. Somit dreht sich das Schema um, ändert sich aber nicht. Gelungen ist zumindest, dass das Buch für mich am Ende auch zu Ende war und nicht den Anfang einer dieser unsäglichen Trilogien bildet. Hoffentlich. Hilfreich sind das Glossar und die kleine Karte am Schluss des Buches. Negativ aufgefallen ist der fehlende Preis auf dem Buch.