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Eine Rezension von Judith Madera (Weitere Rezensionen von Judith Madera findet ihr hier auf fictionfantasy oder auf ihrer Website www.literatopia.de) |
Kaum wurde Makishima gefasst, entkommt er aus dem Polizeigewahrsam. Ausgerechnet die Vorgesetzten der Spezialeinheit helfen ihm dabei, weil sie ihn auf ihre Seite ziehen wollen. Doch Makishima zeigt sich nach wie vor unberechenbar und führt seinen Wahnsinn fort. Währenddessen macht Kōgami selbstständig Jagd auf den mysteriösen Verbrecher, dessen Psycho-Pass sich trotz seiner grausamen Gewalttaten nicht trübt. Akane hat es sich zum Ziel gesetzt, Kōgamis Rachefeldzug zu beenden und ihn davon abzuhalten, Makishima zu töten. Dabei wird sie mit der unvorstellbaren Wahrheit des Sybil-Systems konfrontiert und vor die Entscheidung gestellt: Soll sie ein auf Lügen basierendes System weiter unterstützen oder soll sie die Wahrheit enthüllen und riskieren, dass die Ordnung in der Stadt zusammenbricht?
Nach atmosphärischen Einstiegsfolgen wurde die Spannung in Psycho-Pass konsequent aufgebaut. In den letzten Folgen der ersten Staffel erreicht sie ihren nervenaufreibenden Höhepunkt, denn der Fall Makishima verlangt der Spezialeinheit alles und noch mehr ab: Während Vollstrecker Kagari spurlos verschwindet, trübt sich der Psycho-Pass von Inspektor Ginoza immer stärker ein. Er steht kurz davor, als latenter Verbrecher eingestuft zu werden und seine Karriere zu opfern. Akanes Psycho-Pass bleibt dagegen rein, auch wenn sie die Wahrheit um das Sybil-System nur schwer verdauen kann und sich wahnsinnige Sorgen um Kōgami macht. Man spürt deutlich, was Akane für Kōgami empfindet, auch wenn die beiden nur Freunde sind. Sie will ihn unbedingt davor bewahren, die letzte Grenze zu überschreiten und einen Mord zu begehen. Makishima hingegen legt es darauf an, von Kōgami getötet zu werden.
Die Dramatik nimmt bis zur letzten Folge stetig zu und als Zuschauer lernt man viele der ohnehin facettenreichen Charaktere nochmals von einer ganz neuen Seite kenne. Vor allem Inspektor Ginoza verdient sich reichlich Sympathiepunkte, weil er endlich zeigt, dass er kein aalglatter Paragraphenreiter, sondern ein knallharter Bulle ist. Akane und Kōgami hingegen waren von Anfang an authentisch und sympathisch, jeder auf seine eigene Art. Die beiden bilden zudem einen schönen Kontrast zueinander und ergänzen sich perfekt. Es ist auch schön zu sehen, dass Akane an ihren Idealen festhält, auch wenn sie ihre anfängliche Naivität fast gänzlich eingebüßt hat. Sie ist zu einer taffen jungen Frau geworden, die zu harten Mitteln greift, aber sich stets innerhalb ihrer eigenen moralischen Grenzen bewegt.
Das Finale ist ein düsteres Actionfeuerwerk, das tiefe Wunden in der Spezialeinheit hinterlässt. Zudem endet die erste Staffel relativ offen, auch wenn der Fall Makishima zum Abschluss gebracht wird. Der moralische Konflikt mit dem Sybil-System bleibt ungelöst und eigentlich passt ein Ende mit vielen offenen Fragen sehr gut zum Cyberpunk-Setting. So hat man das Gefühl, eine Episode aus einer fragewürdigen Zukunftsvision erlebt zu haben und gleichzeitig den Beginn von Akanes Karriere als Inspektorin. Es bleibt abzuwarten, ob die zweite Staffel die hohen Erwartungen erfüllen kann, denn die erste Staffel hat verdammt gut vorgelegt. Viel besser kann man einen so schön dreckigen Science-Fiction-Thriller kaum erzählen.
Die Bluray-Ausgabe macht wieder eine phantastische Figur auf dem Flatscreen und überzeugt mit voluminösem Sound und erstklassigen Animationen. Wer den Sammelschuber bei der ersten Volume ergattert hat, freut sich über eine gut gefüllte Box mit vier schicken Digipacks und einer kleinen Postkartensammlung. Denn auch dieses Mal gibt es wieder zwei schicke Postkarten als Extra. Insgesamt eine sehr gelungene Veröffentlichung, bei der man nur über den hohen Preis meckern kann. Leider ist das bei nahezu allen Anime-Veröffentlichungen ein Problem, weil der Markt in Deutschland sehr klein ist. Darum sei nur gesagt: Bei Psycho-Pass lohnt sich die Investition!
Fazit
Psycho-Pass gipfelt in einem hochdramatischen und nervenaufreibenden Finale, das tiefe Wunden und eine spürbar abgehärtete Akane hinterlässt. Viele Fragen bleiben ungelöst, vor allem in Bezug auf die erschütternde Wahrheit hinter dem Sybil-System. Doch das offene Ende steht der ersten Staffel ausgezeichnet, da es absolut typisch für guten Cyberpunk ist. 9 von 10 Punkten.
Rezension zu Psycho-Pass (Volume 1)
Rezension zu Psycho-Pass (Volume 2)