Titel: Rakete Mond startet Eine Besprechung / Rezension von Jürgen Eglseer |
Der Mensch soll den Weltraum betreten! Fünf aufrechte Amerikaner haben sich gewappnet, zum Mond zu fliegen, mit einer riesigen Rakete, innen hohl, mit einer Leiter versehen und an den Innenwänden irgendwelche kleineren Tanks mit nicht näher bezeichneten Treibstoffen. Frohen Mutes steigt man nach einer ausgiebigen Pressekonferenz fünf (!) Minuten vor dem Start der Rakete in das Raumschiff und bereitet sich auf die Pioniertat vor. Diese gelingt natürlich - und sogleich merkt man im Erdorbit die Auswirkungen der Schwerelosigkeit: Die Gurte der Pneumoliegen und eine Lederjacke fliegen abrupt nach oben, im Gegensatz zu Krawatten, Kugelschreibern, Schreibbrettern oder der Besatzung, die wie festgenagelt auf dem Schiffsboden bleibt. Seltsame Spielchen mit einer Mundharmonika sollen den Effekt der Gravitationslosigkeit humoristisch unterstreichen, jedoch bleibt das Lachen im Halse stecken, konkurriert mit dem heraufdrängenden Speisebrei, als das Raumschiff zwischen Mond und Erde überraschend zu einem vollen Stopp kommt - weil der Treibstoff Probleme macht. Dort hängend bastelt man an einer Lösung, fieberhaft kritzelt der Kugelschreiber über das Papier. Als Dr. Lisa Van Horn, die Chemikerin an Bord, den Expeditionsleiter Dr. Karl Eckstrom auf einen Fehler in seinen Berechnungen hinweist, kanzelt der sie mit den Worten ab, dass das nicht sein könne - sie lenkt ein, entschuldigt sich und Eckstrom vergibt ihr huldvoll mit der Begründung, dass sie ja "momentarily being a woman" gewesen ist. Da kann einem ja schon mal eine kurze Kritik herausrutschen. Schrecklich.
Man findet eine Lösung, eine neue Mischung soll das Problem beheben. Doch schon macht die Rakete einen Satz, schwenkt irgendwie herum und rast mit furchtbarer Geschwindigkeit in den Weltraum hinaus - die "mehrere Tage" bewusstlose Besatzung realisiert kurz nach ihrem Erwachen, dass ihnen der Mond abhanden gekommen ist und sie stattdessen kurz vor - dem Mars stehen! Jawohl! Nur eine amerikanische Pioniertat hätte das zustande bringen können!
Kurzentschlossen vergisst man alle Treibstoffprobleme - entschließt sich zur Landung auf dem Roten Planeten. Dort findet man nur (roten) Sand und Geröll vor und nach einigem Fußmarsch, der wie ein Nachmittagsausflug der sieben Zwerge wirkt, entdeckt man eine schwarze Art-Deco-Maske, worauf man sogleich auf eine untergegangene, hochtechnisierte Zivilisation schließt. Was passiert eigentlich dann, wenn Forscher nach unserem Ableben im Sand der verwüsteten Erde eine Dieter-Bohlen-CD finden?
Da der Mars ja eine Atmosphäre besitzt (ah ja!), kann sich der Schutz vor dem fremden Planeten auf Schnürstiefel und eine halb-deckende Gasmaske beschränken. Da wirken auch die Dialoge so gut - soweit man sie dumpf nuschelnd noch verstehen mag. Doch Gefahr: Überlebende der wohl durch einen Nuklearkrieg (Achtung! Moralitätsmodus an!) zerstörten Mars-Zivilisation werfen plötzlich mit großen Felsbrocken auf die Besatzung der X-M. Obwohl diese mit Pistolen und Karabinern ausgerüstet ist, wehrt man sich kaum, sondern sucht sein Glück in der Flucht, was zwei Besatzungsmitglieder mit ihrem Leben bezahlen müssen.
Nach einem überraschenden Schnitt ist man plötzlich wieder auf dem Rückflug zur Erde - doch durch die doofe Landung hat man den Treibstoff aufgebraucht und knallt am Schluss des Filmes voll in die gute alte Erde!
Nach dem Erfolg des ersten Weltraum-Eroberungsfilmes "Destination Moon" wurde dieser Streifen schnell hingeschludert, um auf dem Trittbrett des Vorgängers mitreisen zu dürfen. Man hätte diesem blinden Passagier jedoch lieber einen Fußtritt geben sollen.