Serie / Zyklus: ~ Eine Besprechung / Rezension von Rupert Schwarz |
Durch reinen Zufall finden die Menschen eine Methode, mit der sie fremde Welten in atemberaubender Detailgenauigkeit beobachten können. Obwohl der Effekt, der dies ermöglicht, noch nicht exakt erforscht ist, beobachten Wissenschaftler durch das Auge den Planeten HR8832 und dessen Bewohner. Ein Journalistenteam besucht die Anlage, doch kurz darauf sperrt das Militär die Anlage ab. Nicht nur Ein- und Ausreise ist verboten, sondern auch jegliche Kommunikation. Die Forschungsanstalt und die Stadt Blind Lake in ihrer Nähe sind von der Außenwelt abgeschnitten, und alle Menschen innerhalb der Quarantäne bleiben über die Motive im Dunkeln. Es muss etwas mit dem Auge zu tun haben, so viel ist klar, doch ist es eine Bedrohung für die Außenwelt oder gar für die Bewohner der Stadt selbst? Oder steckt mehr dahinter? Plötzlich beginnt eines der Wesen auf der weit entfernten Welt aus seiner Routine auszubrechen und bringt den Wissenschaftlern Kopfzerbrechen. Stellen die Außerirdischen oder eine andere fremde Macht den Grund für die Abriegelung dar?
Quarantäne ist überraschend anders im Vergleich zu Spin oder Die Chronolithen. Während Wilson in seinen anderen Romanen keinen großen Fokus auf die Entwicklung und die Beschreibung seiner Protagonisten legte, sondern sich klar auf die Geschichte konzentrierte ist es bei Quarantäne nun ganz anders. Der Roman ist ein SF-Thriller und lebt von der Beziehung der Figuren zueinander, und von diesen bietet Wilson eine ganze Reihe: Ray Scutter, der ekelhaft egoistische Wissenschaftler, Marguerite, seine Ex-Frau, und Tessa, ihre gemeinsame Tochter, Sue Sample, seine Sekretärin, Chris Carmody, der als Journalist eine Wissenschaftslegende demontierte und seitdem geächtet wird, oder Sebastian Vogel, der seine wissenschaftliche Karriere opferte, als er einen populistischen Bestseller mit Titel Gott und das Quantenvakuum schrieb. Tatsächlich rückt über weite Strecken die Sache mit der Quarantäne und dem Auge in den Hintergrund, und nach und nach erfährt der Leser die Geschichte hinter jeder Figur. Der Stil an sich erinnert an wenig an Philip K. Dick, der immer ein großes Vergnügen daran hatte, möglichst viele Verbindungen zwischen seinen Protagonisten zu bilden und ihr Wesen voll und ganz auszuleuchten. Letzteres gelingt Robert Charles Wilson wirklich außergewöhnlich gut, und es macht einfach Spaß zu lesen, wie die Einwohner von Blind Lake mit der Monate andauernden Quarantäne umgehen.
Es ist also ein Roman der leiseren Töne und so ganz anders als Spin. Ein Leser, der nun ein Werk ähnlich dem Bestseller erwartet, wird zwangsläufig enttäuscht sein. Hier gibt es keinen Gigantismus, sondern eher leise Töne. Es geht um Zwischenmenschliches und um eine besondere Art des Erstkontakts. Action findet man nur im letzten Viertel des Romans und auch dann ist dies eher in den Hintergrund gerückt. Dies sollte einem klar sein, und man darf sich auf keinen Fall von dem reißerischen Text auf der Rückseite des Romans irreführen lassen. Dies ist kein zweiter Spin. Quarantäne ist etwas ganz anderes. Wer also solche Geschichten mag, die davon leben, dass Menschen interagieren, der wird an dem Roman seine Freude habe. Wer aber einen SF-Reißer erwartet, der wird ohne Zweifel enttäuscht sein und sich wohl langweilen.
Ich für meinen Teil war von Quarantäne sehr angenehm überrascht. Das ist ein Roman für kalte Winterabende, wenn es draußen schneit und man zu Hause bleiben möchte. Dann kann man sich besonders gut in die Menschen versetzen, die in Blind Lake einer ungewissen Zukunft harren. Dank einer sehr gelungenen Übersetzung von Karsten Singelmann bietet der Heyne Verlag einen herausragenden Roman, der für mich zu den Highlights des Herbstes gehört. 9 von 10 Punkten.
Quarantäne ist überraschend anders im Vergleich zu Spin oder Die Chronolithen. Während Wilson in seinen anderen Romanen keinen großen Fokus auf die Entwicklung und die Beschreibung seiner Protagonisten legte, sondern sich klar auf die Geschichte konzentrierte ist es bei Quarantäne nun ganz anders. Der Roman ist ein SF-Thriller und lebt von der Beziehung der Figuren zueinander, und von diesen bietet Wilson eine ganze Reihe: Ray Scutter, der ekelhaft egoistische Wissenschaftler, Marguerite, seine Ex-Frau, und Tessa, ihre gemeinsame Tochter, Sue Sample, seine Sekretärin, Chris Carmody, der als Journalist eine Wissenschaftslegende demontierte und seitdem geächtet wird, oder Sebastian Vogel, der seine wissenschaftliche Karriere opferte, als er einen populistischen Bestseller mit Titel Gott und das Quantenvakuum schrieb. Tatsächlich rückt über weite Strecken die Sache mit der Quarantäne und dem Auge in den Hintergrund, und nach und nach erfährt der Leser die Geschichte hinter jeder Figur. Der Stil an sich erinnert an wenig an Philip K. Dick, der immer ein großes Vergnügen daran hatte, möglichst viele Verbindungen zwischen seinen Protagonisten zu bilden und ihr Wesen voll und ganz auszuleuchten. Letzteres gelingt Robert Charles Wilson wirklich außergewöhnlich gut, und es macht einfach Spaß zu lesen, wie die Einwohner von Blind Lake mit der Monate andauernden Quarantäne umgehen.
Es ist also ein Roman der leiseren Töne und so ganz anders als Spin. Ein Leser, der nun ein Werk ähnlich dem Bestseller erwartet, wird zwangsläufig enttäuscht sein. Hier gibt es keinen Gigantismus, sondern eher leise Töne. Es geht um Zwischenmenschliches und um eine besondere Art des Erstkontakts. Action findet man nur im letzten Viertel des Romans und auch dann ist dies eher in den Hintergrund gerückt. Dies sollte einem klar sein, und man darf sich auf keinen Fall von dem reißerischen Text auf der Rückseite des Romans irreführen lassen. Dies ist kein zweiter Spin. Quarantäne ist etwas ganz anderes. Wer also solche Geschichten mag, die davon leben, dass Menschen interagieren, der wird an dem Roman seine Freude habe. Wer aber einen SF-Reißer erwartet, der wird ohne Zweifel enttäuscht sein und sich wohl langweilen.
Ich für meinen Teil war von Quarantäne sehr angenehm überrascht. Das ist ein Roman für kalte Winterabende, wenn es draußen schneit und man zu Hause bleiben möchte. Dann kann man sich besonders gut in die Menschen versetzen, die in Blind Lake einer ungewissen Zukunft harren. Dank einer sehr gelungenen Übersetzung von Karsten Singelmann bietet der Heyne Verlag einen herausragenden Roman, der für mich zu den Highlights des Herbstes gehört. 9 von 10 Punkten.