Reihe: Primeval, Band 4 |
Da eine Konstante bei Primeval die Veränderung ist, ist diesmal eine kleine Vorbemerkung unerlässlich: die folgende Geschichte spielt nach dem Weggang Jennifer Lewis' aus dem ARC und dem Tod Professor Nick Cutters durch die Hand Helens; neu zum Team hinzugestoßen sind dafür als Teamleiter der Ex-Cop Danny Quinn sowie Captain Becker, welchem als Soldat und Elitekämpfer der Schutz des ARCs und seiner Mitarbeiter obliegt.
Weil Anomalien nach dem Motto "S/M-Sex mit einem Kentosaurus" nicht nur auf das englische Oberhaus beschränkt sind, müssen die Bediensteten des Anomaly Research Centres bei Bedarf auch außerhalb des britischen Territoriums Wundertüten-Zeitportalen – man weiß nie, was drin ist und rauskommt – nachspüren.
Für James Lester und Danny Quinn bedeutet das, sich Sonnencreme auf die vornehme, bleiche und englische Haut zu schmieren, um in Südafrika dem Verschwinden einiger Ranger eines Nationalparks auf den Grund zu gehen, für das mutmaßlich größere Räuber als nur kleine Löwen verantwortlich zeichnen. Vor Ort steht den beiden gleichermaßen abenteuerlustigen wie in der Wildnis unerfahrenen Männern bei ihren Nachforschungen die toughe Rangerin Sophie zur Seite, wobei – wie sich bald herausstellt - deren Hilfe cum grano salis zu verstehen ist, denn zwischen all den Leichen und blutigen Kadavern, die die beiden in Südafrika erwarten, wird Lester und Quinn klar, dass irgendjemand ihre Arbeit zu sabotieren versucht.
Unterdessen plagen sich Abby Maitland, Connor Temple und Captain Becker im heimischen London nicht nur mit einem über das übliche Maß hinausgehenden Unwetter rum, sondern auch noch mit Velociraptoren und urtümlichen Riesenkrokodilen. Wäre das allerdings schon alles, könnte man das unter "keine besondere Vorfälle" abhaken. Unglücklicherweise jedoch wird das ARC von Unbekannten überfallen und Connor findet sich urplötzlich als Hauptverdächtiger in einer kleinen Zelle und im Zentrum einer quasi zeitlosen Verschwörung wieder.
Nach dem unsäglichen, todlangweiligen, bierernsten dritten Primeval-Roman aus Dan Abnetts Feder konnte es im Grunde mit der Reihe nur noch aufwärts gehen. Einen solchen Qunantensprung allerdings, wie ihn Simon Guerrier abliefert, durfte man ernsthaft kaum erwarten.
Nicht nur, dass jeder Figur in ihrem jeweiligen Handlungsbogen sowie insgesamt ausreichend Raum eingeräumt wird – insbesondere Lester ist mit seiner steifen Art nach wie vor ein echtes Unikum - , sondern auch die Dialoge wie Schilderungen sind selbst in den Kampf-Szenen so locker, leicht und humorvoll, wie man es aus der TV-Serie kennt. Nennt mich anspruchslos, aber über Passgen wie, "Er hatte bei der Polizei viel über Waffen gelernt. Er erinnerte sich, dass das neue Modell 70 eine kurze Auszieherkralle hatte, wusste aber nicht mehr genau, was das bedeutete." (S. 38 f.), kann ich mich königlich amüsieren (und solche Textstellen findet man en masse).
Bemerkenswert ist zudem, dass gerade Becker und Quinn - aber auch Lester - im Roman deutlich lebendiger und integrierter wirken, als in der TV-Show, in der diese Charaktere das große Sterben auf Seiten der ARC-Mitarbeiter nie wirklich kompensieren konnten. Darüber hinaus bietet die Geschichte einen eingängigen, gefälligen, durch die Aufteilung in zwei Handlungsstränge dynamisch wirkenden Mix aus Action, Verschwörungsplot, gewürzt mit etwas Lokalkolorit und eben jenem Humor, der Primeval überhaupt erträglich macht.
Fazit: Rasant und gefällig geschrieben sowie mit einer dem Grund-Setting angemessenen Portion Humor und Unernsthaftigkeit. Der mit Abstand unterhaltsamste Roman der Reihe … bisher!