Serie: Das Zeitalter der Fünf, 1. Band Eine Besprechung / Rezension von Erik Schreiber |
Für ihre erste Trilogie Die Gilde der schwarzen Magier erhielt Trudi Canavan dieses Jahr den Deutschen Phantastik Preis als bestes ausländisches Werk. Ich persönlich hielt diese Trilogie lediglich für gutes Mittelmaß und konnte daher nicht verstehen, warum sie gewählt wurde. Dieser Publikumspreis zeigt jedoch deutlicher als jede Buchkritik, wie beliebt die australische Autorin in Deutschland ist. Zum ersten Mal, seit ich die Vergabe des Preises verfolge, ließ eine ausländische Autorin vom deutschen Verlag eine Grußbotschaft verlesen. Allein diese Geste hat sie in der Gunst ihrer deutschen Leser noch etwas steigen lassen.
Mit der neuen Trilogie hält der Verlag auch an der Titelgebung der ersten Trilogie fest. So nennt er den ersten Teil einfach nur Priester, während er im Original "Die Priesterin der Weißen" betitelt ist. Angenehm an dem Auftaktband ist die Vielzahl der Figuren, die dem Leser vorgestellt werden und damit viele abenteuerliche Handlungswege vorgeben. Das hält den Roman abwechslungsreich und spannend. Eine der lesenswertesten Handlungen und humorvollsten ist die Handlung um das Haustier von Auraya. Das in der deutschen Übersetzung Unfug genannte telepathische und Eichhörnchen ähnliche Tier findet schnell Gefallen beim Leser. Die handlungsführende Hauptperson ist in jedem Fall das Mädchen Auraya. Sie wächst behütet in einer Gemeinschaft in Ithania auf. Sie ist lebhaft und aufgeweckt und an allerlei Dingen interessiert. Ihre Mutter ist krank, und nur ein Traumweber kann ihr helfen. Doch die Traumweber sind eine verbotene Gemeinschaft. Bei einem Angriff durch fremde Krieger gelingt es Auraya, eine Lösung zu finden, bei der alle Beteiligte gut dastehen. Das macht sie für den örtlichen Priester interessant, der sie ausbilden lässt. Jahre später. Die junge Priesterin wird zur Nachfolge in die Gruppe der fünf Weisen gewählt, wird damit zu einer direkten Vertreterin der fünf Götter auf Erden. Die Ehre bedeutet jedoch auch viel Verantwortung, die durch Ränkespiele und offene Bedrohung nicht leicht zu tragen ist. Gleichzeitig ist es jedoch auch ein Standpunkt, der einlädt, neue Freunde und fremde Völker, die an Fische oder Vögel erinnern, kennen zu lernen, sich aber auch Feinde zu schaffen. Als Gläubige ihrer Religion bekommt sie jedoch schnell ein Problem. Denn sie verliebt sich ausgerechnet in einen Traumweber, der zu den Naturmagiern zählt und damit ein Heide, ein Ungläubiger ist. Aus dem Gefühl der Liebe zu dem Heiler ergibt sich natürlich ein Konflikt, der nicht nur gefühlsmäßig, sondern auch religiös ausgetragen wird. Dabei war sie gerade dabei, eine Aussöhnung zwischen Priestern und Traumwebern herbeizuführen. In den weiteren Handlungsabläufen lernen wir jede Menge liebens- und hassenswerte Personen kennen. Dabei ist es von Vorteil, erst einmal einen Blick in das angehängte Glossar zu werfen, damit man mit all den neuen Begriffen zurechtkommt. Ist dies geschehen, verliert sich die Verwirrung und wird aus der Vielzahl von Handlungen, Personen und Begriffe eine in sich stimmige Erzählung. Mich persönlich stört ein wenig die 'Nina-Ruge-Platitüde' "Alles wird gut". Denn immer wenn es für Auraya schwierig wird, erhält sie neue Gaben und kann sich aus ihren Schwierigkeiten befreien. Anders dagegen die Hexe, die aus Geldmangel als Hure arbeitet, da geht es eben nicht, dass Götter helfend eingreifen.
Trudi Canavan bedient sich in vielen Dingen der altgedienten Fantasy, dann wieder überzeugt sie mit neuen oder ungewöhnlichen Ideen. Ein fesselnder Mix, der mir in der Ausführung besser gefällt als ihre erste Trilogie. Und sie stellt wieder eine zauberkundige junge Frau in den Mittelpunkt ihrer Erzählung. Dabei lässt sie sich viel Zeit, bis etwas geschieht. Als erzählerischer Grundstein, wenn auch ohne große Entwicklung der Figuren, ist dies dann doch als wichtig anzusehen. Lassen wir uns überraschen.
Priester - die Rezension von Ina Peters